Zweiter AKQua Herbstleuchtturm zum Thema "Herausforderung Beratung": Dr. Gerhard Keim, Susanne Schöttmer und Alexandra Jager im Interview

Dr. Gerhard Keim (GIM Gesellschaft für Innovative Marktforschung), Susanne Schöttmer (Schöttmer Institut für Verbraucherbefragungen), Alexandra Jager (IFAK Institut)
Unter dem Titel "Herausforderung Beratung. Open Space zu: Sollen, Wollen, Können Marktforscher beraten?" findet am 07. November dieses Jahres in Frankfurt am Main der zweite AKQua Herbstleuchtturm statt. Die Veranstaltung wird als "ein Tag im Open Space" ausgerichtet, einer in Deutschland und in der Marktforschung noch wenig verbreiteten Form der Großgruppenmoderation. AKQua ist der Arbeitskreis qualitative Marktforschung des BVM.
Zu den Inhalten und Besonderheiten des Events haben sich die Organisatoren Dr. Gerhard Keim (GIM Gesellschaft für Innovative Marktforschung), Susanne Schöttmer (Schöttmer Institut für Verbraucherbefragungen) und Alexandra Jager (IFAK Institut) geäußert.
marktforschung.de: Was ist das Besondere an dieser Veranstaltung?
Dr. Gerhard Keim: Erwarten darf man sich einen Tag voller Anregungen und Austausch mit anderen Marktforschern aus Unternehmen, Unternehmensberatungen und Instituten.
Einen Tag, bei dem ausschließlich über das geredet wird, was jeden einzelnen wirklich interessiert – dank der Open Space Methode wird die Agenda durch viele Diskussionsgruppen direkt in der Veranstaltung von den Teilnehmern selbst entwickelt und gelebt. Einen Tag mit unterschiedlichsten Interessengruppen im offenen Dialog, bei dem endlich mal Tacheles geredet wird!
Open Space ein Erlebnis für alle Teilnehmer und eine in der Marktforschung noch wenig verbreiteten Form der Großgruppenmoderation: Niemand muss irgendwo mitreden, alle dürfen. Setzen Sie Ihre Fragen auf die Agenda! Aber selbst wenn Sie nur wie ein Schmetterling von Thema zu Thema fliegen und mal hier und mal da zuhören, durch den Rahmen der professionellen Moderation wird die Veranstaltung sicher ein eindrucksvolles Erlebnis.
marktforschung.de - Warum soll es jetzt ausgerechnet - man könnte auch sagen: schon wieder - um Beratung durch Marktforscher gehen?
Susanne Schöttmer: Alle Welt redet von "Beratung" – in der Marktforschungsszene. Aber wollen das die Kunden überhaupt? Und wenn ja in welchem Rahmen? Und können das die Marktforscher überhaupt? Und wenn ja in welchem Rahmen? Schon auf dem letzten BVM Kongress und andern Gelegenheiten wurde ausführlich darüber gesprochen, aber wenn, dann vorrangig im Kontext quantitativer Forschung und der auf Zahlen basierenden Beratung.
Marktforschung endet noch heute manchmal mit der projektbezogenen Ergebnispräsentation. Mittlerweile spüren wir aber immer mehr, dass die Kunden über die reinen Ergebnisse und Handlungsempfehlungen hinaus auch bei der Umsetzung von Maßnahmen begleitet und beraten werden wollen. Wo ein Marktforscher bisher "lediglich" marktrelevante Insights beschafft hat und der Unternehmensberater auf der anderen Seite für die strategische Ausrichtung zuständig war, verschwimmen heute die Grenzen.
Inzwischen werden manchmal sogar neu ausgerichtete strategische Teams unter Beteiligung insbesondere der qualitativen Marktforscher gebildet. Für die Marktforschungsbranche und deren Kunden bedeutet dies, dass sie für sich definieren muss, was "Marktforschungs-Beratung" bedeuten soll und kann.
marktforschung.de: Qualitative Marktforschung und Beratung - macht das Sinn?
Alexandra Jager: Beratung ist zweifelsohne für die gesamte Marktforschungsbranche ein entscheidendes Themenfeld – und nicht nur für einzelne Bereiche davon. Aus Sicht des AKQua ist es aber eine besonders interessante Frage, inwiefern qualitative Forschung, die sich durch verstehende Ansätze, die direkte Interaktion mit Konsumenten und die Nähe zu deren Lebenswelt auszeichnet, spezifische Charakteristika mit sich bringt, die sie für Beratung hervorragend prädestinieren. Ist die qualitative Forschung vielleicht sogar besser gerüstet für Beratungsdienstleistungen als die quantitative Forschung? Und wenn ja, wo und wie?
marktforschung.de: Was hat den Impuls zu dieser Art von Veranstaltung gegeben?
Dr. Gerhard Keim: Bei der ersten Beschäftigung mit dem Themenfeld Marktforschung und Beratung sind wir zu der Ansicht gekommen: Beratung ist wichtig, sie ist aber ein Feld der Praxis, sie wird gemacht aber nicht gedacht. Sich mit diesem Themenfeld intensiver auseinander zu setzen, erscheint uns überaus lohnenswert und vielversprechend. Aber wie?
Wichtig erschien uns einen Dialog zwischen Beteiligten und Interessierten, zwischen Instituts- und Unternehmensmarktforschern zum Thema Marktforschung eröffnen, der Beratung heute und zukünftig reflektiert und als aktives, gestaltbares Handlungs- und Dienstleistungsfeld besser erschließt. Das erfordert ein passendes offenes, Dialog-orientiertes Format der Auseinandersetzung. Unser Ansicht nach: Open Space. Open Space stellt einen offenen flexiblen Diskussionsrahmen zur Verfügung, der es erlaubt, auch uneinheitliche oder gar konträre Interessen ziel- und interessensorientiert in Fragen aufzuarbeiten, ohne sich in ein fixes, vordefiniertes Themenkorsett zu zwängen.
marktforschung.de: Was ist so faszinierend am Open Space?
Susanne Schöttmer: Open Space macht die Kaffeepausen, die bei so mancher Konferenz oder Tagung deutlich interessanter und bereichernder sind als die Agenda selbst, zum Mittelpunkt des Geschehens. Die Teilnehmer befinden sich quasi dauerhaft in der Kaffeepause und können sich nach Belieben mit anderen Teilnehmern austauschen. Es gibt keine Tagesordnung. Zwar wird das Thema festgelegt, aber rund um dieses Thema beschäftigt sich jeder mit den Aspekten und Fragen, die ihn ganz persönlich besonders interessieren oder die wichtig für ihn sind. Auf diese Weise kann der persönliche Benefit maximiert werden, denn was mich nicht interessiert, damit muss ich mich an diesem Tag auch nicht auseinandersetzen. Open Space bietet eben ausreichend Raum, dass jeder im Austausch mit anderen seinen Horizont erweitern kann.
marktforschung.de: Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg für den Herbstleuchtturm!
Der zweite AKQua Herbstleuchtturm "Herausforderung "Beratung". Open Space zu : Sollen, Wollen, Können Marktforscher beraten?" richtet sich sowohl an Unternehmensmarktforscher und Anwender von Studien in den Unternehmen (Marketing) als auch an Institutsmarktforscher sowie Unternehmensberater.
Das Event findet am 7. November 2012 von 10:00 Uhr bis 16:30 Uhr im Tagungszentrum Ka-Eins, Kasseler Straße 1a, 60486 Frankfurt / Main statt.
Die Anmeldung ist möglich unter bvm.org/akqua-anmeldung
Weitere Informationen zum Unternehmen auf marktforschung.de:

SCHÖTTMER-INSTITUT GmbH

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