Die Frage zum Sonntag Zurück auf Los?

Lagen die Grünen Anfang Mai mit rund 26 Prozent noch gut zwei Prozentpunkte vor der CDU/CSU, sind sie nun erstmals seit März wieder unter die 20 Prozentmarke gerutscht und liegen fast neun Prozentpunkte hinter den Unionsparteien, die sich wiederum ungefähr auf ihrem Vor-Corona-Niveau befinden. Der Baerbock-Effekt ist damit verpufft und es hat sich wie schon 2017 beim vorübergehenden Höhenflug der SPD gezeigt, dass es leichter ist kurzfristig Wähler*innen zu begeistern, als diese mittel- bis langfristig zu halten.
Die Delta-Gefahr und die Frage der Personalisierung
Die Grünen-Wähler*innen von vor acht Wochen sind aber nicht weg, sie sind nur woanders, die Volatilität im Wähler*innenmarkt lässt sich gar nicht häufig genug bemühen, denn offensichtlich hatten sich die mehr als 25 Prozent Grünen-Wähler*innen Anfang Mai ja für grüne Ideen und Schwung begeistern können und in Stein gemeißelt sind die aktuellen Zahlen in der Sonntagsfrage dementsprechend auch nicht.
Neben der Schwäche der Grünen profitiert die Union aktuell von einer womöglich nur vorübergehenden Beruhigung der Corona-Lage. Sollten die Zahlen der Neuinfektionen wieder ansteigen, der versprochene Sommerurlaub in Gefahr sein oder Schulen und Kitas nach den Sommerferien nicht wie geplant öffnen, dürfte sich der Unmut der Bürger*innen auf der Partei entladen, die momentan auch von der Beruhigung der Corona-Lage profitiert, und das ist die Union.
Daneben wird die Personalisierung eine noch größere Rolle spielen, je näher die Bundestagswahl am 26. September rückt. Hier zeigt sich in aktuellen Umfragen, dass die Marke CDU/CSU offensichtlich stärker ist als die Marke Armin Laschet, die Union wird eher als Partei gewählt als wegen ihres Kandidaten, bei der SPD und Olaf Scholz (die aktuell medial noch kaum Raum einnehmen) ist aktuell das Gegenteil der Fall, hier ist Olaf Scholz stärker als seine Partei, bei den Grünen dürfte sich das inzwischen nach dem vergangenen Höhenflug ungefähr die Waage halten.
Hier hängt dann viel von der Performance von Armin Laschet ab, der zwar den Prüfstein Sachsen-Anhalt überstanden hat, dem aber die Werte-Union und die Kandidatur von Hans-Georg Maaßen zu schaffen macht. Oder aber von der Fähigkeit seiner Kampagne, die Partei im Vordergrund und Armin Laschet im Hintergrund zu halten, bzw. von seiner potentiellen Kanzlerschaft abzulenken.
Aktuell nur eine Zweierkoalition möglich
Wie der pollytix-Koalitionsrechner zeigt ist bei den aktuellen Wahlanteilen nur eine schwarz-grüne Koalition aus CDU/CSU und Grünen möglich. Die aktuelle GroKo aus CDU/CSU und SPD ist schon seit einigen Monaten ohne Mehrheit und aktuell zwar auf dem aufsteigenden Ast, der Appetit auf eine Fortsetzung dieses Bündnisses dürfte aber gering sein, auch wenn es rechnerisch möglich würde.
Die Liebe zu Schwarz-Grün, lange als Wunschoption beider Parteien gehandelt, leidet momentan aber empfindlich unter dem Wahlkampf, dessen Tonalität schon jetzt vor der heißen Phase eine vorher kaum gekannte Schärfe angenommen hat. In Koalitionen müssen aber immer auch Menschen miteinander klarkommen und wie und ob das bis nach dem Wahltag der Fall sein kann, werden die nächsten Wochen zeigen.
Vielleicht werden dann auch doch andere Optionen interessant und vielleicht muss der oder die Kanzler*in auch nicht von der stärksten Partei gestellt werden. Die Ampel-Koalition aus Grünen, SPD und FDP steht übrigens aktuell bei 51 Prozent der Sitze.
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