Was sonst noch war Wütende Kommunen, unfähige Journalisten, Werbepenetration

In unserer Kolumne "Was sonst noch war" wollen wir Ihnen ans Herz legen, was die anderen schreiben. Denn manches gerät aus dem Blick – wir fangen es wieder ein mit unserer Presseschau.

Studienfeedback einmal anders: Viele Kommunen haben ihre Drohungen wahr gemacht und klagen nun gegen die erhobenen Zahlen des Zensus 2011, wie "Spiegel Online" berichtet. Für die betroffenen Regionen geht es um viel Geld, denn von den Zensusdaten sind unter anderem Zuschüsse aus dem Bund abhängig. Früher konnten Ministerien solche Dinge einfach von oben herab diktieren, heute ist das anders: Die Statistikkompetenz hat sich offenbar auch auf kommunaler Ebene verbessert.

Anders sieht das leider in vielen Redaktionen aus, schreibt die Journalistin Gemma Pörzgen in einem spannenden Hintergrundartikel der Bundeszentrale für politische Bildung (BpB): "Im Umgang mit politischen Meinungsfragen fehlen vielen Journalisten häufig das notwendige Handwerkszeug und ausreichende Kenntnisse in Statistik, um die erhobenen Daten ausreichend analysieren und angemessen aufbereiten zu können." Pörzgen hat das facettenreiche Verhältnis von Medien und Meinungsforschern untersucht, und lässt dabei Vertreter von Allensbach, Forsa, YouGov, Forschungsgruppe Wahlen sowie infratest dimap zu Wort kommen.

Nach dem Prinzip "Hauptsache nette Zahlen" gehen ebenfalls häufig Medien vor, die über Studien zur Arbeitnehmerzufriedenheit berichten. Wir wissen, dass sich Arbeitszufriedenheit nicht so einfach messen lässt wie Körpergröße. Beim Versuch, einen Pudding an die Wand zu nageln, scheitern viele Redaktionen und leider auch die Marktforschungsinstitute, schreibt Hans-Dieter Rieveler in einem lesenswerten Artikel auf "Telepolis"

Welche Daten hinterlasse ich in den Datenbanken von Konzernen und Behörden? Der Grünen-Politiker Malte Spitz ist dieser Frage systematisch nachgegangen und veröffentlicht nun Teile seines digitalen Datenschattens. "Spiegel Online" hat seine Online-Einkäufe, Schufa-Auskünfte, Finanzdaten und vieles mehr in einer anschaulichen Infografik verarbeitet.

Mehr Datenselbstbestimmung fordert der CEO der Deutschen Telekom, Tim Höttges, in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung". Welche Sorgen ihm darüber hinaus die Marktmacht von Google macht, ist in einer Zusammenfassung von "Focus Online" nachzulesen.

Der moderne Konsument wird auf Schritt und Tritt verfolgt, bewertet, gescored und zuletzt an den Kassen gemolken wie eine Milchkuh. Dieses drastische Bild zeichnet eine neue Imagekampagne der Zeitungen, die stattdessen für "Slo-Vertising" ohne Cookies und Nebenwirkungen wirbt. Der Werbespot auf YouTube ist jedenfalls sehr unterhaltsam. Eine Informationsseite erklärt die Hintergründe der Anti-Zeitgeist-Kampagne.

GIM hat kürzlich ein neues Workshop-Tool namens "Idea Market" vorgestellt. Was es damit auf sich hat, erklärt Britta Hoppe in einem kompakten YouTube-Erklärvideo. Spielerische Ansätze von Gruppendiskussionen sowie ein inszenierter Ideenwettbewerb sollen demnach zu besseren Ergebnissen führen.

Nochmal YouTube: Über die peinlichen Ranking-Manipulationen der Öffentlich-Rechtlichen hatten wir bereits berichtet. Nun nehmen Bastian Pastewka und Jan Böhmermann die Umtriebe ihrer Arbeitgeber aufs Korn: In einem Clip namens "Ranking Bad". Anschauen!

Ein schönes Wochenende wünscht
Nils Glück, marktforschung.de 

Übrigens: Meistgeklickter Link von vergangener Woche war der Samplesize Calculator von SurveyMonkey.

 

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