Sebastian Schmidt, SKOPOS ELEMENTS GmbH "Würde ich mich trotz der kleinen Abstriche wieder für die Ausbildung entscheiden? Klares Ja."

In diesem Beitrag verrät Sebastian Schmidt, Co-Founder & Managing Director der SKOPOS ELEMENTS GmbH, wieso er sich für die FAMS-Ausbildung entschieden hat, was in der Zeit passiert ist und was er jenen empfehlen kann, die mit dem Beruf liebäugeln.

Im September 2007, begann ich bei SKOPOS meine Ausbildung zum damals noch brandneuen Berufsbild des Fachangestellten für Markt- und Sozialforschung. Mittlerweile 35 Jahre alt und um einige Erfahrungen reicher, leite ich nun gemeinsam mit meinem Kollegen Christopher Harms den Data-Science-Arm der SKOPOS GROUP – SKOPOS ELEMENTS. 

Knapp 13 Jahre an Eindrücken zu strukturieren, ist mir schwieriger gefallen, als gedacht. Trotzdem wage ich mich an den Versuch zu erklären, wieso ich mich für die Ausbildung entschieden habe, was in der Zeit passiert ist und was ich jenen empfehlen kann, die mit dem Beruf liebäugeln. 

Wie alles begann

Doch fangen wir von vorne an: Nach Abitur und zwei Jahren im Sanitätsdienst der Bundeswehr, bei der ich bei allerhand Gesundheitsstatistiken und Excel-Auswertungen unterstützt hatte, wurde es Zeit sich nach etwas mit einer längerfristigen Perspektive umzusehen. Da ich kein großartiger Schüler gewesen war und ich Spaß an der praktischen Arbeit hatte, war für mich schnell klar, auf eine Ausbildung zu setzen.  

Nur was? Bei der Abiturberatung wurden neben den "üblichen Verdächtigen" auch ein damals ganz neuer Ausbildungsberuf aus dem Hut gezaubert. Richtig, der FAMS. Interesse an Zahlen? Abwechslungsreiche Tätigkeiten? Arbeiten mit Menschen? Check! Passenderweise hatte eine Agentur mit dem Schwerpunkt Pharma/Gesundheit im Umkreis Köln eine Ausbildungsstelle ausgeschrieben. Wie gemalt, also schnell bewerben. Leider hatten sie keine Rose für mich und ich wurde nicht zum persönlichen Gespräch eingeladen. Aber mein Interesse für die Ausbildung war geweckt. Nach Bewerbung und zwei Gesprächen bei SKOPOS kam die Zusage. Und es sollte sich als Glücksgriff erweisen. 

Der Ausbildungsalltag – Kaffee kochen? Nur für mich!

Denn ich wurde von den neuen Kollegen mit offenen Armen empfangen und es wurde kein Vorurteil bedient. Kaffee kochen musste ich nur für mich und in der Regel wurde sich viel Zeit für Erklärungen von Methoden und Abkürzungen genommen, aus denen zu Beginn gefühlt die Hälfte der täglichen Konversation bestand. Besonders hervorzuheben ist der Ausbildungsplan, der eine Praxisphase in jeder SKOPOS-Abteilung vorsah. Online-Programmierungen, Telefonstudio, quantitative und qualitative Forschung: Damit verfügte ich nach drei Jahren über ein breites Wissen und war wahrscheinlich die Person im Unternehmen, die unterschiedliche Arbeitsweisen und Prozesse am besten kannte und den jeweiligen Themenexperten einbinden konnte. 

Über Theorie und Berufsschule

Das zur Praxis. Doch eine Ausbildung wäre nichts ohne die in der Berufsschule vermittelte Theorie. Standen im ersten Jahr die kaufmännischen Standards im Vordergrund, wurde es im zweiten Jahr mit Kursen zu Statistik, quantitativer, qualitativer Markt- und Sozialforschung deutlich fachspezifischer, was eine gute Ergänzung zur praktischen Arbeit war und ein ordentliches Fundament bildete. 

Klar, nach all den Jahren hat sich eine gute Prise Nostalgie über die Erinnerungen gelegt. Hätte zu der Zeit eine Weltmeisterschaft im PowerPoint-Grafiken befüllen oder offene Nennungen codieren stattgefunden – ich hätte mir mindestens das Viertelfinale zugetraut. Auch in der Berufsschule merkte man an einigen Ecken, dass wir erst der zweite FAMS-Jahrgang waren und Empiriker in einer Berufsschule Exoten sind, mit denen auch das Lehrpersonal zu kämpfen hatte. 

Würde ich mich trotz der kleinen Abstriche wieder für die Ausbildung entscheiden? Klares Ja. Ich konnte unfassbar viel lernen und Praxiserfahrung in einem Unternehmen ist durch nichts ersetzbar. Das gilt insbesondere im breiten Feld der Marktforschung, bei der es nicht den einen, typischen Werdegang gibt und ganz unterschiedliche Kompetenzen gefordert sind. Methoden- und Branchenwissen, kommunikative Stärke, Organisationsfähigkeiten. Und hier muss sich ein FAMS hinter keinem anderem Neueinsteiger verstecken, auch wenn die Meinung sicher nicht jeder teilt.  

Egal ob Studium oder Ausbildung – die Leistung zählt 

Ich hatte persönlich das Glück, dass mein damaliger Chef mir nach der Übernahme früh signalisierte, mich nur nach meiner Leistung zu beurteilen und ich meine Entwicklung und Berufsperspektive damit selbst in der Hand habe. Dazu gehörte vor allem sich Ausprobieren zu dürfen. Hier hatte ich nach meiner Ausbildung in unterschiedlichsten Projekten reichlich Gelegenheit und wurde von ausführenden Tätigkeiten immer weiter in Richtung Projekt-Leitung, Kundenberatung & Co. herangeführt. 

Dazu entschied ich mich ein Jahr nach Abschluss meiner Ausbildung ein berufsbegleitendes Studium zu beginnen. Das bedeutete: von Montag bis Freitag arbeiten, Samstag Vorlesungen, Sonntag lernen. Das vielgelobte Uni-Leben meiner Arbeitskollegen hatte ich mir anders vorgestellt. Und hat mich der Bachelor zu einem besseren Marktforscher gemacht? Ehrlich: Ich weiß es nicht. Wieso also dann 3.5 Jahre lang auf Freizeit verzichtet? Zunächst: Nach der Ausbildung war mein Ehrgeiz geweckt und ich hatte Lust zu lernen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass ich mir von einem akademischen Grad mehr Flexibilität erhoffte, da die Ausbildung sich zu der Zeit noch nicht wirklich durchgesetzt hatte. Am Ende war die Entscheidung denkbar einfach. Ich hatte, außer einem halben Jahr, wenig zu verlieren und so "gönnte" ich mir das erste Semester, um mich von dort vorwärts zu tasten. Das Ende vom Lied war ein Bachelor-Abschluss, verbunden mit dem Schwur keine weiteren berufsbegleitenden Abenteuer einzugehen. 

Das Herz schlägt für die Online-Befragung

In dieser Zeit sammelte ich parallel einiges an Arbeitserfahrung, während der ich immer stärker merkte, dass mir Technologie liegt und ich ein Händchen für unkonventionelle Herangehensweisen hatte. Bei SKOPOS konnte ich neben dem Projekt-Geschäft beide Talente stärken, sodass ich mich schnell für den Bereich Online-Befragungen verantwortlich zeichnete und Entwicklungen neuer Methoden und Pilotprojekte vorantreiben dürfte – inklusive der Präsentation in Form von Fachbeiträgen und Kongressen. 

Die Konsequenz war 2015 mein eigener, kleiner, Bereich Research & Development innerhalb der SKOPOS GROUP, den wir als interne Innovationsabteilung positionierten. 

Und es wurde nicht langweilig. Meinen Kollegen Till Winkler konnte ich bei ersten Projekten im Bereich User-Experience-Research unterstützen, der in der Unit SKOPOS NOVA aufging. Mit steigender Team-Größe ging der klare Trend in Richtung "Nerdkram", wie es meine Kollegen liebevoll und wiederholt zum Ausdruck brachten. Neue Online-Methoden, Analysen & Co. eben. Passend dazu fing ich erneut einen berufsbegleitenden Studiengang an - einen Master in Digital Business Management. Das zum Thema Vorsätze... 

Der akademische Grad war mir dabei nahezu egal. Mich hatte das Thema neugierig gemacht und es war die perfekte Ergänzung zu meiner Arbeit. Inspirierend und thematisch so nah dran, dass der Praxistransfer einfach ist. Gleichzeitig hat das Studium eine neue Tür aufgestoßen. Digitale Geschäftsmodelle von der Pike auf lernen, verstehen, was man mit Technologie machen kann und was für Mega-Trends es in dem Bereich gibt: das war und ist faszinierend. 

Getrieben von neuen Kundenwünschen, bewegte sich der Schwerpunkt der Research & Development-Abteilung genau in die Richtung solcher Themen: Stärkerer Automatisierungsgrad, Datenfusion, Advanced Analytics, Forecasts und Online-Reportings. Aus dem kleinen, forschenden Elfenbeinturm erwuchs schnell ein Experten-Team zu Data-Science-Fragestellungen. 

Wie SKOPOS ELEMENTS zu Stande kam 

Folgerichtig fassten wir 2019 den Entschluss das Team als eigenen Unternehmensteil auszugliedern und diese Services nicht nur als kleinen Projekt-Bestandteil unter der Hand anzubieten, sondern mit SKOPOS ELEMENTS einen schlagkräftigen Data-Science-Anbieter am Markt zu positionieren. Gemeinsam mit meinem Mitgründer Christopher Harms sind wir im Oktober gestartet und freuen uns auf ein neues Kapitel. 

Zweifellos haben Glück und Gelegenheit viel zu meinem Werdegang beigetragen. Ich versuche mich trotzdem an ein paar Tipps und Überzeugungen: 

Für die Ausbildung: 

  • Versucht euch ein Bild von den Unterschieden zwischen Markt- und Sozialforschung zu machen und euch zumindest für eine Richtung zu unterscheiden. Arbeitgeber, Arbeitsweisen und Fragestellungen unterscheiden sich erheblich voneinander. 

  • Sucht nicht nur einen Ausbildungsplatz, sondern einen guten Arbeitgeber. Kommt ihr mit den Leuten klar, gibt es dort auch nach der Ausbildung Perspektiven? 

  • Fragt nach Erfahrungen mit ehemaligen Azubis und was die jetzt so machen. 

  • Lasst euch den Plan erklären, mit dem ihr im Unternehmen etwas lernen sollt. Gibt es keinen, besteht die Gefahr, dass ihr als günstige Arbeitskraft eingeplant werdet. 

Nach der Ausbildung: 

  • Seid euch über euer Ziel im Klaren. Wer Karriere machen möchte, sollte sich schneller auf neue Sachen einlassen und lernwilliger sein, als wenn ihr besonders Wert auf geregelte Arbeitszeiten und einen maximal strukturierten Tagesablauf liegt. Beides sind aber faire Ziele. 
  • Wie kommt ihr ans Ziel? Vielleicht liest sich mein Beitrag so, als wäre das Studium der Haupttreiber gewesen. Dem ist nicht so. Diese haben mir tatsächlich viel zusätzliches Wissen an die Hand gegeben und ich mag es nicht missen - aber es hätte sicher auch andere Wege gegeben.  
  • Ich habe persönlich viel daraus gezogen, mich zunächst in unterschiedlichen Feldern ausleben zu können. Von eher technischen Themen bis hin zur Moderation von Fokusgruppen - erst wenn man einen Einblick erhält, kann man informiert die Entscheidung treffen, ob man es vertiefen möchte. 
  • Stichwort Vertiefung: Auch hier gehen die Meinungen sicher auseinander, aber ich halte es für sinnvoll, sich nach einiger Zeit zu spezialisieren.  Das bedeutet nicht, bspw. nur noch Angebote zu schreiben, Daten auszuwerten oder Fragebögen zu programmieren. Aber es wird zunehmend schwierig, in einem ausdifferenzierten Feld alles perfekt zu beherrschen. Deshalb ist es extrem wertvoll die eigenen Stärken zu erkennen und sich zu überlegen, wie man diese einsetzen kann.  
  • Da die Branchengrenzen Richtung Beratung, Produkt-Management, Business-Intelligence, Workshop- Facilitator usw. fließender werden, wird das Berufsbild ohnehin an Schärfe verlieren. Deshalb hilft es umso mehr, sich ein eigenes Profil zu erarbeiten, da das Label "Marktforscher" die meisten Tätigkeiten nur noch maximal oberflächlich beschreibt. 

Über den Autor:

Sebastian Schmidt Geschäftsführer SKOPOS elements (Bild: SKOPOS)
Sebastian Schmidt war zunächst sieben Jahre lang als Director Research & Development für Innovationen bei SKOPOS verantwortlich, bis er im April 2020 SKOPOS ELEMENTS gründete und seitdem dort als Geschäftsführer tätig ist.

/cb

 

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