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Wolfgang Dittrich: "An der Marktforschung begeistert mich alles: die Menschen, die Methoden und die Themen"
Hamburg / Köln - Wolfgang Dittrich, Vorstandsvorsitzender des BVM sowie Inhaber von Wolfgang Dittrich Consulting, stand marktforschung.de im Rahmen desdiesjährigen 43. Kongress der Deutschen Marktforschung zum Interview zurVerfügung. Die Fragen stellte Sabrina Gollers.
Auszüge aus dem Interview finden Sie auch als Videopodcast in unserer Rubrik "Video".
Sabrina Gollers für marktforschung.de: Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Wiederwahl als BVM-Vorstand, was erwarten Sie denn jetzt vom diesjährigen BVM Kongress?
Wolfgang Dittrich: Erstmal vielen Dank! Als neu gewählter Vorstand erwarte ich natürlich glückliche und zufriedene Besucher, die hier viel mitnehmen und lernen und einen interessanten Austausch haben. Als Medienforscher, der ich nun mal auch bin, bin ich natürlich froh, dass gerade das Thema, wo es im Moment so viel Umbruch, Innovation und Veränderung gibt, das Thema eines zweitägigen Kongresses ist, der zu Recht das Highlight des Jahres in der Marktforschung ist. Und wenn man sich die Gästeliste anschaut: da ist das who-is-who der deutschen Medien und der deutschen Marktforscher hier vertreten.
SG: Das Kernthema dieses Kongresses ist ja die Attention Society. Wie kann man Ihre Aufmerksamkeit gewinnen?
WD: Muss ich diese Frage beantworten? (lacht)
SG: Zu welchem - gerne auch ungewöhnlichen - Thema würden Sie gerne einen Kongress besuchen?
WD: Ich hoffe, das kommt nicht falsch rüber, aber ich habe vor kurzem einen Vortrag beim Kongress der deutschen Golfklubmanager gehalten. Das war etwas, was mich sehr begeistert hat. Ob ich natürlich da hingehe, um selber teilzunehmen, weiß ich nicht. Da spiel ich doch lieber eine Runde in einem netten Golfclub hier in Hamburg zum Beispiel.
SG: Was wäre Ihr Traumprojekt bzw. zu welchem durchaus auch ungewöhlichen Thema würden Sie gerne einmal eine Marktforschungsstudie durchführen?
WD: Ich korrigiere die Frage einfach ein wenig. Nicht über welches tolle Thema, sondern welche Methode. Ich habe in der letzten Zeit einige qualitative Studien mit Tiefenexplorationen gemacht, und es ist einfach faszinieren zu sehen, wie in einer Stunde, zwei Stunden oder auch mehr die Aufmerksamkeit einer Zielperson gefangen werden kann, man mit ihr über ein Thema unglaublich viel reden kann und unwahrscheinlich viele neue Aspekte lernen kann, die einem in einer Gruppendiskussion oder in einem quantitativen Interview überhaupt nicht gelängen. Da kann ich mir sehr viele tolle Themen vorstellen und ich glaube, da würden sehr viel überraschende Ergebnisse herauskommen.
SG: Wie sind Sie zur Marktforschung gekommen, und was sind Ihre Pläne für die Zukunft?
WD: Wie so häufig, absolut penibel und strategisch geplant, mein Eintritt in die Marktforschung: Ich habe schon empirische betriebswirtschaftliche Forschung studiert und dann hat mein Professor mir empfohlen, zu einem großen Marktforschungsinstitut in München in der Landsberger Straße zu gehen. Das habe ich dann getan und ich glaube, da habe ich sehr sehr viel gelernt. Ich bin dann ja in die Medienforschung gegangen, so dass ich mich jetzt mittlerweile als Medienforscher doch ganz gut - glaub ich - auskenne. Ich habe vor einigen Monaten meine eigene Firma gegündet - eigentlich mein Traum schon seit vielen Jahren, selbständig tätig zu sein und jetzt doch in sehr kurzen Zeiträumen ein Team aufzubauen, welches sich sehr stark um die Themen Medien und Marktforschung kümmert. Wir wollen Verlage und Medienhäuser beraten, sowohl im Anzeigenbereich als auch im redaktionellen Bereich. Ich glaube, in einer Zeit des Umbruchs gibt es sehr, sehr viel Bedarf und ich denke, da kann ich beitragen, dass dort gute Lösungen gefunden werden können.
SG: Können Sie gut zwischen Job und Freizeit trennen oder machen Sie auch für die Wochenendgestaltung erst einmal eine Umfrage in Ihrer Familie?
WD: Da fragen Sie im Moment den Falschen. Als Jungunternehmer, als Neugründer ist es kaum zu erwarten, dass man an den Wochenenden abschalten kann. Im Gegenteil, es ist ein full-time-job, 24 Stunde am Tag, sieben Tage die Woche und ich hoffe sehr, dass es so bleibt – zumindest eine Weile.
SG: Was begeistert Sie an der Marktforschung?
WD: Alles. Die Menschen, die Methoden und die Themen.
SG: Was war der schönste Marktforschungsmoment Ihres Lebens?
WD: Ich bin natürlich noch beeindruckt von den letzten Stunden. Wir haben eine sehr tolle Mitgliederversammlung gehabt, die so gut besucht war wie noch nie. Und wir haben ja die Wahlen gehabt, wo mein ganzen Vorstandsteam und ich bestätigt wurden, sich wieder neu zur Wahl gestellt haben, und damit auch zeigen, dass es einfach Spaß gemacht hat, gemeinsam im Team zu arbeiten und da für die Marktforschung, für die Profession was zu erreichen - das ist ein erhebendes Gefühl.
SG: Welche Themen dominieren derzeit die Marktforschungsbranche?
WD: Ich glaube, die Fusion GfK und TNS ist aktuell ein richtig heißes Thema und ich bin noch nicht sicher, ob das genau so ausgehen wird, wie es im Moment der Stand ist. Da gibt es, glaube ich, noch einige Überraschungen. Ansonsten bewegt die Frage wer den Preis der deutschen Marktforschung gewinnt, das Land und die Menschen.
SG: Wer ist Ihrer Meinung nach der größte Feind der Marktforschung?
WD: Klare Antwort: Die Direktmarketing-Leute. Allerdings nur diejenigen, die die Marktforschung missbrauchen, um den Leuten vorzugaukeln, es geht um was Seriöses, was Wissenschaftliches und die im Endeffekt nur eine Matratze, eine Reise oder irgendetwas anderes verkaufen wollen. Das ist einfach nicht gut, das unterminiert das Vertrauen in die Marktforschung und dagegen werden wir was tun.
SG: Und wie kann man die Bevölkerung nachhaltig davon überzeugen, an Marktforschungsprojekten mitzumachen?
WD: Wir wissen noch nicht, wie man es tun kann, aber wir glauben, dass wir mit unserer Initiative Markt- und Sozialforschung da einen guten Weg gefunden haben oder auch noch finden werden, indem wir die Bevölkerung mit einer großen Kampagne, die unterstützt wird von den Markenartiklern, von den Medien, von den Marktforschungsinstituten, informieren, damit nicht nur die Bevölkerung, sondern auch die Multiplikatoren, die Journalisten, die Politiker informieren und ein Bewusstsein schaffen, dass die Markt- und Sozialforschung nicht nur gut und seriös, sondern auch extrem wichtig ist.
SG: Wie sehen Sie denn in diesem Zusammenhang die Zukunft der telefonischen Umfragen?
WD: Telefonumfragungen werden im Spektrum der Markt- und Sozialforschung ihren Platz weiterhin haben. Dass es da Verschiebungen und Veränderungen gibt, das ist keine Frage und dass gerade Telefonmarktforschung im Moment besonders leidet. Aber ich bin sehr optimistisch, dass wir das Problem in den Griff bekommen werden, weil es ohne Telefonmarktforschung - glaube ich - schwer sein wird.
SG: Wie beurteilen Sie die Möglichkeiten, im Web 2.0 zu forschen?
WD: Wenn man unter Web 2.0 letztlich versteht, dass Menschen bereit sind, sich zu engagieren und ihre Meinung im Internet zu kommunizieren und mit anderen zu teilen und zu diskutieren, dann wären wir Forscher schlecht beraten, das zu ignorieren und sollten dort Methoden entwickeln, wie wir das auf eine wissenschaftliche Weise zusammenfassen, analysieren und dann als wichtige Ergebnisse für unsere Kunden auch kommunizieren.
SG: Welche Marktforschungstrends sehen Sie für die Zukunft?
WD: Der Trend muss Innovation sein. Innovation in der Forschung, in den Methoden und in der Beratung der Kunden, sowohl bei den internen Kunden als betriebliche Marktforscher, als auch bei den externen Kunden als Institutsmarktforscher. Da gibt es noch eine Menge zu entwickeln und ich glaube, die Marktforscher werden sich dem anpassen und sich ständig neu erfinden. Und das ist die Überlebensstrategie.
SG: Herr Dittrich, wir bedanken uns bei Ihnen für das interessante Gespräch und hoffen, dass für Sie morgen alles glatt läuft.
WD: Hoffentlich nicht zu glatt! (lacht)
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