Studie Wo es zwischen jungen Talenten und Top-Managern von heute knirscht

In der diesjährigen Studie vom NIM und St. Gallen Symposium werden die Ansichten, Konflikte und Gemeinsamkeiten von angehenden Führungskräften (Leaders of tomorrow) und erfahrenen Top-Managern (Leaders of today) identifiziert und diskutiert. Wie stehen die Chancen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit der Generationen? Welche Herausforderungen sollten mit höchster Priorität angegangen werden? Und wie steht es um den Transfer von Verantwortung und Entscheidungskompetenz?

Generationen bei Zusammenarbeit im Job (Bild: picture alliance / Zoonar | lev dolgachov)

Wie können Mananger von heute und morgen gemeinsam die Zukunft gestalten? Um Herausforderungen erfolgreich zu meistern, ist eine generationsübergreifende Zusammenarbeit entscheidend. (Bild: picture alliance / Zoonar | lev dolgachov)

Die Menschheit steht vor großen Herausforderungen bei der Gestaltung der Zukunft, deren Auswirkung vor allem die jüngeren Generationen ganz besonders betreffen wird. Dabei scheint es zwischen den Generationen in einigen Punkten zu knirschen. Neben ein paar Klüften gibt es aber auch viele gemeinsame Ziele und Prioritäten, auf denen die generationenübergreifende Zusammenarbeit zur Bewältigung wichtiger Herausforderungen aufbauen kann. Dies zeigt die diesjährige Studie „Voices of the Leaders of Tomorrow“ des Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) und des St. Gallen Symposiums.

Klimakrise, Zukunft des Bildungswesens, Gesundheitsversorgung, Sorge um zunehmende Polarisierung der Gesellschaft – Themen, die die Generationen einen

Generell bekunden beide Gruppen ihr Vertrauen, dass eine generationenübergreifende Zusammenarbeit gelingen kann: 65 Prozent der jungen Top-Talente und 77 Prozent der Manager von heute sehen gute Erfolgschancen für den Dialog der Generationen. Auch in der Wahrnehmung der drängendsten Themen und Herausforderungen unserer Zeit stimmen die älteren und die jüngeren Leaders in wichtigen Punkten überein – wenngleich die Dringlichkeit unterschiedlich stark empfunden wird: Die Klimakrise, die Zukunft des Bildungswesens und die Gesundheitsversorgung sind gemeinsame Themen auf der generationenübergreifenden Agenda.

Die Lösung der Klimakrise sehen 88 Prozent der jungen Top-Talente und 61 Prozent der älteren Führungskräfte als dringendes oder sehr dringendes Handlungsfeld an. Auch die Zukunft der Bildung wird bei den generationenübergreifenden Themen von 76 Prozent der jungen Leaders und 64 Prozent der heutigen Führungskräfte als dringend bewertet. Ebenso sehen beim Thema Gesundheit drei Viertel (74 Prozent) der jungen Top-Talente und fast zwei Drittel (62 Prozent) der Top-Manager eine (sehr) hohe Dringlichkeit.

gemeinsame Prioritäten und Unterschiede (Grafik: Voices of the Leaders of Tomorrow 2022)

Zusätzlich zeigen sich auch bei der Frage nach den persönlichen Sorgen Gemeinsamkeiten. Beide Gruppen sehen eine große Gefahr darin, dass die zunehmende politische und kulturelle Polarisierung den sozialen Zusammenhalt in der Gesellschaft weiter untergräbt.

Gerechtigkeit bei Einkommen und Wohlstand, Zukunft der Rentensysteme, Sorge um Unkontrollierbarkeit von künstlicher Intelligenz – Themen, die die Generationen spalten

Auch gibt es konkrete Themen, bei denen noch mehr Verständigung notwendig ist. Dies betrifft vor allen Dingen wichtige Interessen junger Menschen, die noch nicht sehr weit oben auf der Agenda der älteren zu stehen scheinen: Wirtschaftliche bzw. finanzielle Ungleichheit wird von den jungen Leaders – anders als von den erfahrenen Leaders – als äußerst wichtig eingestuft. Und auch die Zukunft der Rentensysteme und die Zukunft der Arbeit stehen bei ihnen weit oben auf der Liste der dringlichen Herausforderungen.

Die Staatsausgaben und neue Technologien stellen dagegen für aktuelle Führungskräfte Topthemen dar. Der Führungsnachwuchs teilt prinzipiell die Einschätzung, dass dies dringend zu lösende Fragen sind. Doch in ihrem Gesamtranking nehmen sie keinen besonders hohen Platz ein.

Große Unterschiede gibt es auch bei den persönlichen Sorgen: Die älteren Führungskräfte sehen die Unkontrollierbarkeit von künstlicher Intelligenz als große Gefahr. Die jungen Top-Talente teilen diese Sorge nicht.

Müssen Quoten her, damit die junge Generation ihre Zukunft mitentscheiden kann?

57 Prozent der Nachwuchskräfte geben an, dass die ältere Generation von ihnen zu viele Opfer erwartet; umgekehrt sagen 50 Prozent der befragten Top-Manager, dass die junge Generation von ihnen zu viele Opfer verlangt. Große Teile beider Gruppen sehen sich also von der jeweils anderen Generation als „unfair“ behandelt.

In Sachen Verantwortungsübernahme scheint es zwischen den Generationen auch zu knirschen: Ein Großteil der heutigen Führungskräfte sagt, dass es der jungen Generation an Bereitschaft zur Übernahme von politischer und wirtschaftlicher Verantwortung mangelt. Doch nur rund ein Drittel der jungen Top-Talente meint, dass dies zutrifft.

Transfer von Verantwortung und Entscheidungskompetenz (Grafik: Voices of the Leaders of Tomorrow 2022)

„Beide Generationen sollten ihre eigene Position auf den Prüfstand stellen, um die Übertragung von mehr Entscheidungskompetenz auf die nachfolgende Generation in die Wege zu leiten“

, meint Claudia Gaspar, Studienleiterin beim NIM.

Denn die Zahlen zeigen: Eine Beteiligung der jungen Generation an Entscheidungen ist auch von der heutigen Führungsspitze durchaus gewünscht. Die Manager von heute stimmen mit der jungen Generation überein, dass eine stärkere Beteiligung junger Menschen an wichtigen Entscheidungen notwendig ist, um die Qualität von Institutionen sicherzustellen. 66 Prozent der heutigen und 59 Prozent der zukünftigen Führungskräfte halten sogar verpflichtende Quoten in politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsgremien für notwendig. Offenbar glauben beide Gruppen, dass die Beteiligung der jungen Generation auch durch formale Regeln sichergestellt werden muss

Methodik

Erhebungsmethode Online-Umfrage, CATI
Befragte Zielgruppe Leaders of Tomorrow (Nachwuchsführungskräfte, Top-Talente, Start-up-Unternehmer), Leaders of Today (Top-Manager aus den 2.000 größten börsennotierten globalen Unternehmen)
Wie wurde die Zielgruppe rekrutiert? Netzwerk des St. Gallen Symposiums
Stichprobengröße n = 683 Leaders of Tomorrow, n = 300 Leaders of Today
Feldzeit Februar 2022
Länder 81 Länder weltweit

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