Interview mit Benedikt Lüthi, CEO von LINK und General Manager von YouGov Deutschland "Wir werden LINK bleiben"

Wird ab Januar neuer General Manager von YouGov Deutschland: Benedikt Lüthi, der CEO von LINK (Bild: LINK)
Letztes Jahr waren es Ipsos und Kantar, die die Marktforschungsnachrichten zum Jahresende beherrscht haben. Dieses Jahr sind es also YouGov und LINK Institut. Nach der Bekanntgabe des Kaufs des Schweizer Unternehmens letzte Woche zieht YouGov bereits unmittelbar erste Synergien aus dem Deal. Wie bereits von marktforschung.de vermutet, wird die Leitung des deutschen Hubs zukünftig durch einen LINK-Manager erfolgen. Ab dem neuen Jahr übernimmt Benedikt Lüthi, der CEO von LINK, zusätzlich die Leitung der YouGov Deutschland GmbH. In seiner neuen Rolle wird er unter anderem das Tagesgeschäft für die deutschen Niederlassungen in Köln und Frankfurt verantworten. Schwerpunkt seiner Arbeit wird die Fortführung des Unternehmenswachstums in der Region DACH sein. Neben seiner Tätigkeit in Deutschland wird er aber auch weiterhin die Gesamtverantwortung für das Geschäft des Schweizer Marktforschungsinstituts LINK sowie die Leitung der österreichischen YouGov-Aktivitäten innehaben. Vor seiner Zeit bei LINK sammelte Benedikt Lüthi mehrjährige Führungserfahrung als CEO und Verwaltungsrat von mittelständischen Unternehmen und war als Berater bei Roland Berger tätig. Er löst Monika Reichl ab, die das Unternehmen nach fünf Jahren Ende Dezember 2021 verlässt.
Wir sprachen mit Lüthi letzte Woche bereits über den Verkauf des Unternehmens an YouGov:
Gratulation von unserer Seite an Sie und alle anderen Shareholder zum Verkauf von LINK an YouGov. Sie waren mit unserer Bewertung des Kaufpreises nicht einverstanden. Warum nicht? Was sehen Sie anders?
Benedikt Lüthi: Vielen Dank – wir freuen uns sehr über die Verschmelzung von LINK und YouGov, da wir sehen können, dass unsere beiden Unternehmen viele Gemeinsamkeiten haben, sowohl in Bezug auf unsere unternehmerischen Bestrebungen, unsere innovativen Firmen-Kulturen als auch in Bezug auf unsere höchsten Forschungsstandards. Wir sind der Meinung, dass das Geschäft einen fairen Wert für unsere Aktionäre darstellt. Er entspricht den Branchenstandards, auf Grundlage einer im Rahmen der Due-Diligence-Prüfung durchgeführten umfassenden Bewertung. Der gezahlte Gewinnmultiplikator steht im Einklang mit vergleichbaren Transaktionen innerhalb der Branche. Alles in allem handelt es sich also um ein faires Geschäft zu einem fairen Preis.
Ein Ziel bei Mergern ist normalerweise Synergieeffekte zu realisieren. Worin sehen Sie mögliche Synergie-Effekte zwischen YouGov und LINK?
Benedikt Lüthi: Wir sehen Synergie-Effekte auf der Ertragsseite. Die LINK verfügt über starke und etablierte Kundenbeziehungen in der Schweiz und ermöglicht es, in Verbindung mit dem globalen Panel von YouGov, Schweizer Kundinnen und Kunden mit einem einzigartigen und leistungsstarken Angebot anzusprechen. Darüber hinaus ist die LINK als Schweizer Marktführerin ideal positioniert, um die Datenprodukte und Marktforschungslösungen von YouGov bei einer Reihe von Unternehmen in der Schweiz anzubieten. Ausserdem kann die LINK als führendes Unternehmen in der Sozialforschung nun mit Hilfe des YouGov-Panels die Wahrnehmung der Schweiz aus Auslandsperspektive analysieren – in Bezug auf die Schweizer Politik, Schweizer Produkte (beispielsweise Export-Produkte) usw. Dies wird sowohl für politische Institutionen als auch für international tätige Schweizer NGOs und Netzwerke von großem Nutzen sein.
YouGov ist eines der bekanntesten Institute weltweit, LINK der Marktführer in einem regional recht überschaubaren Markt. Würde es nicht Sinn machen, möglichst schnell den Markennamen und Auftritt zu vereinheitlichen, wenn ohnehin angedacht ist YouGov-Produkte in der Schweiz an Ihre Kunden zu verkaufen?
Benedikt Lüthi: Die LINK ist auf dem Schweizer Research-Markt die stärkste Marke mit dem größten Marktanteil. Das Unternehmen steht für höchste Datenqualität und kontinuierliche Innovation. Grundsätzlich ist der richtige Name für das Schweizer Business derjenige, welcher die direkteste Kunden-Kommunikation ermöglicht. Wir werden LINK bleiben und es steht derzeit nicht auf der Agenda, dies zu ändern. Vielmehr ist es das Ziel von LINK, die sehr erfolgreichen Produkte von YouGov auf dem Schweizer Markt einzuführen und zu vertreiben, worauf wir uns sehr freuen.
Die Büroflächen in Deutschland wurden Anfang des Jahres deutlich verkleinert, das Team existiert faktisch nur noch remote und wird nach dem Weggang von Monika Reichl ab Ende des Jahres ohne echte Führungsspitze dastehen. LINK hat dagegen eine vergleichsweise große Führungsmannschaft. Wäre es nicht allein schon aus sprachlichen Gründen eine gute Idee, wenn der deutsche Standort von der Schweiz aus gemanagt wird?
Benedikt Lüthi: Viele Unternehmen haben sich während der Pandemie für die Arbeit von zu Hause aus entschieden. YouGov war in dieser Hinsicht sogar Vorreiter und verfolgt seit langem eine Unternehmenspolitik, die flexibles Arbeiten fördert, so dass mit der Zeit weniger Büroräume benötigt werden. Das spart nicht nur Gemeinkosten, sondern hat nachweislich auch keine Auswirkungen auf die Produktivität. LINK hat beispielsweise zwischen 2020 und 2021 die Bürofläche um über 50 Prozent reduziert, während wir den Umsatz und den Betriebsgewinn steigern konnten. Das deutsche Geschäft von YouGov läuft ähnlich gut – trotz der Unsicherheit durch COVID verzeichnete es im vergangenen Jahr ein ordentliches Wachstum. Deutschland ist ein wichtiger Markt für YouGov und hat eine starke Führung durch Monika Reichl genossen.
Die deutsche Gesellschaft von der Schweiz aus zu führen, entspricht nicht den Anforderungen des Geschäfts und ist aus unternehmerischer Sicht nicht sinnvoll. In meiner neuen Funktion als General Manager Deutschland für YouGov, die ich ab dem 1. Januar 2022 innehaben werde, werde ich einen Großteil meiner Zeit vor Ort sein und die Firma in enger Zusammenarbeit mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie mit direktem Kontakt zu unseren Kundinnen und Kunden aus Deutschland heraus leiten. In Absprache mit dem globalen Management von YouGov, werde ich zudem weiterhin die Gesamtverantwortung für das Schweizer Geschäft der LINK tragen.
Sie arbeiten bekanntermaßen bislang mit quantilope zusammen. YouGov hat eine stark durchorganisierte Operations-Abteilung, bei der die Arbeit entweder direkt automatisiert geschieht oder in Ländern mit deutlich niedrigeren Lohnkosten verlagert wird. Warum macht es aus Ihrer Sicht dennoch Sinn die Partnerschaft mit quantilope weiterzuführen?
Benedikt Lüthi: Die LINK verwendet quantilope für verschiedene Kunden-Projekte. Alle Beteiligten sind mit dem Produkt sehr zufrieden. Es macht daher wenig Sinn, etwas daran zu ändern. Wie beim Markennamen gilt auch hier: Was so gut funktioniert, soll man beibehalten. Wir setzen quantilope seit mehreren Jahren erfolgreich als Softwarelösung für Insights in unseren Forschungsprojekten ein und werden diese Partnerschaft voller Power fortsetzen. Die Bedürfnisse unserer Kundinnen und Kunden stehen dabei an erster Stelle. Wir sind glücklich mit quantilope, und sie sind glücklich mit uns.
Über Benedikt Lüthi

Weitere Informationen zum Unternehmen auf marktforschung.de:

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