Dr. Nicolas Scharioth, Geschäftsführer Pollion GmbH "Wir sehen großes Wachstumspotenzial für app-basierte Marktforschung in den DACH-Ländern"

Nicolas Scharioth, Gründer und Geschäftsdführer Pollion GmbH ©Nicolas Scharioth
marktforschung.de: Herr Scharioth, 2014 haben Sie die Mobile-Market-Research-Company Pollion gegründet. Sie bieten branchenspezifische Marktforschung mit Umfrage-Apps an. Wie ist die Idee zu Pollion entstanden?
Nicolas Scharioth: Am Anfang wussten mein Co-Gründer und ich nur, dass wir eine Umfrage-App bauen wollten. Die technische Lösung stand – dann haben wir versucht, ein Geschäftsmodellfür die App zu finden (lacht). Wir stehen der Bio-Branche persönlich nah und hatten früh Zugang zu Entscheidern dort. Das Verblüffende ist ja, dass in einem sehr schnell wachsenden Markt wie der Bio-Branche bis 2014 fast keine Marktforschung durchgeführt wurde. Einfach weil es zu teuer und schwerfällig war - Hersteller und MaFo-Institute kamen nicht zusammen. Wir kamen zum Schluss: Das ist die perfekte Startnische für uns! Und so haben wir im Frühjahr 2014 dann biopinio auf den Markt gebracht, um bioaffine Endverbraucher und Bio-Hersteller zueinander zu bringen.
marktforschung.de: Mit biopinio haben Sie ein Spezial-Panel für Befragungen rund um die Themenbereiche Bio und Naturkosmetik entwickelt. Es folgten medipinio für die Pharma-Branche, carepinio für den Dentalmarkt und nun wird mit finpinio seit kurzem auch die Finanzbranche bedient. Planen Sie noch weitere Verticals?
Nicolas Scharioth: Ja, wir suchen Partner mit Zugang zu interessanten Befragungspersonen. Interessant heißt: für den Partner einfach, ansonsten für die Marktforschung aber schwer zu erreichen. Bei unseren bisherigen Apps arbeiten wir mit Partnerunternehmen, die uns bei der Rekrutierung der Teilnehmer helfen und ihr Branchenwissen einbringen. Das funktioniert sehr gut und hat auch ganz konkrete Vorteile für unsere Partner, die sich nicht um Software, Programmierung und Statistik kümmern müssen, aber so schnell und kostengünstig Marktforschung durchführen, und das dann als neues Geschäftsfeld auch ihren Kunden wiederum anbieten können. Wer sich davon angesprochen fühlt, darf sich gerne bei uns melden!
marktforschung.de: Bei welcher der Umfrage-Apps ist die Rücklaufquote am höchsten? Und wie erklären Sie sich das?
Nicolas Scharioth: Bei unserer Befragungs-App für Ärzte medipinio liegen die Rückläufe bei fantastischen 80-90%. Die Ärzte werden aber auch sehr gut honoriert (lacht). Bei unserer Bio-Marktforschungs-App biopinio erzielen wir Antwortquoten von durchschnittlich etwa 65 Prozent. Schwankt aber stark; je nach Incentivierungsgrad und Projekttyp können es 45 Prozent oder auch 95 Prozent sein. Grundsätzlich lässt sich sagen: Der Aufwand liegt in der Erstregistrierung. Wenn eine Person sich die Mühe macht, eine Befragungs-App aufs Smartphone herunterzuladen, will sie dann auch befragt werden.
marktforschung.de: Wie überwachen Sie die Qualität der Antworten?
Nicolas Scharioth: Die Probleme rund um Interviewer, mit denen andere Methoden zu kämpfen haben, entfallen bei uns schon mal; die Antworten gehen von den Apps ja direkt auf unseren Servern ein. Wir versuchen ansonsten, uns in die Probanden hineinzuversetzen. Wer will schon von ewig langen, sich wiederholenden Fragebatterien traktiert werden? Es ist in der Regel besser, kurz und dafür mehrfach zu befragen. Ansonsten prüfen wir natürlich stichpunktartig das Antwortverhalten. Dass etwas hervorsticht ist wirklich selten und fällt bei der Zahl der Antworten nicht ins Gewicht.
marktforschung.de: Welche Ziele haben Sie sich mittel- und langfristig für Pollion
gesetzt?
Nicolas Scharioth: Wir sehen großes Wachstumspotenzial für app-basierte Marktforschung in den DACH-Ländern und wollen die Zahl unserer Apps so schnell wie möglich vervielfältigen. Mittelfristig wollen wir EU-weit operieren, mit längerem Blick auch darüber hinaus.
marktforschung.de: Sehen Sie die Big-Data Entwicklung als Vor-oder Nachteil an?
Nicolas Scharioth: Wir leben ja in Zeiten der 'data science', der Datenwissenschaften. Mehr Daten ermöglichen es im Prinzip erst einmal, ein genaueres Bild der Welt zu zeichnen. Ich denke, solange Menschen als Verbraucher, Wähler oder Entscheider aktiv sind, wird es immer wichtig bleiben, Menschen direkt zu befragen. Passiv erhobene Daten beantworten andere Fragestellungen und können das gut ergänzen. Die aktuellen Entwicklungen im Bereich künstliche Intelligenz sind sehr spannend; das verfolgen wir sehr genau. Zentral ist und bleibt: Kommen wir zu besseren Erkenntnissen.
marktforschung.de: Am 25. Mai ist das neue DSGVO-Gesetz in Kraft getreten - ein Hindernis für Ihr Geschäftsmodell?
Nicolas Scharioth: Für uns als deutschen Anbieter hat sich im Prinzip ja nicht viel geändert, die meisten Regeln bestanden ja auch vorher schon. Positiv ist, dass eine in wesentlichen Aspekten deutsch geprägte Norm nun EU-weit zur Geltung kommt und schon jetzt auch darüber hinaus wirkt. Wir versprechen uns davon Chancengleichheit, wenn wir mal ins Ausland expandieren sollten.
marktforschung.de: Welches Projekt steht als nächstes an?
Nicolas Scharioth: Neben der aktuellen Einführung von finpinio steht ein Update unser
Dashboard-Lösung an, mit der wir unseren Kunden unsere Insights vermitteln. Daneben
natürlich die schon angesprochene Partnersuche für die nächsten Apps.
marktforschung.de: Vielen Dank!
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