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Interview mit Simone Waller-Klink & Heinrich Fischer „Wiesbaden bietet uns die Möglichkeit, eine sehr moderne und nachhaltige Messe der kurzen Wege zu veranstalten“

2023 zieht die succeet erstmals nach Wiesbaden ins RMCC (Bild: Wiesbaden Congress & Marketing GmbH, Peter Krausgrill/Stadtleben)
Wie zufrieden seid Ihr mit der succeet22?
Heinrich Fischer: Die succeet22 war aus unserer Sicht ein voller Erfolg. Es ist uns gelungen, ein breites Spektrum an Ausstellern zu versammeln, deren Angebot ja das Herzstück der Messe darstellt. Auch mit der Relevanz der Aussteller und der Größe der Standflächen sind wir sehr zufrieden. Und: Wie sich die Aussteller präsentiert haben, war großartig. Die Stände waren meist sehr hochwertig gestaltet – keine Spur mehr von Coronamüdigkeit! Mit der Veranstaltung haben wir der gesamten Insights Industry Sichtbarkeit und Identität verliehen. Auch die Themen und Inhalte waren von hoher Qualität, und die Besucher konnten viel Neues erfahren. Das Schönste aber war zu erleben, wie sich die Menschen gefreut haben, sich endlich wieder ohne Einschränkungen persönlich begegnen zu können.
Wie schneidet die succeet22 in Zahlen im Vergleich zur 21er Messe und zu früheren Events ab?
Heinrich Fischer: Gegenüber dem Vorjahr konnten wir uns in allen Bereichen deutlich steigern. Insgesamt waren 123 Firmen als Aussteller mit einem Standplatz vertreten. Im Vorjahr waren es 86 gewesen. Eine Steigerung von 43 Prozent. Auch die Zahl der Vorträge lag mit 107 Live-Präsentationen und Workshops um 35 Prozent höher als im Vorjahr. Besonders erfreulich ist, dass wir auch bei den etwa 2.050 registrierten Messe-Teilnehmenden eine Steigerung von 35 Prozent gegenüber dem Vorjahr verzeichneten. Natürlich haben wir insgesamt das Niveau der Jahre vor der Corona-Zäsur noch nicht erreicht. Wir sind aber durchaus optimistisch, die Besucherzahlen weiter steigern zu können. Man muss jedoch auch realistisch erkennen, dass sich das Informationsverhalten der Menschen durch die vielen konkurrierenden digitalen Informationsangebote der letzten Jahre verändert hat und weiter verändern wird.
Wie fällt das Feedback der Aussteller bislang aus?
Simone Waller-Klink: Das Feedback ist durchweg sehr positiv, die Stimmung auf der succeet22 war fantastisch – und die Vorfreude auf 2023 ist vielversprechend: Wir haben viel Lob erhalten, etwas Neues zu wagen. Nur für die Teilnehmenden aus dem Raum München ist es natürlich ein Nachteil, die hatten es 16 Jahre unschlagbar komfortabel. Trotzdem: Allem Anfang wohnt ja bekanntlich ein Zauber inne, und wir arbeiten intensiv daran, dass dieser im nächsten Jahr in Wiesbaden erlebbar wird – auch für die Münchnerinnen und Münchner.
Was hat gut aus Eurer Sicht gut funktioniert, wo seht Ihr Verbesserungsbedarf?
Heinrich Fischer: Zunächst sind wir sehr froh, dass die Veranstaltung insgesamt gut und weitgehend störungsfrei abgelaufen ist. Und dass wir so gut wie keine Coronabeschränkungen mehr hatten. Unser erfahrenes Team – das übrigens im Vergleich zur Zeit vor Corona personell nur noch halb so groß ist – hat einen super Job gemacht. Auch die inhaltliche Expertise, die Ihr von marktforschung.de eingebracht habt, war großartig und eine deutliche Verbesserung zu den Vorjahren.
Hinter den Kulissen war jedoch auch zu spüren, dass die gesamte Messewirtschaft immer noch mit coronabedingten, strukturellen Problemen zu kämpfen hatte. So gab es leider noch Engpässe bei der Verfügbarkeit von Standbaumaterialien und vor allem auch beim Servicepersonal, dass leider von unserem Dienstleister nicht immer in der gewünschten Anzahl und Qualifikation zur Verfügung gestellt werden konnte. Das betraf hauptsächlich unser Einlassmanagement bei den Vortragsräumen. Zu Beginn hatten wir hier auch noch Probleme mit den Scannern, die dann aber schnell behoben werden konnten.
Für das kommende Jahr werden wir das Zusammenspiel mit allen Dienstleistern und der eingesetzten Technik überprüfen und, wo es notwendig ist, verbessern.
Nach vielen Jahren Marktforschungsmesse und zwei Jahren succeet in München steht nun erstmals ein Umzug nach Wiesbaden an. Warum?
Simone Waller-Klink: Wenn man die Vorgängermesse mitzählt, dann waren es insgesamt 16 Messen in München. Das ist schon eine kleine Ära, die jetzt erst einmal im Jahr 2023 zu Ende geht. Das stimmt uns auch wehmütig, da wir uns mit dem MOC Event Center in München schon verbunden fühlen und die Zusammenarbeit und Unterstützung dort immer fantastisch war.
Trotz alledem haben wir uns für den Aufbruch nach Wiesbaden entschieden, um insgesamt eine bessere Erreichbarkeit bieten und neue Besuchergruppen ansprechen zu können.
Innerdeutsch werden Flugreisen immer kritischer gesehen, zunehmend in Konzernreisekostenrichtlinien sogar verboten – da ist Wiesbaden deutlich zentraler als München. Das RMCC RheinMain CongressCenter Wiesbaden bietet etliche Vorteile, welche die succeet23 sowohl für Ausstellende als auch für Besuchende noch attraktiver machen wird.
Warum habt Ihr Euch für den Standort Wiesbaden entschieden, der ja gerade im Ausland deutlich unbekannter als München sein dürfte?
Simone Waller-Klink: Wiesbaden ist international kein Selbstläufer – das ist richtig. Aber Frankfurt ist weltweit bekannt als Messestandort und Verkehrsknotenpunkt. Das werden wir kommunikativ nutzen. Warum sind wir dann in Wiesbaden und nicht in Frankfurt? Wiesbaden bietet uns die Möglichkeit, eine sehr moderne und nachhaltige Messe der kurzen Wege zu veranstalten: Die Messe ist in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof, viele Hotels und Restaurants sind fußläufig erreichbar, und das RMCC Wiesbaden ist eines der nachhaltigsten Gebäude der Welt.
Ein Beispiel: Aufgrund des ansprechenden Steinbodens in der Halle können wir als Veranstalter – und, wenn es zum jeweiligen Standkonzept passt, gerne auch die Ausstellenden – komplett auf Teppich verzichten. Das RMCC, erst im Jahre 2018 fertiggestellt, ist zudem eines der modernsten Messe- und Kongresszentren mit State-of-the-art Veranstaltungstechnik. Die Halle Nord hat für uns eine ideale Größe und bietet mit der Halle Süd auch Wachstumspotenzial. Zudem verfügt das RMCC über ausreichend Vortragsräume, die unmittelbar im ersten Obergeschoss liegen, das von der Halle aus direkt erreichbar ist. Wiesbaden ist zudem mit seiner historischen Bausubstanz eine Reise wert und eignet sich gut als Ausgangspunkt für Anschlussreisen innerhalb Deutschlands, etwa nach Heidelberg. In Summe ist die Entscheidung für Wiesbaden also nicht nur für die Umwelt gut, sondern hat auch viele praktische Vorteile.
Wird es nochmal eine Rückkehr nach München geben?
Heinrich Fischer: München war in den vergangenen Jahren immer ein attraktiver Messestandort und wird es auch bleiben. Die Gründe für den Wechsel hat meine Kollegin bereits ausführlich dargelegt, und wir sind überzeugt, dass wir richtig liegen. Aber letztendlich entscheidet der Erfolg über die Wahl des Standortes, und den können wir erst im kommenden Jahr bewerten. Eine Rückkehr nach München können und wollen wir nicht grundsätzlich ausschließen.
Wie sind die bisherigen Rückmeldungen der Aussteller zum Umzug nach Wiesbaden?
Heinrich Fischer: Die Rückmeldungen sind durchweg positiv – zum Teil fast euphorisch. Die allermeisten Gesprächspartner teilen unsere Argumente für Wiesbaden. Viele Aussteller haben ihre Teilnahme bereits zugesagt. Und wir haben auch schon einige Anfragen von potenziellen Ausstellern, die in diesem Jahr nicht dabei waren. Wir werten das als positives Aufbruchssignal.
Bevor es die succeet23 geben wird, steht eine weitere Woche der Marktforschung im Mai 2023 an. Ist die Zeit virtueller Events nicht langsam vorbei?
Simone Waller-Klink: Nein, das denken wir überhaupt nicht. Die succeet hat zwar im Oktober in München gezeigt, wie toll es ist, dass wir uns wieder treffen und persönlich austauschen können. Aber nach der Erfahrung der letzten Jahre sind wir überzeugt, dass die Anzahl der Geschäftsreisen nicht mehr die frühere Frequenz erreichen wird und unser Online-Event die perfekte Ergänzung zur Präsenzmesse ist.
Die WdM ist ein eigenständiges Format und hat auch ihre Vorteile: Ich kann mir aus den angebotenen Vorträgen gezielt ‚mein‘ Programm zusammenstellen und die mich interessierenden Themen, ohne zu reisen und ganztägig der Arbeit fernzubleiben, anschauen. Grundsätzlich ist dies auch hybrid möglich: So können zum Beispiel neben der Online-Übertragung auch Teilnehmende bei den Referierenden vor Ort anwesend sein. Und es wird auch wieder Offline-Events als Abendveranstaltungen geben, bei denen teilnehmende Firmen vor Ort ein Treffen organisieren oder zu sich einladen.
Über die Personen
Simone Waller-Klink ist geschäftsführende Gesellschafterin der succeet GmbH. Zuvor war sie Eigentümerin einer Event- und Kommunikationsagentur und über 10 Jahre u.a. für die Fachmesse Research & Results im Bereich Sales, Konzeptentwicklung, Planung und Messeorganisation tätig. Es ist ihre große Leidenschaft, Kommunikation effektiv zu gestalten, Menschen zusammenbringen und Netzwerke zu entwickeln.
Der empirische Kommunikationsforscher Heinrich Fischer hat jahrzehntelange Erfahrung in den Bereichen Marktforschung, Mediasales, Marketing, Werbung, Unternehmensführung, Verlagswesen und Messeveranstaltung. Zuletzt war er Managing Partner und Mitbegründer der früheren Marktforschungsmesse Research & Results.
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