Ipsos-Studie Wie willkommen sind Flüchtlinge in Europa?

Die Frage, ob Flüchtlinge in Deutschland willkommen sind, spaltet nach wie vor das Land: Während vier von zehn Deutschen (44 Prozent) einer Ipsos-Studie zufolge für eine Schließung der Grenzen für Flüchtlinge sind, sprechen sich 45 Prozent dagegen aus.

Im europäischen Vergleich zeigt sich, dass die Befragten in Schweden (44 Prozent), Polen (40 Prozent), Frankreich (45 Prozent) und Italien (48 Prozent) sehr ähnlicher Meinung sind. In der Türkei und Ungarn ist mit 64 und 55 Prozent eine Mehrheit für eine Grenzschließung und zwar, anders als in den meisten anderen Ländern, mit stark steigender Tendenz gegenüber 2015. Anders sieht es in Großbritannien und Spanien aus, wo rund 60 Prozent diesen Schritt gegen Flüchtlinge ablehnen.

Angst vor Terrorismus ist groß

71 Prozent der befragten Deutschen gehen davon aus, dass nicht nur Schutzbedürftige, sondern auch Terroristen als Flüchtlinge ins Land kommen. Die Umfrage wurde dabei noch vor den Anschlägen von Nizza, Würzburg und Ansbach durchgeführt. Die größte Furcht davor haben im internationalen Vergleich mit 83 Prozent die Türken. Auch in Russland und Ungarn ist diese Befürchtung groß (77 Prozent und 72 Prozent). In Europa kennt man lediglich in Spanien solche Ängste kaum. Gerade einmal jeder sechste Spanier befürchtet Terroristen unter den Flüchtlingen (16 Prozent).

"Die meisten Ausländer, die als Flüchtlinge in mein Land einreisen wollen, sind eigentlich gar keine Flüchtlinge. Sie kommen aus wirtschaftlichen Gründen oder, um aus unseren sozialen Leistungen ihren Vorteil zu ziehen." Dieser Aussage wird in acht der zehn befragten europäischen Ländern mehrheitlich zugestimmt, in Deutschland sind es 51 Prozent. Einzig in Schweden und Spanien teilt die Mehrheit diese Befürchtung nicht.

Wie funktioniert die Integration?

Die meisten Befragten sind außerdem skeptisch, wenn es um die erfolgreiche Integration der Flüchtlinge in die Gesellschaft ihres Landes geht. Lediglich 22 Prozent der französischen Bevölkerung und 28 Prozent in der Türkei sind zuversichtlich, dass sich die ankommenden Flüchtlinge in ihre Gesellschaft erfolgreich integrieren. Über 60 Prozent vermuten das Gegenteil. Auch in Deutschland besteht Skepsis gegenüber dem Gelingen der Flüchtlingsintegration. 38 Prozent der Deutschen denken, dass sich die Flüchtlinge hierzulande erfolgreich in die Gesellschaft integrieren werden, während 51 Prozent das nicht so sehen. Weitere 10 Prozent der deutschen Bevölkerung haben keine Meinung zu diesem Thema. Am optimistischsten sind in dieser Frage die Ungarn (44 Prozent) und die Spanier (43 Prozent).

Dr. Robert Grimm, Leiter der Politik- und Sozialforschung bei Ipsos in Deutschland sieht eine Polarisierung der Europäer durch die Flüchtlingsfrage und weitreichende politische Auswirkungen. "Solidarität auf der einen Seite aber auch Angst vor Verteilungskämpfen und Befürchtungen Terror zu importieren bestimmen das Meinungsbild in vielen EU Ländern. Der Umgang mit Asylsuchenden, das heißt Aufnahmebereitschaft und die soziale Integration der Ankömmlinge in die Europäische Gesellschaft werden politische Diskussionen in der Zukunft nachhaltig bestimmen. Auch der Wahlkampf für die anstehenden Bundestagswahlen 2017 wird diese Fragen thematisieren."

Zur Studie:
Insgesamt wurden im Rahmen dieser Studie im Zeitraum 24. Juni bis 08. Juli 2016 16.040 Interviews durchgeführt unter Personen zwischen 16 und 64 Jahren (USA und Kanada: 18-64). Über das Ipsos Online Panel wurden Menschen in folgenden 22 Ländern befragt: Argentinien, Australien, Belgien, Brasilien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Indien, Italien, Japan, Kanada, Mexiko, Polen, Russland, Saudi-Arabien, Schweden, Spanien, Südafrika, Südkorea, Türkei, Ungarn, USA.

dr

 

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