Studien von Pilot, IMAS und intervista Wie gehen Menschen in der DACH-Region mit den multiplen Krisen dieser Welt um?

Wie reagieren Menschen in der DACH-Region auf die multiplen Krisen dieser Welt? Letzte Woche berichtete marktforschung.de über eine Studie von Pilot Media zur Situation in Deutschland. Jetzt beleuchten zwei weitere Studien von Imas international und Intervista, wie Menschen in Österreich und der Schweiz auf die vielen Krisen um sie herum reagieren.

Am Bodensee mit seiner Insel Mainau treffen die Länder der DACH-Region aufeinander. Wie schauen Menschen in der Schweiz, Österreich und Deutschland in die Zukunft ? (Bild: ECHT BODENSEE, Dietmar Denger)

Der Blick auf Deutschland

Die Agentur Pilot und das Marktforschungsinstitut Norstat haben herausgefunden, dass sich die Deutschen um den Klimawandel sorgen, aber auch um den gesellschaftlichen Zusammenhalt innerhalb ihrer Gesellschaft. Sie scheinen den Inflationsschock jedoch allmählich überwunden zu haben. Vor einigen Wochen zeigten Studien, dass die Deutschen den Gürtel enger geschnallt hatten, auf Ausgaben verzichten und jeden Cent einzeln umdrehen. Inzwischen wollen sie sich das „Geld ausgeben“ von Krieg und Inflation aber nicht mehr vermiesen lassen.

In Österreich ändern sich Verhaltensmuster

In Österreich ist laut eines Reports des Linzer Marktforschungsinstituts IMAS international die Betroffenheit von Preissteigerungen in den Haushalten der Menschen enorm. Genau genommen sind es 69 Prozent der Österreicher, die zumindest eher stark von der allgemeinen Teuerung im Bereich Strom, Lebensmittel und so weiter betroffen sind.

Das Einkaufsverhalten ändert sich laut IMAS im Bereich Energie (Strom & Gas), Essen gehen, Urlaub, Lebensmitteleinkauf und Möbel. Hier versucht die Bevölkerung die Kosten stark zu senken. Durch die Krisen, wie zum Beispiel die Inflation, werden Verhaltensmuster geändert, die Gewohnheiten im Umgang mit dem täglichen Konsum verändern sich: Etwa je ein Viertel tendiert dazu, mehr Angebote einzuholen beziehungsweise Produkte mehr in Aktion zu kaufen.

Die Askese, also generell auf einzelne Produkte zu verzichten, betrifft laut der IMAS-Untersuchung schon rund ein Fünftel sehr stark, weitere 31 Prozent eher.

Die Grundstimmung wird massiv durch die persönliche Erfahrungsebene mit der Krise geprägt. Personen in Österreich, die besonders stark von den Einsparungsnotwendigkeiten betroffen sind, blicken im Vergleich zur Gegengruppe deutlich pessimistischer und sorgenvoller auf die nächsten zwölf Monate und vermuten eher eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Entwicklung.

Vier Stimmungsphasen

Die Grundstimmung in Österreich seit 2017 lasse sich laut IMAS in vier Phasen einteilen: Vom Beginn der Corona-Pandemie bis zum Beginn des Ukrainekriegs lässt sich die Gemütslage als volatil bezeichnen. Viele Aufs und Abs kennzeichneten die Grundstimmung der österreichischen Bevölkerung. Vor allem wurde die langanhaltende sonnige und wolkenlose Stimmungslage von 2017 bis 2019 beendet.

Mit dem Ukrainekrieg kam es 2022 noch zu einer deutlichen Verschlechterung der Lebensstimmung, alle abgefragten Parameter waren in diesem Jahr eindeutig negativ, die Sorgenfalten saßen seit 1972, dem Beginn der Erhebung durch IMAS, nicht so tief und alle bisherigen Negativ-Rekorde wurden eingestellt. Die vierte Phase beginnt mit einer leichten Aufhellung der Stimmung bei gleichzeitigem Rückgang der Sorgen. Die Trendumkehr ist noch nicht geschafft, auch 2023 ist unterdurchschnittlich optimistisch, aber eine leichte Verbesserung zum Vorjahr hat stattgefunden.

Die Schweiz ist generell zuversichtlich

Anscheinend sind die Schweizer diejenigen Menschen in der DACH-Region, die sich von den multiplen Krisen nicht unterkriegen lassen. Das ergibt die internationale Befragung „Global Public Confidence Study 2023“ im Auftrag von IRIS, einem Netzwerk für unabhängige Forschungsinstitute. Die Schweizer Studienteilnehmenden wurden von dem Marktforschungsinstitut Intervista befragt.

66 Prozent der Schweizer sind der Ansicht, dass sich die Alpennation insgesamt in die richtige Richtung entwickelt.

Im europäischen Umland ist die Stimmung auffallend kritischer. In Deutschland sind laut der Untersuchung nur 35 Prozent und in Österreich gerade einmal 31 Prozent dieser Ansicht.

Aber auch den Schweizern drückt der Schuh

In Bezug auf die Wirtschaftslage sieht das Bild aber auch in der Schweiz kritischer aus: Eine Mehrheit der Schweizer Bevölkerung schätzt die nationale Wirtschaftslage angesichts Inflation, Lieferengpässen und Energiesicherheit eher pessimistisch ein. 29 Prozent der Bevölkerung sieht die Schweizer Wirtschaft aufgrund dieser globalen Probleme bereits in einer Rezession und weitere 38 Prozent befürchten, dass die Schweiz in den nächsten Monaten in eine Rezession rutschen wird. Diese negative Einschätzung ist in der Schweiz jedoch deutlich geringer ausgeprägt als in den meisten anderen Ländern der Studie.

Einschätzung der persönlichen finanziellen Situation

Die angeschlagene Weltwirtschaft wirkt sich auch aufs «Schweizer Portemonnaie» aus. Fast jede zweite Person in der Schweiz (46 Prozent) gibt an, mehr Mühe als im Vorjahr zu haben, um über die Runden zu kommen. Dementsprechend geben sie laut Studie weniger Geld für Kleider und Restaurantbesuche aus. Im internationalen Vergleich schneidet die Schweizer Bevölkerung gemäß Einschätzung der persönlichen finanziellen Situation jedoch am besten ab. In den meisten Ländern sind die Einschnitte deutlich dramatischer.

Die letzten krisenbehafteten Jahre haben offensichtlich auch in der Schweizer Bevölkerung Spuren hinterlassen,

ordnet Dr. Michael Schrackmann, Mitglied der Geschäftsleitung von intervista, die Ergebnisse ein. „Erfreulicherweise ist jedoch eine deutliche Mehrheit der Schweizer Bevölkerung der Meinung, dass sich unser Land gesellschaftlich, politisch und wirtschaftlich in die richtige Richtung bewegt. In den meisten anderen untersuchten Ländern herrscht Unmut in grossen Teilen der Bevölkerung, was aufgrund der wirtschaftlichen Situation auch nicht überrascht. Ich bin gespannt, wie sich diese Werte in den nächsten Jahren entwickeln werden.“

Täglicher Newsletter der Insightsbranche

News +++ Jobs +++ Whitepaper +++ Webinare
Wir beliefern täglich mehr als 9.000 Abonnenten

Methodik Österreich

Erhebungsmethode Mehr-Themen-Umfrage
Befragte Zielgruppe Bevölkerung Österreichs ab 16 Jahren
Stichprobengröße 1.033
Feldzeit 7. bis 30. Juni 2023
Länder Österreich

Methodik Schweiz

Erhebungsmethode Online-Befragung
Befragte Zielgruppe Bevölkerung Schweiz ab 18 Jahren
Stichprobengröße 500
Feldzeit Februar bis April 2023
Länder Schweiz
 

Diskutieren Sie mit!     

Noch keine Kommentare zu diesem Artikel. Machen Sie gerne den Anfang!

Um unsere Kommentarfunktion nutzen zu können müssen Sie sich anmelden.

Anmelden

Weitere Highlights auf marktforschung.de