- marktforschung.de
- Marktforschung
- "Wie nah dürfen wir den Menschen kommen und ab welchem Punkt folgt der Mensch dem Forscher nicht mehr?" - DGOF-Vorstandsvorsitzender Dr. Otto Hellwig im Interview
"Wie nah dürfen wir den Menschen kommen und ab welchem Punkt folgt der Mensch dem Forscher nicht mehr?" - DGOF-Vorstandsvorsitzender Dr. Otto Hellwig im Interview

Dr. Otto Hellwig (DGOF)
Vom 5. bis 7. März 2014 veranstaltet die Deutsche Gesellschaft für Online-Forschung e.V. (DGOF) in Köln die General Online Research (GOR) 2014. Dr. Otto Hellwig (respondi AG), Vorstandsvorsitzender der DGOF, erläutert das diesjährige Programm der Konferenz im Interview mit marktforschung.de.
marktforschung.de: Herr Hellwig, nach zwei Jahren in Mannheim findet die GOR 14 in Köln statt – für die DGOF als Veranstalter sozusagen ein Heimspiel. Wie kam es zur Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Köln, also dem lokalen Veranstalter?
Otto Hellwig: Persönliche Kontakte der DGOF zur Fachhochschule Köln, ob durch aktuelle oder frühere Mitglieder des Vorstands, gibt es schon seit langer Zeit und haben sich tatsächlich aus der räumlichen Nähe ergeben. Durch die dortige Gründung des Masterstudiengangs Markt- und Medienforschung haben sich diese Kontakte dann intensiviert. Lehrbeauftragte des Studiengangs rekrutieren sich regelmäßig aus dem Kreis der DGOF-Mitglieder und es gibt offizielle Kooperationen mit einigen Mitgliedsinstituten der DGOF.
marktforschung.de: Aktuelle Entwicklungen der Online-Forschung sind traditionell das zentrale Thema der GOR. Welche Trends und Entwicklungen treiben die Branche aus Ihrer Beobachtung derzeit am Meisten um?
Otto Hellwig: Mobile Studien werden konkret. Ich kenne aktuell keine Agentur, Panel- oder Softwareanbieter bei denen dieses Thema nicht ganz oben auf der Agenda steht. Dabei geht es um den mobilen Zugriff auf Online-Umfragen und um gänzlich neue Möglichkeiten, wie das Erheben mobiler Nutzungsdaten. Beiden Themen widmet sich die GOR intensiv in einer Vielzahl von Sessions.
Das zweite große Thema hat das Potential die gesamte Branche nachhaltig zu verändern: wir beobachten in den letzten Jahren eine Pluralisierung von Erhebungsformen z.B. durch Soziale Medien und mobilen Endgeräten und den Versuch, aus diesen unterschiedlichen Daten ein großes Bild zu malen. Hier steht die Branche vor großen Chancen. Sie muss auf diesem Weg aber auch große Fragen beantworten: wie nah dürfen wir den Menschen kommen und ab welchem Punkt folgt der Mensch dem Forscher nicht mehr?
marktforschung.de: Die Podiumsdiskussion befasst sich mit dem Thema „Anonymität in der Marktforschung“ und der Frage, ob diese in Zeiten des digitalen Wandels eher Segen oder Fluch ist. Wie ist Ihre Einschätzung und was erwarten Sie sich von der Diskussion?
Otto Hellwig: Marktforschung wie sie heute arbeitet kann nur anonym funktionieren. Der Verzicht auf diese Anonymität würde zu allererst einen Verlust an Vertrauen, Glaubwürdigkeit und gesetzlicher Sonderstellung mit sich bringen. Es muss diskutiert werden, ob dieser Verlust durch die inhaltlichen Möglichkeiten nicht-anonymer Forschung aufgewogen wird. Hier erwarte ich eine kontroverse Diskussion.
marktforschung.de: Im vergangenen Jahr haben Sie den Vorstandsvorsitz der DGOF übernommen. Welche Themen und Tätigkeiten haben die Zeit seit Ihrem Amtsantritt geprägt?
Otto Hellwig: Exakt die bereits erwähnten Themen: Innovation durch digitale Möglichkeiten und die Selbstverortung der Marktforschung. Ersteres immer dann, wenn wir Themen für Veranstaltungen auswählen und besetzen: was oder wer sind die Antreiber, worüber möchten unsere Mitglieder und Besucher mehr erfahren? Das Thema Identität der Branche begleitet mich vor allem beim Austausch mit anderen Verbänden wie ADM, ASI und BVM. Auch in den hier geführten Diskussionen werden die Grenzen der anonymen Marktforschung durch digitale Möglichkeiten sichtbar. Als Vertreter digitaler Forscher ist der Beitrag der DGOF hierbei wichtiger denn je.
marktforschung.de: Worauf freuen Sie sich bei der diesjährigen GOR am meisten?
Otto Hellwig: Als Vorstand der DGOF bin ich gespannt, ob das Publikum die Konferenz so erlebt wie wir sie uns bei der Planung vorgestellt haben: als einen Platz lebendigen und kontroversen Austauschs zwischen Akademikern und kommerziellen Forschern. Als Unternehmer erhoffe ich mir ein paar konkrete Antworten, vor allem zur Vergleichbarkeit von mobilen und nicht-mobilen Erhebungsdaten.
marktforschung.de: Herr Hellwig, herzlichen Dank für dieses Gespräch!
Kommentare (0)
Noch keine Kommentare zu diesem Artikel. Machen Sie gerne den Anfang!
Um unsere Kommentarfunktion nutzen zu können müssen Sie sich anmelden.
Anmelden