Martins Menetekel Wie lange, wie groß und wie schwerwiegend?

Die Johns Hopkins Universität entwickelt seit einigen Tagen ein Corona-Ranking von Ländern und Staaten, das sich auf die Zahl der höchsten Zuwächse innerhalb von 28 Tagen bezieht. Die USA, Indien und Brasilien belegen die ersten drei Ränge. Doch wie wirkt sich die neue Betrachtungsweise für Deutschland aus? 

Kolumne Martin Lindner: Wie lange, wie groß und wie schwerwiegend? (Bild: Lindner)

Bevor wir zum Hauptthema kommen, noch einige Bemerkungen zur weltweiten Entwicklung der Pandemie:

Ich hatte einmal gesagt, dass Indien bald die USA in den kumulierten Fallzahlen überholen würde. Indien und Brasilien hatten stets im Vergleich zu den USA etwa die Hälfte der Anzahl gemeldeter Infizierter. Dann holte Indien mächtig auf. Seit einigen Wochen aber, haben die USA unangefochten die höchsten Zuwächse pro Tag und entfernen sich von Indien.

Heutiger Stand: 

  • USA :           36.249 Mio
  • Indien:        32.078 Mio
  • Brasilien:   20.245. Mio

Dann kommt zwischen 10 und 20  Mio  nichts, alle anderen Länder liegen gut unter 10 Mio.

Gute Nachrichten für Deutschland

Ich sage das deshalb, weil Johns Hopkins seit einigen Tagen die Reihenfolge nicht mehr nach den absoluten Fallzahlen, sondern nach den höchsten Zuwächsen innerhalb von 28 Tagen anführt. Jetzt ist Deutschland weit unten mit den geringsten absoluten Zuwächsen, aber zum Glück auch mit den 7-Tages-Inzidenzen. ich muss lange in der Anzeigetafel – zu gut deutsch 'Dash Board' – blättern, bis wir erscheinen, noch hinter Vietnam.

Zum Thema: Ich hatte ausgeführt, dass ohne jeden Zweifel die vierte Welle seit etwa sieben Wochen anrollt, und es ist nur noch die Frage:

Wie lange, wie groß und wie schwerwiegend?

Dazu sind noch keine Aussagen zu machen. ich zeige nur alle Fallzahlen und deren Zuwächse pro Tag seit März 2020, jeder kann abschätzen, was passieren wird, wenn nichts passiert.

Alle Fallzahlen geglättet als Balkendiagramm:

Zur Illustration als Kurvendiagramm mit den Sockeln zur Bestimmung der für den Zuwachs N’ verantwortlichen Fallzahlen N:

Diese grüne Schranke ist jetzt obsolet. Die reale Entwicklung hat sie längst überholt!

Jetzt heißt es, auf den Wendepunkt zu warten! Der liegt genau dort, wo die Zuwächse maximal sind:

Maximum nicht in Sicht!

Man kann gut sehen, dass wir es seit Mitte Juni wegen des Nachlaufs aller Fallzahlenauswertungen vermasselt haben!

An der nächsten Grafik sieht man, wie es derzeit mit S = -1/l steht, es schwankt zwischen positiven Werten, sehr gut, falls klein, und negativen Werten, sehr schlecht, da hyperexponentielles Wachstum: 

Zur Erinnerung: N’ = kN + klN*N

k ist immer > 0, da es keine negativen Zuwächse gibt, wir betrachten die kumulierten Fallzahlen F(t), die durch Sockel + N(t) angenähert werden sollen (zunächst Referenz-, dann hoffentlich auch Prognosekurven).

Jedes Mal, wenn R(t) wächst, ist l > 0, wenn R(t) fällt, ist l < 0 (R(t) der Reproduktionsfaktor).

Die folgende Grafik ist mit äußerster Vorsicht zu genießen, denn S ist schwer zu berechnen. Bitte beachtet nur den Vorzeichenwechsel, der die Instabilität des Pandemie-Prozesses deutlich zeigt:

Vorschläge des Computers für S bei diesem N, dazu käme noch der Sockel 3.721.853:

Immer, wo die blauen Balken im Negativen sind, hatten wir verstärktes Wachstum mit hyperexponentieller Referenzkurve.

Besonders deutlich wird die instabile Situation, wenn wir R(t) direkt betrachten:

Rot ist R(t). Die grüne Gerade ist eine Annäherung für Rot, optimiert vom 24.6. bis 22.7., da stieg R im Groben noch an,

Schwarz optimiert im Zeitraum eine Woche später, da kippt es schon nach unten. Ab dem 29, 7 geht R wieder nach oben. Deshalb kann noch keiner sagen, wohin die Reise für R(t) geht. Man könnte eben so gut R(t) durch die Parallele zur t-Achse mit dem Wert > 1,2 > 1 annähern, das wäre die Katastrophe!

Bleiben Sie gesund!

Über den Autor

Martin Lindner
Martin Lindner ist promovierter und habilitierter Mathematikprofessor im Ruhestand und beschäftigt sich intensiv mit nachhaltiger Wirtschaft und der Zukunftsfähigkeit unserer heutigen Lebensformen. Zusätzlich hat er eine Ausbildung und auch Berufserfahrung in Wirtschaftsmediation.

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