Branchenumfrage zu den Auswirkungen der Inflation in den Instituten Wie geht es Marktforschungsinstituten mit der Inflation?

Vieles wird im Moment teurer. Auch die Marktforschung? (Bild: picture alliance / SVEN SIMON | Frank Hoermann )
„Das kann im schlimmsten Fall zu sinkenden Qualitätsstandards in den Instituten führen“

Holger Liljeberg, Info Group
Etwas weiter gedacht relativiert sich dieses Bild jedoch.
Einerseits erleben feste und freie Mitarbeitende natürlich hautnah die aktuellen Teuerungen, so dass – auch vor dem Hintergrund eines anhaltenden Fachkräftemangels - ein notwendiger Inflationsausgleich in Form höherer Honorare und Gehälter absehbar ist.
Hinzu kommt die Erhöhung des Mindestlohns. Andererseits haben auch Kunden und potenzielle Kunden mit höheren Produktionskosten und/oder Absatzproblemen zu kämpfen, gerade in energieintensiven Branchen. Je nachdem, ob entstehende Mehrkosten an die Verbraucher weitergegeben werden können, könnten Budgetstreichungen oder zumindest ausbleibende Budgetaufstockungen in den Bereichen Marketing und Marktforschung die Folge sein, so dass auch unsere Branche die absehbar höheren Personalkosten wahrscheinlich nicht 1:1 an die Kunden weitergeben kann.
Daraus ergibt sich die Erwartung, dass der Preisdruck auf die Markt- und Sozialforschung in den nächsten Monaten nochmals deutlich zunehmen könnte und dies im besten Fall zu mehr Effektivität, im schlimmsten Fall zu sinkenden Qualitätsstandards und sinkendem Auftragsvolumen in den Instituten führt.
Dr. Holger Liljeberg ist Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der INFO GmbH, IFM Berlin GmbH sowie von LILJEBERG Research International.
„Wir Deutschen haben historisch ein sehr angespanntes Verhältnis zum Thema Inflation“

Ralf Ganzenmüller, Ipsos
Insbesondere Grundlagenfragestellungen sind relevanter denn je, da die Marktfunktionalitäten sich in den letzten 2,5 Jahren massiv geändert haben. Inflation ist da nur eines der für unsere Kunden relevanten Themen. Allerdings ist es für die Konsumenten von extremer Bedeutung und wird, mehr als die anderen Krisen der letzten Zeit, zu deutlichen Veränderungen im Verbraucher- und Konsumentenverhalten führen.
Auf Institutsseite müssen wir natürlich reagieren – und gehen, wie auch unsere Kunden, mit unserem Preisen hoch. Nicht ganz überraschend, da auch wir Leistungen teurer einkaufen und so erhöhte Stundensätze durchsetzen müssen. Mit dieser Situation sind alle konfrontiert und müssen den Kostenveränderungen Rechnung tragen. Wir Deutschen haben historisch ein sehr angespanntes Verhältnis zum Thema Inflation, aber wenn man ehrlich ist, ist etwas Inflation manchmal auch durchaus hilfreich: als provokantes Beispiel: das Thema Leistungs- und Performance-Management wird dadurch sicher nicht erschwert.
Ralf Ganzenmüller ist CEO von Ipsos Deutschland
„Einige Lieferanten, insbesondere Software-Anbieter, nutzen die Situation über Gebühr aus“

Olaf Hofmann, Skopos Group
Zum einen versuchen Anbieter auf den letzten Metern ihrer Finanzierung einen Pfad in Richtung Profitabilität einzuschlagen. Dies geschieht auch, weil es angesichts der Zinswende immer schwieriger wird, an „billiges Geld“ zu kommen, um – wie bislang - Wachstum um des Wachstums Willen zu finanzieren.
Zum anderen müssen insbesondere Automobilhersteller die Verknappung im Angebot über höhere Preise ausgleichen. D. h. mit weniger Fahrzeugen wird der gleiche Umsatz erzielt. Dies beobachten wir auch in anderen Bereichen unserer Sachkosten.
Hinzu kommen Firmen, die schlicht und ergreifend die Situation ausnutzen.
Bei der großen Mehrzahl der Lieferanten, insbesondere bei unseren Felddienstleistern sind dagegen verhaltene bzw. sachlich nachvollziehbare Preissteigerungen eingetreten. Die Situation muss man also differenziert betrachten und bewerten. Unterm Strich bleiben aber auch bei uns deutlich gestiegene Kosten.
Insgesamt sind unsere Sachkosten – abgesehen von der Miete, die über einige Jahre festgeschrieben ist – seit Q1 2021 um ca. 15 Prozent gestiegen. In Verbindung mit den Kostensteigerungen bei den Felddienstleistern sowie höheren Lohnkosten haben auch wir damit begonnen die Kostensteigerungen an unsere Kunden weiterzugeben.
Dies ist bislang in einem begrenzten Umfang geschehen, da wir zu einem guten Teil über 1-2 Jahre laufende Verträge vereinbart haben. Nach Auslaufen dieser Verträge sind wir gezwungen unsere Kostensteigerungen an unsere Kunden weiterzugeben. Das werden wir angemessen machen, aber wir werden es machen müssen.
Dabei gehen wir differenziert vor: Dort, wo unsere Kosten nur wenig gestiegen sind, müssen wir und werden wir auch nur verhalten anpassen. Dort, wo unsere Kosten stärker gestiegen sind, müssen wir stärker anpassen.
Wir sind uns im Klaren darüber, dass wir damit Teil von inflationären Sekundäreffekten sind. Letztlich haben wir jedoch keine Wahl, da wir dafür Sorge tragen müssen, dass wir insbesondere unsere Mitarbeitenden auch in Zukunft noch angemessen bezahlen können.
Olaf Hofmann ist Gründer und Geschäftsführer der SKOPOS Group.
"Über kurz oder lang werden alle Dienstleister diese Kosten an ihre Auftraggeber weitergeben müssen."

Ute Wetzlar, Quovadis
Aber über kurz oder lang werden alle Dienstleister in der Marktforschung diese Kosten an ihre Auftraggeber weitergeben müssen.
Ute Wetzlar ist Geschäftsführerin der QUOVADIS-Teststudios
„Bei neuen Anfragen werden die Entwicklungen mit eingepreist“

Markus Albrecht, Krämer Marktforschung
Bei Trackingstudien kommt es durchaus zu entsprechenden Preissteigerungen, die bisher jedoch von unseren Kunden alle mit Verständnis aufgenommen und an den Endkunden weitergereicht werden.
Als Felddienstleister sitzen wir bzgl. dieser Thematik alle im selben Boot, sodass sich mögliche Unterschiede im Preisniveau weiterhin in der bisherigen Relation zueinander bewegen dürften.
Nach wie vor steht bei uns der hohe Qualitätsstandard an erster Stelle, den wir unseren Kunden weiterhin garantieren werden.
Markus Albrecht ist seit 2013 Managing Director bei der Krämer Marktforschung.
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