Kolumne von Tobias Riedner Wie die Entwicklung des perfekten COVID-19 Dashboards enden würde? Katastrophal!

In meinem letzten Beitrag hatte ich bereits ein gezeichnetes Mockup eins COVID-19 Dashboards erstellt und aufgezeigt, welche Fragen der BundesbürgerInnen darüber beantwortet werden können. Das Dashboard dient nach Fertigstellung als Kommunikationsinstrument zwischen allen Beteiligten (BürgerInnen, Bundesregierung, öffentliche Einrichtungen, Unternehmen).
Design Thinking bedeutet im Kopf des Kunden entwickeln
Das Ergebnis "Mockup des perfekten COVID-19 Dashboards" ist aus dem Design Thinking Prozess entstanden. Design Thinking bedeutet, dass sich Applikations-Entwickler-Teams in den Kopf der Nutzer hineinversetzen - doch wie machen sie das? Am besten mit dem Wasserfall-Modell: äußerst ausführlich ausgefüllte, textlastige Lasten- und Pflichtenhefte, Verhandlungen über Implementierungsmethoden, Realisierung innerhalb des Teams und am Ende die finale Präsentation des Produkts im Jahr 2024 - nachdem die Pandemie bereits vorbei ist.
Ich denke Sie verstehen meine Ironie - so geht's natürlich nicht. Design Thinking bedeutet herauszufinden, wer der Nutzer der Applikation ist, was ihn antreibt und was ihn frustriert. Wie schaut sein beziehungsweise ihr persönlicher Tag aus und in welcher Situation wünscht er oder sie sich Unterstützung? Diese einzelnen Nutzer werden zu Personengruppen (Persona) zusammengefasst. Die Sicht der Gruppe(n) ist im Anschluss die Ausgangslage für die Entwicklung der Applikation(en). Am Beispiel des COVID-19 Dashboards habe ich Familie, Freunde und Bekannte befragt, welche Informationen sie sich wünschen würden. Es kamen viele "fachliche" Fragen heraus, die über Visualisierungen beantworten werden. Wie hoch sind die täglichen Fallzahlen, wie viel wird getestet und wie ist die Positiv-Rate? Aber auch Fragen zur Belegung der Intensivbetten, der Beatmungsgeräte und die Todesrate wurden immer wieder genannt. Die Zahlen in dieser Kombination interessieren die Personengruppen und umso besser, wenn alle Fragen über eine Applikation beantwortet werden können.
Sind die Fragen durch Visualisierungen beantwortet und das erste Mockup erstellt, wird das Dashboard mit prototypischen Daten (nahe an der Realität, aber keine qualitativ höchstwertigen Datensätze notwendig) gefüllt. Den zuvor befragten Personen wird es zur Verfügung gestellt. Mit offenen Fragen wird das jeweilige Feedback eingeholt, welches wiederum in die Verbesserung der Applikation einfließen sollte.
Doch wie soll aus diesem Mockup ein fertiges Dashboard erstellt werden?
Im Anschluss werden die Ergebnisse dieser Konzept-Phase (nach möglicherweise mehreren Iterationen) genutzt, um das finale Design der Applikation zu entwerfen. Dazu zählen zum Beispiel auch die Interaktion über verschiedene Endgeräte (wie Smartphone, Tablet, Computer) und die formelle Erfassung als User Story für die Entwicklung. Und richtig verstanden - bisher ist keine Zeile Code geschrieben worden.
Die User Story der Applikation wird im Anschluss auf Basis organisatorischer Vorgaben (Aufbau und Ablauf-Organisation sowie Rollen und Skills) sowie technischer Vorgaben (Architektur, technologische Bausteine) umgesetzt. Wer im Team welche Rolle besetzt und welche Kapazitäten zu welchem Zeitpunkt notwendig sind, sind Basics in jedem Projekt.
Ist die User Story laut Entwicklungsteam fertig erstellt, erfolgt anschließend ein User Acceptance Test, indem die ursprünglichen Anforderungen der User Story mit der "Definition of Done" und dem Ergebnis abgeglichen werden. Die Beteiligten entschließen sich dann entweder "live" oder "nicht live" zu gehen.
Denken Sie, dass das möglich ist? Ohne moderne Kultur endet es in der Katastrophe!
Mit der richtigen, modernen Unternehmenskultur, Design Thinking und einem agilen Ansatz, sind solche Ergebnisse ohne größere Reibungsverluste innerhalb von 6 Wochen realisierbar.
Das Dashboard wäre dann nur der erste Schritt in einem beginnenden digitalen Transformations-Prozess. Im Gegensatz dazu stehen in Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen weiterhin veraltete Strukturen und Denkweisen. Die Folge sind lange Projektlaufzeiten, hohe Kosten und schlechte Ergebnisse und schließlich Projektbeteiligte, die keinen Bedarf mehr auf ein zweites Projekt haben.
Wie denken Sie darüber? Haben Sie schon sehr positive Erfahrungen gemacht, wenn es um die Umsetzung von Dashboards ging? Oder war es umgekehrt? Beschreiben Sie Ihre Erfahrungen doch bitte in den Kommentaren. Ich bin sehr gespannt.
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/sh
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