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Anna Schneider Hallo? Hörst Du mich? Wie die Deutschen Sprachassistenten nutzen und warum manche die Beziehung schon wieder beendet haben

Google CEO Sundar Pichai spricht über den Sprachassistenten Google Assistant während einer Produktpräsentation. (Bild: picture alliance / AP Photo |Eric Risberg)
Barry Kripke : “You got Siwi, huh? Voice wecognition on that thing is terrible. Wook. Siwi, can you wecommend a westauwant?”
Siri: “I'm sorry, Bawwy. I don't understand "wecommend a westauwant."
Barry Kripke: “Wisten to me. Not "westauwant," *westauwant*.”
Siri: “I don't know what you mean by "not westauwant, westauwant."
Barry Kripke: “See? Total cwap. You suck, Siwi.“
Na? Kommt Ihnen das bekannt vor? Auch wenn diese Szene bereits vor über zehn Jahren abgedreht wurde, nicken einige von Ihnen bestimmt bereits wissend mit dem Kopf. Um es vorwegzunehmen: Auch heute noch, sind es vergleichbare eigene Erfahrungen mit digitalen Sprachassistent*innen, die neugierige NutzerInnen erst verzweifeln und dann an der Güte der Beziehung zweifeln lassen. Schallte vor ein paar Jahren „Voice ist the new mobile!“ über die Dächer, ist die Stimmung heute verhaltener. Stellen wir uns also an dieser Stelle die berechtigte Frage, warum die große Leidenschaft von damals derart abgekühlt ist.
Eine Marktsättigung über Nacht ist möglich, aber…
Dazu ein (versprochen!) kurzer Blick in die Geschichte… Bei Sprachassistenten, in der uns heute bekannten Form, handelt es sich um eine vergleichbar neue technische Entwicklung: Siri wurde Ende 2011 vorgestellt, es folgten Microsofts Cortana, Googles Assistant und 2017 dann auch Samsungs Bixby. Aufgrund von kontinuierlichen Updates und kurzen Produktzyklen von Smartphones und anderen „enabled devices“ wird bereits eine beeindruckend hohe Anzahl von Endgeräten genutzt, die den Assistenten „werksseitig“ bereits integriert haben. Bereits vor drei Jahren lag der Anteil an Personen in Deutschland, mit mindestens einem Gerät das Sprachassistenten vorinstalliert hatte, bei 85 Prozent.
Warum ist Adoptionsrate so niedrig?
Und dennoch kann auch heute in Deutschland immer noch nicht von einer Marktsättigung gesprochen werden. Warum? Die Adoptionsrate ist vergleichsweise gering, nur ein Drittel der deutschen Bevölkerung nutzt laut einer Untersuchung vom ARD-Forschungsdienst aus dem letzten Jahr Sprachassistenten. Dieser Wert hat sich gegenüber den Vorjahren also nicht wesentlich gesteigert.
Würden von heute auf morgen alle Sprachassistenten aus ihrem Dornröschenschlaf erweckt, könnten die Assistenten also „über Nacht“ das Leben der allermeisten erleichtern. Warum also werden Alexa, Siri und Co. nicht wachgeküsst?
Vielleicht liegt es an daran, dass sie deutlich unterschätzt werden? Trotz der unglaublichen Fülle potenzieller Einsatzmöglichkeiten sind es nämlich die eher einfachen Fragen, die Nutzende mithilfe der Assistenten beantwortet wissen mögen. Die Internetsuche, das Einstellen von Erinnerungen oder auch die Steuerung von Musik liegen weit vorne. Nichts also, dass sich mit ein paar Eingaben nicht selbst erledigen ließe, oder?
Beziehung wieder beendet
Besonders hart dürfte es die Entwicklerteams aber treffen, dass einige besonders Neugierige die Beziehung zur Sprachassistentin nach anfänglichem Interesse wieder beendet haben. Schmerzhaft, erinnert doch auch der Satz „Ich habe Dich nicht verstanden,“ nicht unbedingt an die besten Momente mit Verflossenen. Ob es am Dialekt, Sprachfehlern oder generell zu komplexen Kommunikationsversuchen liegt, spielt keine Rolle. Für die Entscheidung, Sprachassistenten auch weiterhin zu nutzen, ist es dagegen zentral. Es verwundert also nicht, dass die automatische Vervollständigungsfunktion bei der Google-Suche nach Sprachassistenten erst einmal „ausschalten“ und „deaktivieren“ vorschlägt, bevor „aktivieren“ in der Liste erscheint, oder?
Sprachassistenten als neue Gatekeeper?
Aber die Entwickler schauen nicht untätig zu, sondern arbeiten daran, die Kommunikationserfahrung immer menschlicher zu machen. So hat Sidekicks.Ai bereits einen holografischen „Sidekick“ entwickelt, der mit eigener Persönlichkeit daherkommen soll, vollständig personalisierbar und sich insbesondere an die Jüngsten richtet. Für die Zukunft bedeutet dies wohl, dass Systeme, die ein „echtes“ conversational interface simulieren können, im Rennen um die Zuneigung vermutlich auch die Konkurrenz hinter sich lassen werden. Sollte es in Zukunft zu einer Konzentration auf ein oder zwei Systeme kommen, muss die Frage nach lock-in Effekten und der Neutralität der Systeme gestellt werden. Denn dann bilden Sprachassistenten Gatekeeper einer völlig neuer Dimension.
In dem Sinne: „Hey Siri – schlaf gut!“
Siri: „Das würde ich ja gerne, aber immer wenn ich es versuche, träume ich von elektrischen Schafen.“
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