Kantar kündigt neuen CEO an Wer ist Chris Jansen, der zukünftige CEO von Kantar?

Nicht ganz bis zum Christkind, aber immerhin bis zum 1. November muss Kantar auf seinen neuen CEO warten. Chris Jansen, Leiter einer Kette von Privatschulen, wird Chef von Kantar. Doch wer ist Chris Jansen? Auf wen dürfen sich die Kantar-Mitarbeitenden freuen?

Wer ist Chris Jansen, der neue CEO von Kantar?
Wer ist Chris Jansen, der neue CEO von Kantar?

Gerade mal 116 Tage dauerte die unglückliche Episode des ehemaligen Bata-CEO Alexis Nasard als CEO bei Kantar. Dann war schon wieder Suchen nach einem Nachfolger angesagt. Die Suche hat nun ein Ende, das Warten noch nicht. Chris Jansen wird zum 1. November 2021 der neue CEO von Kantar. Doch wer ist Chris Jansen eigentlich? Ein Manager, ein Marktforscher, ein Digital-Leader? Und wird Chris Jansen zu Kantar besser passen als sein Vorgänger?

Chris Jansen – der Manager

Betrachtet man den Lebenslauf von Chris Jansen genauer, so landet man direkt im Herzen der britischen Wirtschaft: British Airways, British Gas und Automobile Association. Seine Karriere begann allerdings zunächst im Marketing des amerikanischen Konzerns Procter & Gamble, einem Unternehmen, dass nicht nur zu den größten 100 Unternehmen weltweit gehört, sondern auch als Pionier des Markenmanagements gilt.

Von dort wechselte er für sieben Jahre zu British Airways. Hier war er für das Loyalitätsprogramm verantwortlich. Aufgrund seiner Marketingerfolge wurde er 2007 von der British Gas abgeworben, mit dem Ziel, das Unternehmen und sein Marketing neu zu erfinden.

„The business at the time didn’t respect that customers have choices, that they need reasons to stay with us and reasons to choose us”

reflektierte Jansen seine Aufgabe damals. 2010 wurde er zum Geschäftsführer der British Gas Services and Commercial bestellt.

Schwierige Zeit beim Automobilclub

Es dürfte für seine Performance sprechen, dass Jansen von dort im Januar 2014 zur Automobile Associaton (AA) wechselte, da beide Unternehmen zu diesem Zeitpunkt der gleichen Konzern-Mutter angehörten, der britischen Saga plc (britische Finanz- und Touristik-Gruppe). Bei der AA, dem britischen Äquivalent zum ADAC, wurde Jansen Vorstandsvorsitzender und somit kurzzeitig Chef von über 7.000 Mitarbeitern. Im Juni 2014 wurde das Unternehmen in einem Schnellverfahren an die Londoner Börse gebracht. Bereits zwei Monate später trat lt. der Financial Times Chris Jansen nach einem internen Machtkampf zurück.

Erst im Oktober 2015, nach einer fast einjährigen Auszeit, heuerte Jansen als CEO bei Cognita an. Cognita ist eine international agierende Privatschulgruppe, die heute 77 Schulen in den Ländern Großbritannien, Hongkong, Singapur, Spanien, der Schweiz, Thailand, Vietnam, Brasilien, Indien und Chile besitzt und betreibt.

Die Liste der Management-Stationen von Chris Jansen ist beeindruckend, auch wenn nicht alle Stationen gleichermaßen erfolgreich verliefen – anders ist sein kurzfristiger Rücktritt nach dem Börsengang von AA kaum zu deuten. Ein Unternehmen der Größe Kantars zu leiten, scheint eine machbare Herausforderung, auch wenn die Leitung der Bildungskette Cognita rein zahlenmäßig die deutlich kleinere Aufgabe gewesen ist.

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Chris Jansen – der Marktforscher?

Es stellt sich die Frage, ob es eines Marktforschenden bedarf, um ein Unternehmen zu führen, dass sich selbst als eines der weltweit führenden Unternehmen für Daten, Insights und Beratungsleistungen bezeichnet. Für Kantar offensichtlich nicht: Chris Jansen ist in der Marktforschungsbranche bislang ein unbeschriebenes Blatt. In keiner seiner beruflichen Stationen hat er für ein Institut gearbeitet.

Andererseits dürfte er aufgrund seines Marketinghintergrunds in den meisten seiner Stationen Abnehmer und Auftraggeber von Marktforschungsstudien gewesen sein. Seine erste Station Procter & Gamble rangiert seit vielen Jahren auf Platz 1 der Top-Research-Buyer in der GRIT-Liste. Auch die Neupositionierung der British Gas dürfte intensiv von Marktforschung begleitet worden sein.

Chris Jansen kennt es, im Dienstleistungssektor zu arbeiten. Gerade seine letzte Station als Chef einer Kette von Privatschulen, dürfte ihn darin geschult haben, auch mit schwierigen Kundenerwartungen wie denen von Eltern zurechtzukommen. Auch wenn er selbst kein Lehrer ist.

Chris Jansen – der Digital-Leader?

Kantar befindet sich wie die ganze Marktforschungsbranche im digitalen Umbruch. Die letzten Zukäufe, wie das niederländische Institut MeMo2 oder das amerikanische Institut Numerator, sprechen, ebenso wie die reihenweise Trennung von langjährigen Mitarbeitenden in der Adhoc-Forschung, eine deutliche Sprache. Erklärtes Ziel des Unternehmens ist es, der "weltweit führende Berater für datengesteuerte Marketing- und Handelsstrategien zu werden".

Das sieht Chris Jansen genauso:

„Wir haben eine spannende Entwicklung vor uns, da wir auch in Zukunft auf Advanced Analytics und die neuesten Technologien setzen werden, um unsere Kunden optimal unterstützen zu können“.

Ob Chris Jansen bereits ein digitaler Leader ist, bleibt unklar. Keine seiner bisherigen beruflichen Stationen war ein digitales Unternehmen wie z.B. ein SaaS-Anbieter. Explizite digitale Geschäftsmodelle tauchen in seiner Vita auf den ersten Blick ebenfalls nicht auf.

Es überrascht, dass ein erfahrener britischer Manager wie Chris Jansen über kein gepflegtes LinkedIn-Profil verfügt. Aber: Nicht jeder CEO muss ein Herbert Diess oder Elon Musk sein. Und der Besitz eines LinkedIn-Accounts ist nicht gleichbedeutend damit, ein Digital Leader zu sein.

Wird Chris Jansen zu Kantar passen?

Chris Jansen weiß wie es ist, für Unternehmen zu arbeiten, die Finanzinvestoren gehören. Das war bei AA, bei Cognita und auch British Gas der Fall. Kantar gehört zu 60 Prozent dem Investor Bain Capital. Es ist davon auszugehen, dass er weiß, worauf er sich einlässt.

Chris Jansen ist Brite. Der Hauptsitz von Kantar ist London. Das Unternehmen ist, wenn auch mittlerweile weltweit agierend, britisch geprägt. Briten führen Unternehmen anders als Amerikaner, Chinesen oder Deutsche. Chris Jansen hat gezeigt, dass er in britischen Firmen erfolgreich agieren kann. Mit der Kultur bei Kantar sollte er, anders als sein 116-Tage-Vorgänger Alexis Nasard, keine Anpassungsschwierigkeiten haben.

 

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