Rückblick succeet23 Wenig Gehalt – Wenig Sinn?

Eine der letzten Veranstaltungen der succeet23 war die Podiumsdiskussion „Ist der Einstieg in die Insights Industry noch attraktiv?“. Teilnehmende waren:
- Frederik Wenning, Masterstudent der Markt- und Medienforschung in Köln an der Technischen Hochschule. Er hat zuvor nicht nur eine kaufmännische Ausbildung gemacht, sondern ist auch einige Zeit zur See gefahren, bevor er Kommunikationswissenschaften an der Uni Aachen studiert hat.
- Valentine Alexi, Geschäftsführerin von PrepLounge, zuvor war sie HR-Specialist bei Penny International. Mit PwC hat Sie einen praktischen Einblick in die Big Four und damit das Consulting-Leben bekommen. Ihren Master machte Sie in HR Development und Communication Management.
- Prof. Dr. Petra Breidenbach hat Wirtschaftsgeografie studiert, promoviert, und ist dann bei Kantar gelandet. Für 13 Jahre hat sie dort bis 2021 als Institutsmarktforscherin gearbeitet und Befragungen zu den verschiedensten Themen und Projekten durchgeführt. Seit 2017 ist sie Professorin für empirische Forschungsmethoden, Marktforschung und Statistik und Digitalisierung an der Hochschule für Angewandtes Management.
- Patricia Blau hat Psychologie studiert. Seit nun mittlerweile fast 20 Jahren ist sie bei der GIM, Gesellschaft für Innovative Marktforschung, tätig, seit fast sieben Jahren nun in der Rolle der HR-Ressort-Leiterin und das, obwohl sie sich zu Beginn ihrer Karriere gar nicht dazu berufen fühlte, Marktforschung zu betreiben.
Moderiert wurde die Diskussion durch Keno Henk, Masterstudent der Markt- und Medienforschung.
Was macht eine Branche eigentich attraktiv?
Zunächst einmal war bei der Fragestellung zu klären, was eine Branche überhaupt für Berufseinsteigende attraktiv macht. Ganz unabhängig von der Marktforschung waren sich die Diskutanten ziemlich einig: Neben einem fairen Gehalt sind vor allem die Sinnhaftigkeit der eigenen Arbeit, die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln, und die Übertragung von Verantwortung Treiber, die eine Branche attraktiv machen können.
Für wen ist die Marktforschung eine attraktive Option?
Was macht denn die Customer Insights Branche attraktiv? Oder anders gefragt: Wie muss man eigentlich drauf sein, um die Marktforschung als gute Karriereoption wahrzunehmen?
Die Diskutanten sind sich auch hier einigermaßen einig: Wer Spaß daran hat, neugierig zu sein, gerne in Projekten arbeitet und vielleicht darauf verzichten kann, ein hohes (Einstiegs-) Gehalt zu erhalten, der ist in der Marktforschung genau richtig. Außerdem wichtig: Spaß am (lebenslangem) Lernen und an Akribie im Umgang mit Daten.
Mit Blick auf die „Schwester-“ Branche Beratung wird klar: Der Marktforschung fehlt es ein bisschen an Glamour. Sowohl in der Wahrnehmung als auch in der Darstellung. Was aber auch klar wird: Consultancies bezahlen besser, haben teilweise sehr viel attraktivere Benefits, und grundsätzlich wirkt das Berater-Dasein doch etwas mehr sexy als der Beruf des Forschenden.
Doch können die Diskutanten und gerade Valentine Alexi, die sich durch ihre Arbeit mit dem Rekrutierungsprozess in der Beratung gut in diesem Thema auskennt, sagen, dass das Thema Work-Life-Balance in der Marktforschung deutlich einfacher zu realisieren ist als in der Beratung.
Blickt man die die aktuelle Gehaltsstudie, wird der Punkt des Gehaltes noch einmal deutlich. Frederik Wenning, aktuell noch Masterstudent, bald aber Berufseinsteiger, merkt an, dass er ein Gehalt von um die 42 Tausend Euro in den ersten drei Jahren gerade für eine Branche, in der viele Masteranden einsteigen, für etwas wenig hält. Es scheint Konsens zu sein: Gerade als Einsteiger in die Branche kann man nicht das große Geld erwarten, betont wird aber auch, dass das Gehalt im Zweifel sehr schnell steigen kann.
Was macht die Marktforschung falsch?
Die Marktforschung hat vor allem ein Imageproblem. Frau Prof. Dr. Petra Breidenbach berichtet aus ihren Gesprächen mit Studierenden, dass die Marktforschung als eher trocken und wenig spannend wahrgenommen wird.
Andere Branchen wie IT, Automotive oder auch die Beratung wirken weniger verstaubt und können junge Talente besser begeistern. Aber auch berichtet sie, dass, sobald die Studierenden in ihren Fächern die ersten Forschungserfahrungen machen, mehr Begeisterung bei ihnen aufkommt und das Verständnis für den eigentlichen Kern der Arbeit stärker wird.
Auch Patricia Blau teilt diese Einschätzung und meint, dass der Aspekt der Kreativität mehr kommuniziert werden sollte. Sie sieht den Kern der Arbeit darin, Lösungen auf immer neue Probleme zu finden. Dass man konstant etwas lernt über die eigenen Mitmenschen und die Gesellschaft hält sie für die spannendsten Aspekte des Berufsbildes und wünscht sich, mehr junge Talente würden das auch so wahrnehmen.
Frau Alexi berichtet aus Ihrer Arbeit mit Beratungen davon, dass diese mehr in das Image der Branche investieren. So wäre es einigermaßen üblich, dass große Beratungen Reisen organisieren, die Berufseinsteigern einen Einblick in das Beratungsleben geben und auf denen das Berufsbild intensiv vermittelt werden kann. Solche Reisen oder andere Ansprache von Studierenden und anderen Einsteigern fehlt in der Marktforschung zurzeit noch.
KI und DIY&T – Wie sieht die Zukunft aus?
Natürlich wurden auch die beiden großen Trends der letzten anderthalb Jahre angesprochen und damit die Frage, wie zukunftssicher ist ein Job in der Marktforschung eigentlich noch angesichts der stärker werdender Künstlichen Intelligenz und des wachsenden DIY&T Sektors.
Alle Diskutanten betonen hier, dass der Blick in die Glaskugel nie mit besonders viel Sicherheit verbunden ist, sie sind sich aber zumindest sicher, dass es die Marktforschungsbranche als solches auch in den nächsten Jahrzehnten noch geben wird.
Künstliche Intelligenz nehmen die Diskutanten eher als Chance und als Werkzeug wahr, was dazu beitragen könnte, dass eher unbeliebte Aufgaben automatisiert werden können und sich die Forschenden auf die schönen und wichtigen Aspekte ihres Jobs konzentrieren können.
Ob das dazu führt, dass einzelne Jobs wegfallen, können die Diskutanten nicht beantworten, gehen aber davon aus, dass sich Jobs eher verschieben werden, als dass sie wegfallen.
Fazit
Die Customer Insights Branche ist für alle attraktiv, die Lust haben, in ständig neuen Kontexten an ständig neuen Problemen zu arbeiten. Für alle, die neugierig sind und Spaß daran haben, ein ganzes Leben lang Neues zu lernen, aber auch bereit sind, ein moderateres Einstiegsgehalt in Kauf zu nehmen.
Zwar ist die Marktforschung sicher nicht für jeden Berufseinsteiger eine gute Wahl, sie bleibt aber trotz aller Imageprobleme eine gute Wahl für viele interessierte Talente.
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