Immobilienbranche Welche Entwicklungen zeichnen sich in der Immobilienbranche ab?

Die Immobilienbranche ist nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie und die Energie(preis)krise zu einer unsichere Branche gworden. Welche Trends lassen sich momentan auf dem Immobilienmarkt erkennen? Welche Immobilien sind besonders gefragt, welche eher weniger?

Eine Vorhersage, wie sich der Immobilienmarkt entwickeln wird, wird immer schwieirger. (Bild: picture alliance / zb | Kirsten Nijhof)

Wer darauf eine valide Antwort zu wissen glaubt, wäre sicherlich ein vielgefragter Profi, denn: Globale Entwicklungen machen den Blick in die Immobilien-Glaskugel immer schwieriger. Die Möglichkeit, eine Immobilie zu finanzieren, hängt an der Zinsentwicklung. Die Option, eine Immobilie selbst zu bauen, ist mitunter abhängig von Dienstleistern und Zulieferern und dem eigenen Budget, denn zwischen 2009 und 2019 sind die Immobilienpreise um 54 Prozent gestiegen. Mit der Coronapandemie ging es erneut nach oben mit den Preisen. Hinzu kommt die Unsicherheit der Verbraucher.

All diese Bausteine bilden das Mosaik einer Immobilienbranche, die recht unübersichtlich geworden ist. Versierte regionale Immobilienprofis, wie Carsten Erhard von Mainland-Immobilien, stehen mit Antworten auf Fragen zum Energieausweis, zur Immobilienbewertung sowie zum An- und Verkauf von Immobilien mit Rat und Tat zur Seite. Darüber hinaus erkennen sie auch die folgenden Trends, die sich in der Immobilienbranche abzeichnen.

Eine flexible Flächengestaltung steht hoch im Kurs

So unvorhersehbar wie die Entwicklung globaler Krisen sich darstellt, so unvorhersehbar kann auch das Leben sein. Diese Tatsache quittieren die Menschen mit einer recht konkreten Suche – und zwar nach flexiblen Nutzungsflächen. Räume, die nicht eine bestimmte Funktion erfüllen müssen und dafür vielseitig genutzt werden können, stehen hoch im Kurs. So lässt sich aus dem Raum X, der in der neuen Immobilie zur Verfügung steht, ein weiteres Kinderzimmer oder ein Büro machen – je nachdem, welche Richtung das Leben eben einschlägt.

Maissonette- oder Souterrain-Wohnungen werden in diesem Zusammenhang immer häufiger in Betracht gezogen: Sie ließen sich besonders gut als Homeoffice nutzen, weil sie durch Keller- oder Dachgeschoss abgetrennt sind vom privaten Wohnbereich. Selbst übergroße Gartenhütten, die mit Strom, Licht und Heizung ausgestattet sind oder werden könnten, werden mit Blick auf die separate Arbeitsmöglichkeit immer häufiger nachgefragt. Positive Antworten aus der Immobilienbranche gibt es darauf hingegen noch selten. Möglicherweise liegt das auch daran, dass noch unklar ist, wohin sich der Homeoffice-Trend bewegt. Einer IHK-Studie folgend planen immerhin 47,4 Prozent der befragten Unternehmen eine Rückkehr zu hybriden Lösungen, also einem Mix aus Homeoffice und Präsenzjob. Auch mit Blick auf diese Zahlen ließe sich erklären, dass die Antwort der Immobilienbranche auf die perfekte Homeoffice-Lösung noch auf sich warten lässt – bis klar ist, wohin dies berufliche Reise hier wirklich geht.

Smart Homes haben mindestens so viele Fans wie auch Kritiker

Wer technikaffin ist und bereits Gefallen an cloudbasierten Sprachdiensten und via App steuerbaren Geräten gefunden hat, der liebäugelt tendenziell öfter mit der Umrüstung auf ein smartes Zuhause als jene, die ohne die smarte Technik ihr Leben bestreiten. Und für eben diese technikaffinen Immobiliensuchenden kommt eine technisch gut ausgestattete Immobilie eher in Betracht als ein Haus oder eine Wohnung ohne smarte Ausstattung.

Grundsätzlich ist es natürlich immer möglich, eine Bestandsimmobilie auf die smarte Technik umzurüsten, doch umrüsten kostet Geld, Zeit und könnte – je nach Alter der Bestandsimmobilie – auch recht aufwändig werden. An dieser Stelle raten Immobilienexperten zu extremen Immobilien: Besonders neue Immobilien wurden im Idealfall bereits so geplant, dass der Umstieg auf ein Smart-Home-System nur noch ein Kinderspiel ist. Das andere Extrem, eine besonders alte Immobilie, die ohnehin saniert werden muss, bietet die Option, im Zuge des Wiederaufbaus direkt ein Smart-Home-System zu installieren.

Das Thema Energieeffizienz wird oft nur oberflächlich betrachtet

… doch genau das ist der falsche Ansatz, sagen Immobilienexperten. Natürlich ist ein energieeffizient errichtetes Haus mit einer Heizungsanlage, die sich durch erneuerbare Energien speisen lässt, das Non-Plus-Ultra, wenn ein Immobilienmakler eine Immobilienbewertung erstellt. Allerdings achten die Profis nicht nur auf das Detail „Heizung“, sondern nehmen die komplette Immobilie in den Blickpunkt. Das bedeutet: Die Isolierung der Wände, des Dachs, der Fenster und Türen hat maßgeblichen Einfluss auf die Energieeffizienz einer Immobilie, weil deutlich weniger Energie unverbraucht das Haus verlässt.

So senkt eine Isolierung die Heizkosten, selbst wenn beispielsweise eine Gasheizung verbaut ist, die Immobilieninteressenten aufgrund der aktuellen Krise gerade besonders meiden. Besonders gut kommt hingegen die Installation eines Kamins an, den viele sich als Plan B wünschen, falls die Gasversorgung wirklich stagniert. Doch nicht nur die aktuelle Energie(preis)krise lässt Immobilieninteressenten umdenken. Auch die Forderung nach einem nachhaltigen Umgang mit der Umwelt wird immer lauter. So erfreuen sich nachhaltig erbaute Immobilien einer großen Nachfrage, die aktuell am Markt noch nicht gedeckt werden kann.

Immobilienwünsche werden extrem groß oder extrem klein

Die Frage danach, wie viel Wohnraum sich ein Mensch oder eine Familie wünscht, lässt sich kaum mehr pauschal beantworten, denn die Ansprüche verändern sich – und zwar in ganz unterschiedliche Richtungen. Währen die Gruppe jener, die sich ihr Zuhause als privates Arbeits- und Wellnessdomizil kreieren, nach mehr Wohnraum streben, um Sauna, Pool, Fitnessstudio, Arbeitsbereich und andere Spezialräume im eigenen Zuhause zu integrieren, setzen andere ganz bewusst auf Downsizing. Die mitunter beliebteste Variante des „im kleinen Lebens“ stellt sich aktuell in Form von Tiny Häusern dar, die auf 20 bis 40 Quadratmetern alles bieten, was es zum Leben braucht – aber eben nicht mehr.

Ein Stück weit tragen sicherlich beide Extreme dazu bei, dass im Schnitt 45 Quadratmeter Wohnfläche auf einen Durchschnittsbewohner in Deutschland entfallen. Denn jenen, die alle Annehmlichkeiten des Lebens in ihrer Immobilie vereinen wollen, stehen diejenigen entgegen, die entweder das Geld dafür nicht haben oder sich ganz bewusst für einen kleineren CO2-Fußabdruck entscheiden. Diesen kann übrigens jeder selbst mit dem CO2-Fußabdruck-Rechner vom WWF selbst berechnen.

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