Weiterbildung: Das Interesse ist da

Von Katharina Frey, marktforschung.de

Weiterbildung kann als ein wichtiger Aspekt moderner Unternehmensführung und -weiterentwicklung gesehen werden. Dieser Meinung sind auch die Teilnehmer der aktuellen Gehaltsstudie von marktforschung.de und der tivian GmbH – Gesellschaft für Evaluation und Analyse in der  Organisationsentwicklung. Nahezu alle befragten Probanden, ob im Institut, in einem Unternehmen oder einer Unternehmensberatung beschäftigt, haben ein Interesse an Weiterbildung, das sich sogar teilweise in einer eigenmotivierten Zahlungsbereitschaft niederschlägt: Die Hälfte der Befragten ist laut der durchgeführten Studie bereit, privat in die eigene Weiterbildung zu investieren. Der dabei erreichte Median liegt bei 500€ pro Jahr, die ein in der Branche beschäftigter Festangestellter zu zahlen bereit ist.

Leider setzt sich dieses große Interesse nur in geringem Maße in konkretes Verhalten um. So haben ganze 31% der befragten Marktforscher noch nie und weitere 35% erst ein oder zwei Mal an Weiterbildungsmaßnahmen teilgenommen.


Dieses Ergebnis ist natürlich konträr zum bereits festgestellten großen Interesse an Weiterbildungsmaßnahmen. Die Frage, die daher gestellt werden muss: Ist tatsächlich Bereitschaft und das Bedürfnis vorhanden, wenn ganze zwei Drittel aller Teilnehmer in ihrer beruflichen Laufbahn noch nie oder lediglich 1-2 Mal an Weiterbildungen teilgenommen haben?

Ein Punkt, der stark mit dem Besuch von Weiterbildungsveranstaltungen zusammenhängt, ist das tatsächliche Angebot an ebendiesen. Ein Drittel der Befragten hat vom Arbeitgeber aus keine Möglichkeit, unentgeltlich an Fort- und Ausbildungsmaßnahmen teilzunehmen. Von ihnen waren knapp 60% noch nie bei einer Weiterbildung. Einem weiteren guten Drittel der Befragten steht dagegen mit externen und internen Veranstaltungen ein breites Angebot zur Verfügung. Sie haben folgrlich bislang deutlich häufiger an Weiterbildungsmaßnahmen teilgenommen. Erfreulich: Hier geben nur 14% an, noch nie solcherlei Angebote in Anspruch genommen zu haben.

Wenig verwunderlich ist, dass erfahrenere Kollegen mit 20 und mehr Jahren Berufserfahrung in ihrer Laufbahn deutlich häufiger an Weiterbildungen teilgenommen haben als jüngere. Die Tatsache, dass Marktforscher mit bis zu drei Jahren Berufserfahrung zu 42% keinerlei Zugang zu weiterbildenden Maßnahmen haben, stößt dagegen auf Unverständnis. Dieser Anteil ist doppelt so groß wie bei Personen mit 20 und mehr Jahren Berufserfahrung. Umgekehrt haben die erfahrenen Marktforscher mit einem Anteil von 62% doppelt so häufig ein breites Angebot an Weiterbildung wie ihre Kollegen mit bis zu 10 Jahren im Beruf.


Äquivalente Ergebnisse zeigen sich beim Blick auf die unterschiedlichen Tätigkeitsbereiche. Mit 46% steht knapp der Hälfte der Unternehmensmarktforscher ein breites Angebot an Weiterbildung zur Verfügung. Bei Institutsmarktforschern haben nur ein Drittel die Möglichkeit, ein solches Angebot zu nutzen. Entsprechend haben bereits 54% der Marktforscher im Unternehmen mindestens drei Mal an Weiterbildungen teilgenommen, wohingegen es bei ihren Kollegen in den Instituten nur gut 30% sind.

Diese Verteilung ist zum Teil begründbar durch die unterschiedlichen Unternehmensgrößen, bei denen sich ein bekanntes Bild ergibt: Markt- und Sozialforschungsinstitute haben im Schnitt weniger Mitarbeiter als Unternehmen mit eigener Inhouse-Marktforschung; und je größer die Unternehmen, desto häufiger gibt es oft sowohl interne als auch externe Angebote für die eigenen Mitarbeiter. Dieses Vorgehen ist zum Teil verständlich, da es sich v.a. intern erst ab einer gewissen Mitarbeiterzahl lohnt, weiterbildende Maßnahmen anzubieten.

Fraglich ist, warum jedoch von kleineren Unternehmen keine externen Angebote erschlossen werden. Ein Grund kann dabei sein, dass größere Unternehmen über mehr Ressourcen in diesem Bereich, beispielsweise eine eigene Personalabteilung, verfügen, deren Aufgabe es auch ist, interne und externe Weiterbildungsangebote zusammenzustellen, um eigene Mitarbeiter adäquat zu fördern.

Ein Fazit, das gezogen werden kann, ist, dass die Forderung nach Weiterbildungsmaßnahmen deutlich artikuliert wird, jedoch bei der Umsetzung noch viel getan werden muss. Unternehmen sollten demnach ihren Mitarbeitern, besonders den Neulingen in der Marktforschung, mehr die Möglichkeit anbieten, sich auch im Rahmen ihrer Arbeitszeiten weiterzubilden. Eine Einbindung externer Bildungsdienstleister ist auch bei kleinen Betrieben mit geringem finanziellem Aufwand machbar, wenn man dabei beispielsweise an kostengünstige Online-Weiterbildung denkt.

Die in der Branche Tätigen müssen sich jedoch, so die Ergebnisse unserer Studie, die berechtigte Frage gefallen lassen, warum die eigene Beteiligung an Weiterbildungsangeboten trotz häufig recht guten Möglichkeiten eher moderat ist – obwohl sogar die Bereitschaft signalisiert wird, sich selbst mit privaten Mitteln fortzubilden, um in seiner beruflichen Tätigkeit kompetenter und zukunftsweisender agieren zu können.

Es kann also weder den Unternehmen, noch den Arbeitnehmern eine Alleinschuld für die Weiterbildungsquote zugeschoben werden – auf der anderen Seite kann auch niemand freigesprochen werden. Eher handelt es sich in diesem Falle um eine nicht ganz positive Symbiose beider Marktteilnehmer. Als Appell an die Branche kann daher gelten, dass sowohl von Arbeitgeber- als auch von Arbeitnehmerseite im Alltag ein wenig mehr Engagement für Fortbildungsmaßnahmen vonnöten wäre.

Zur Studie:

Die Fragen zur Weiterbildung wurden im Rahmen der Umfrage zur Gehaltsstudie gestellt. Die Auswertung bezieht sich auf Daten, die zwischen dem 05.04.2011 und dem 28.02.2013 erhoben worden. Befragt wurden n=1.949 Personen, die beruflich in der Marktforschung tätig sind.

 

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