Was sonst noch war: Zugradar, individuelle Coca-Cola, wütende Frauen

In unserer Kolumne "Was sonst noch war" wollen wir Ihnen ans Herz legen, was die anderen schreiben. Denn manches gerät aus dem Blick – wir fangen es wieder ein mit unserer Presseschau.

Wenn Sie öfter mit der Bahn fahren und auf Ihren Zug warten, kennen Sie das Phänomen: Aus "wenigen Minuten Verspätung" werden immer mehr, je näher der planmäßige Ankunftszeitpunkt rückt. "Wo bleibt mein Zug?", ärgert sich der Bahnkunde dann völlig zurecht.

Nun nimmt die Deutsche Bahn diese Frage endlich ernst und liefert ein "Zugradar", mit dessen Hilfe man live verfolgen kann, wo sich ein Zug befindet und ob sich dieser überhaupt von der Stelle rührt. Anderthalb Jahre nach dem Start des Zugmonitors der "Süddeutschen Zeitung" steht sogar in Aussicht, dass die Bahn den Regionalverkehr entsprechend live scannt. Das nenne ich Service: Ein Unternehmen hat erkannt, dass der Kunde Informationen braucht. Nicht irgendwelche, sondern am besten alle relevanten.

Um relevante Informationen sowie um Marktforschung einer neuen Dimension geht es auch in dem seit einer Woche in den deutschen Kinos laufenden Film "König von Deutschland". Wo Sie den Film noch sehen können, können Sie hier nachsehen. Die Feuilletons sind sich uneinig darüber, ob sich der Streifen lohnt oder nicht. Hanns-Georg Rodek ("Die Welt") empfiehlt den Film in einer Videobesprechung, während die MDR-Zuschauerjury nur mäßige Noten vergibt. Christian Schröder vom "Tagesspiegel" schreibt, die Komödie sei " eine gelungene Gesellschaftssatire und ein ziemlich grandioser Schauspielerfilm – auch wenn ihm gegen Ende ein wenig die Luft ausgeht. Mittelmaß ist mehrheitsfähig. Angela Merkel hat diese Lektion gelernt."

Stell dir vor, das Produkt, das du kaufst, trägt deinen Namen. Oder dein Liebling kauft es für dich, denn es heißt ja wie du. So simpel ist die Logik der Debranding-Kampagne von Coca-Cola: Es ist nicht irgendeine Coke, sondern deine. Dass der Getränkehersteller damit Erfolg hat, zeigte sich mir jüngst auf der Spielemesse Gamescom, wo Kinder beträchtliche Wartezeiten für eine Coke mit ihrem Namen in Kauf nahmen (Beweisfoto). Lucy Fisher vom "Guardian" hat untersucht, warum die Kampagne dermaßen einschlägt. Und die "Süddeutsche Zeitung" blickt hinter die Kulissen der Werbung, die weniger dem Zufall überlässt als man meinen mag: Wer seine Coke etwa "Adolf" nennen will, bekommt einen Korb.

Technik, Forschung, Kundenakquise: Darum geht es in unserem Job. Und um diese Themen drehen sich auch die nun folgenden lesenswerten Beiträge. Pete Cape erklärt, wie man eine Umfrage in wenigen Schritten startklar macht für Mobilgeräte. Jan Hofmeyr von TNS sagt Ihnen, wie Sie Studienergebnisse deutlich einkürzen und dabei mehr Prägnanz gewinnen (PDF). Und Snorri Gudmundsson appelliert eindringlich an seine Marktforschungskollegen, weniger Zeit in PowerPoint als in Kundengespräche zu investieren.

Wenn Ihnen Deutschland zu eng geworden ist, sollten Sie mal dringend über einen professionellen Auslandsaufenthalt nachdenken. Von China hatten wir ja bereits erzählt. GfK-Manager Carl Beien hat die Vorzüge des Arbeitens in Osteuropa kennen gelernt und berichtet darüber ausführlich im "UX Magazine" – mit vielen Fotos und persönlichen Eindrücken. Katrin Roscher von TNS Ghana erklärt, warum die Branche den afrikanischen Kontinent keinesfalls abschreiben sollte.

Aber zurück zu den Daten. In einem erstaunlich offenen und sehr nachdenklichen Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen" skizziert Datenanalyst Markus Morgenroth die Chancen und Risiken seines Geschäfts: Einzelne Datensätze seien uninteressant. "Aber die Kunst besteht darin, diese Daten so zu verknüpfen, dass man die wirklich interessanten Dinge über Menschen herausfinden kann. Und das ist natürlich auch das Gefährliche daran."

Früher sollte die Dame vor allem den Herrn schmücken. Heute bemüht sich der Herr nach Kräften, sich selbst aufzuhübschen. Seine Frau verschafft ihm dabei das nötige Selbstbewusstsein, sofern sie schlau ist. So lassen sich die Kernergebnisse einer Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung zusammenfassen. "Schlau ist das neue Sexy", titelt die "Süddeutsche Zeitung", und warnt vor neuer weiblicher Unzufriedenheit. Die Ergebnisse sind im Detail auf der Website der Forschungsinstituts nachzulesen, inklusive 74-seitigem Forschungsbericht. Den Soziologen unter Ihnen dürfte das sicher zur Wochenendlektüre gereichen.

Ein schönes Wochenende wünscht
Nils Glück, marktforschung.de

Übrigens: Meistgeklickter Link von vergangener Woche waren die Lebensmittel-Diagramme zur Bundestagswahl von "Zeit Online".

Unsere Presseschau "Was sonst noch war" - weitere Ausgaben:

 

Diskutieren Sie mit!     

Noch keine Kommentare zu diesem Artikel. Machen Sie gerne den Anfang!

Um unsere Kommentarfunktion nutzen zu können müssen Sie sich anmelden.

Anmelden

Weitere Highlights auf marktforschung.de