Was sonst noch war: Gamification, Gehirnströme, Fortschrittsbalken
In unserer Kolumne "Was sonst noch war" wollen wir Ihnen ans Herz legen, was die anderen schreiben. Denn manches gerät aus dem Blick – wir fangen es wieder ein mit unserer Presseschau.
Verspielt, aber fortschrittlich: Vision Critical hat den Werdegang der amerikanischen Marktforschung in einer aufwändigen Infografik verarbeitet. Nutzer können vom Beginn des 20. Jahrhundert bis in die Gegenwart reisen und erfahren einiges über die Meilensteine der "Evolution of Insight".
Ebenfalls modern zeigt sich das britische Institut Imprint. Hier leitet man Befragungsteilnehmer nicht mehr durch generische Fragebogenseiten, sondern erhebt die fraglichen Variablen in einem Browser-Spiel, das in der Zukunft spielt. Aus der Frage nach dem Alter des Probanden wird so die Aufforderung: "Try to imagine the year 2030. How old will you be in that year?" Umgesetzt hat das Konzept der Londoner Dienstleister Research through Gaming. Einige konkrete Beispiele für Gamification hat Insights Consulting in einem Blogpost zusammengetragen.
Medienforschung der neuen Dimension oder olle Aufschneiderei? Ein junges Unternehmen aus Ungarn brüstet sich damit, ein Panel von Neuro-Testern aufgebaut zu haben. Das Besondere: Für das Projekt wurden Panelisten mit Neuro-Headsets ausgestattet, die es ihnen ermöglichen von zuhause aus zu arbeiten. Die Probanden können sich daheim auf einer Online-Plattform einloggen und bekommen Werbespots angezeigt. Der Besuch des Teststudios entfällt, schreibt das IT-Magazin Gulli.com: "Das Start-up gibt an, mit einem globalen Netzwerk aus Testern zu arbeiten, die allesamt mit einem Elektroenzephalogramm-Neuro-Headset ausgestattet sind, das über am Kopf befestigte Elektroden die Gehirnaktivität aufzeichnet." Auch die Plattform "Next Web" hat sich mit dem Konzept auseinandergesetzt.
Wie wirkt Werbung? Die ZDF-Sendung Nano stellt einige Herangehensweisen des Gehirnstrom-Messverfahrens anhand von Superbowl-Werbespots vor. Auch Eyetracking und softwarebasierte Emotionsmessung spielen dabei eine Rolle. Schauen Sie sich die zwei Beiträge unter diesem Link an.
Die Budgets für mobile Werbung steigen zwar, doch die Konsumenten sind zunehmend genvert davon. "Wie die Ergebnisse zeigen, haben die Nutzer vor allem ein Problem mit Bannerwerbung", heißt es in einem Bericht des österreichischen "Standard" über die Studie der Mobile Marekting Association. Auch den kompletten Foliensatz der Erhebung gibt es an gleicher Stelle zum Herunterladen.
Was bringen Fortschrittsbalken bei Online-Befragungen wirklich? Google-Forscher wollten es genau wissen und veröffentlichten bereits im August einen entsprechenden Report. Eines ihrer Ergebnisse: Die Balken sind nicht selten eher irritierend und demotivierend denn eine echter Anreiz. Das komplette PDF gibt es hier – ganz ohne Fortschrittsbalken.
Die Stiftung Warentest ist im wörtlichen Sinne ein Buch mit sieben Siegeln. Einen seltenen Blick hinter die Kulissen der Stiftung und ihrer Methoden konnten Reporter von "Spiegel TV" im Oktober werfen. Auch verwegene Mystery-Shopper und erbarmunglose Testlabor-Forscher kommen in dem 45-minütigen Video zu Wort und berichten von ihren täglichen Hindernissen. Passend dazu prangert Ines Imdahl von rheingold in ihrer "Handelsblatt"-Kolumne den fahrlässigen Umgang von TÜV Rheinland mit seiner Prüfplakette an.
Vielleicht sind Sie Teil eines Medienforschungsprojekts, ohne davon zu wissen. Neuerdings braucht man nämlich offenbar keine TV-Quotenbox mehr, um an einem solchen teilzunehmen. Das legen beunruhigende Presseberichte nahe: Demnach nutzt der Elektronikhersteller LG möglicherweise seine IPTV-Geräte, um ungefragt Nutzungsdaten seiner Konsumenten in die Firmenzentrale zu schicken. Ein Sprecher des Unternehmens reagiert auf einen Bericht von "Spiegel Online" zunächst ausweichend. Den Stein ins Rollen brachte ein britischer Blogger mit diesem Beitrag.
Ebenfalls eine ungewöhnliche Form der Datenerhebung nutzt Jack Vale. Der Videoaktivist scannt die öffentlich einsehbaren Twitterprofile der Menschen in seiner unmittelbaren Umgebung – und konfontriert die Fremden spontan mit seinen Recherchen. Diese zeigen sich schockiert und sollten künftig zweimal darüber nachdenken, bevor sie Beziehungsinterna in alle Welt hinausposaunen. Einen ähnlichen Versuch unternahm vor Monaten bereits der YouTube-Comedystar Greg Benson, der wildfremde "Freunde" spontan besuchte und vor vollendete Tatsachen stellte. Und nicht zuletzt ZDF-Showmaster Jan Böhmermann durchforschte jüngst das Online-Leben seines Studio-Publikums. In diesem Sinne: Sie werden beobachtet!
Ein schönes Wochenende wünscht
Nils Glück
Übrigens: Meistgeklickter Link der vergangenen Woche war der FAZ-Artikel über den radikalen Wandlel bei Rewe.
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