myMarktforschung.de-Studie Warum stagniert die Anzahl der Organspenden?

Die Teilnehmer der Studie wurden zu ihrer Einstellung zu Organspenden befragt: Untersucht wurde die Bereitschaft der Befragten, Organe zu spenden, das Vorhandensein von Organspendeausweisen sowie die Ängste und Motivationen, die die Spendenbereitschaft beeinflussen.
Insgesamt haben aktuell 38 Prozent der Deutschen ihre Einstellung zur Organweitergabe dokumentiert. Im Jahr 2012 waren es laut eines Berichts der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung nur 22 Prozent. Zu den überzeugten Spendern zählen 47 Prozent der Deutschen. Sie sind grundsätzlich ohne Einschränkungen zur Organspende bereit. Weitere 35 Prozent gehören zur Gruppe der potenziellen Spender, die insgesamt unsicher sind oder nur bestimmte Organe in Erwägung ziehen. 19 Prozent lassen sich der Gruppe der entschlossenen Nicht-Spendern zuordnen: Sie lehnen eine Organspende prinzipiell ab.
Während also die Anzahl möglicher Spender immer weiterwächst, stagniert die Anzahl tatsächlicher Transplantationen und im Vergleich zu 2012 ist sie sogar um 18 Prozent zurückgegangen. Im Jahr 2016 gaben der Website der Deutschen Stiftung Organspende zufolge insgesamt 857 Menschen nach ihrem Tod Organe weiter, das vierte Jahr in Folge waren es damit unter 900. Laut Ärzteblatt liegt das aber vor allem an der geringeren Anzahl von Spendermeldungen, denn viele Ärzte trauen wohl dem System der Transplantationsmedizin nach den bekanntgewordenen Manipulationen an Wartelisten für Empfänger in deutschen Kliniken selbst nicht mehr.
Welche Befürchtungen stehen Organspenden entgegen?
Natürlich haben die Skandale der vergangenen Jahre aber auch bei der Einstellung der Bevölkerung zur Organspende Spuren hinterlassen. Die größte Befürchtung, die einer Spende entgegensteht, ist der Missbrauch durch Organhandel, auch wenn dies in Deutschland nahezu ausgeschlossen ist. 39 Prozent der entschlossenen Nicht-Spender und sogar 47 Prozent der potenziellen Spender haben Angst davor. Die tatsächlichen Manipulationen an Wartelisten liegen mit 28 Prozent der Nicht-Spender und 36 Prozent der Unsicheren, die hier Befürchtungen haben, auf dem zweiten Rang.
Um die Anzahl der erfolgreichen Spenden zu steigern, kommt es den Studienautoren zufolge darauf an, insgesamt das Vertrauen in die Transplantationsmedizin wiederherzustellen. Denn den grundsätzlichen Rückhalt in der Bevölkerung habe die Organspende in jedem Fall. Sollte es der Politik allerdings nicht gelingen, praktikable Lösungen für eine Erhöhung der Zahl der Spendermeldungen zu finden und ein transparentes und faires Transplantationssystem zu etablieren, könne auf Dauer auch die Anzahl der überzeugten und potenziellen Spender zurückgehen, so die Bedenken der Studienautoren.
Zur Studie:
Das Institut myMarktforschung.de hat im Rahmen einer Umfrage im Dezember 2016 1.069 Deutsche zwischen 18 und 70 Jahren online zu ihrer Einstellung zu Organspenden befragt.
dr
Kommentare (0)
Noch keine Kommentare zu diesem Artikel. Machen Sie gerne den Anfang!
Um unsere Kommentarfunktion nutzen zu können müssen Sie sich anmelden.
Anmelden