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Die zweite Online Research Plus der DGOF Warum man sich bei der Research Plus Online einen Teleporter gewünscht hätte

Der Charme der Research Plus, die in unregelmäßigen Abständen von der DGOF in verschiedenen deutschen Städten veranstaltet wird, liegt in der Kombination von netten Vorträgen, netten Menschen in einer netten Location. Es gibt zumeist drei Vorträge. In der Regel sind ein bis zwei davon gut und über einen davon wird rege diskutiert. Danach geht man zum gemütlichen Teil über, der für viele Gäste der eigentliche Grund für ihr Kommen sein dürfte. In Zeiten von Corona gibt es keinen gemütlichen Teil.
Dennoch waren gestern in der Spitze 53 Teilnehmer zur zweiten Research Plus Online eingeloggt. Angemeldet waren über 120 Personen, aber die meisten Veranstalter von Online-Events dürften mittlerweile gelernt haben, dass eine Anmeldung auch nicht viel verbindlicher ist als ein Like unter einem Instagram-Post. Es gab auch diesmal drei Vorträge.
Dinge, über die man nicht spricht, aber gut mitlesen kann
Den Anfang machten Cécile Bergmann und Stefan Maas, beide von Ipsos. Eine teamübergreifende Kollaboration zwischen der Health-Care-Forschung und dem Social-Intelligence-Team. Es ging um Stoma & Inkontinenz, bzw. um eine Studie, in der anhand von Social-Listening Insights über diese Themen gefunden wurden, die für Interviews eher undankbar sind. Weil, man spricht nicht so gerne darüber.

In Social Media schon, weswegen die „klassische“ Health-Care-Forscherin über die Fülle an Details beeindruckt war, die betroffene Patienten in Foren und Social-Media über ihr Leiden bereitwillig von sich geben. Keine retrospektive Nacherzählung, sondern in dem Moment geteilt, wo die Diagnose festgestellt wurde. Wie schon auf der IIEX 2020 in Amsterdam, ein gelungener Vortrag aus dem Hause Ipsos, der zeigte, zu was die Social-Media-Experten fähig sind.
Selbstbewusster werden, um nicht in die Röhre zu gucken
Als zweiter Redner durfte Daniel Althaus von Neustar in die virtuelle Bütt. Daniel Althaus hat die Seiten gewechselt: vormals Head of Quantitative Research bei Splendid Research in der Marktforschung, jetzt Senior Statistican, bzw. "Modeller" bei Neustar, einer ehemaligen Ausgründung des Rüstungskonzerns Lockheed Martin. Neustar trägt zwar "Neu" im Namen, aber existiert doch schon 23 Jahre. Bei Neustar geht es u.a. um die administrative Verwaltung von Telefonnummern in den Vereinigten Staaten und Kanada, aber auch um Web Analytics und Sales-Unterstützung. Das Thema von Daniel Althaus war „Befragungsdaten als wichtiger Erklärungsfaktor in Big Data-Analysen“.

Trotz aller Rechnerei und Vielzahl an Datenquellen: Lt. Althaus braucht es Neigungsmetriken aus der Marktforschung, damit statistische Modelle Erklärungskraft für Konsumentenverhalten bieten können. Und, wenn gerade keine Befragungsdaten zu Affinitäten vorliegen, so imputiert der findige Statistiker vom Nutzerverhalten auf einer Website hin zu seiner Einstellung zur Marke. Sein Fazit: Die Marktforschung sollte „selbstbewusster auftreten“ und ihr Licht nicht länger unter den Big-Data-Scheffel stellen. Das wäre der Vortrag gewesen, über den man bei einer Research Plus in der Auster-Bar normalerweise diskutiert hätte. So blieben die Fragen und Diskussionsbeiträge aber im Goto-Meeting-Chat-Fenster stecken.
Mit dem Teleporter zum Abschluss-Bier
Den Abschluss machte Lisa Dust von Facts & Stories. Ihr Thema war „Abkürzung Kunde – wie Konsumentenforschung die Innovationsentwicklung besser und schneller macht“. Vorgestellt wurde eine gemeinsame Arbeit von Facts & Stories mit Appinio. Meine Erwartungen sind immer sehr hoch, wenn eine Agentur, die selbst das Thema Storytelling auf die Agenda setzt, referiert. Das Ergebnis, das von dem Vortrag in Erinnerung bleiben dürfte, ist, dass 54% der befragten Appinio-Panelisten gerne einen Teleporter wie aus Raumschiff Enterprise hätten, der sie an einen anderen Ort transportieren kann.
Den Teleporter hätte man sich auch nach dem Vortrag gewünscht, um sich gemeinsam mit anderen Mutigen doch noch in die Auster-Bar zum gepflegten Astra zu beamen (falls Astra in der Auster-Bar ausgeschenkt wird). So ging die zweite Research Plus Online ohne den gemütlichen Teil und das Abschluss-Bier zu Ende. Fazit: Irgendwie unbefriedigend, was weder an den Vorträgen noch der Organisation lag, sondern der Tatsache geschuldet ist, dass Remote-Veranstaltungen Offline-Events eben doch nicht gänzlich ersetzen können.
sh
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