Martins Menetekel Wahl zwischen Pest und Cholera

Heute hörte Martin Lindner im Radio einen Kommentar eines Politikers, der ermahnte, man müsse endlich den Teufelskreis zwischen Anordnung von Einschränkungen und wieder Aufheben dieser Maßnahmen durchbrechen, um die Pandemie zu beenden. Der Mann habe recht, aber das sei ein typisches Beispiel für die Ambivalenz der Beurteilung, so Lindner in seiner heutigen Kolumne.

Martins Menetekel

Nehmen wir an, dass harte Einschränkungen bewirkt haben, dass die Inzidenzen nach unten gehen.

1. Reaktion: Wir verstärken die Einschränkungen, denn sie wirken, und warten ab, bis die Pandemie wirklich beherrscht wird.

2. Reaktion: Wir lockern die Einschränkungen, damit die Bürger wieder mehr Freiheiten kriegen.

Die 2. Reaktion herrscht bei uns vor und führt zu einer Welle nach der anderen. Es kann sein, dass durch die Omikron-Variante diese Strategie zur Herdenimmunität bei hoffentlich nicht zu hohen Todesfällen führt.

China hat sich für die 1. Reaktion entschieden und geht damit auf dem politischen Weltparkett hausieren. Sie führen es auf die Überlegenheit ihres Systems zurück, während die westlichen Demokratien bei der Bekämpfung einer Pandemie versagen.

Sei es wie es sei! Beide Strategien sind bis auf absehbare Zeit eine Wahl zwischen zwei Übeln!

Unser Impfstatus dümpelt immer noch bei 72 Prozent herum. Die Impfkampagne wird so schnell nichts ändern, es sei denn, es kommt die Impfpflicht sehr schnell.

Ich zeige die Grafik der Inzidenzen:

Sie steigen unaufhaltsam seit Ende Dezember. Mit dem Vorlauf von 10 bis 14 Tagen haben wir einen Anstieg, der schon fast das Maximum vom 3.12. erreicht hat. Damals waren es 516, der heutige Wert ist 478. Wenn man den Anstieg der blauen Balken sieht, werden sie bald diese Marke knacken.

Dass die Entwicklung sehr schlecht verläuft, wissen wir alle aus den Nachrichten. Ich zeige deshalb nur die Zeitreihe der Zuwächse und die obsolet gewordene Referenzkurve:

Die weitere Entwicklung der Zuwächse lässt sich seriös nicht vorhersagen. Blau gestrichelt kann weiter wachsen, aber auch wieder ein Maximum erreichen, das wäre der heißersehnte Wendepunkt der kumulierten Fallzahlen. Wir müssen es abwarten, ob sich Deutschland von der Entwicklung in unseren Nachbarländern abkoppeln kann.

Die folgende Grafik zeigt den Quotienten der tägliche Zuwächse, nur auf 3-Tages-Basis geglättet:

q stieg vom 20.12. bis zum 3.1. Das kann die Anpassung des statistischen Reproduktionsfaktors von Delta auf Omikron andeuten, oder aber von den Lockerungen der Bekämpfungsmaßnahmen herrühren.

Das veranlasste mich, die Zeitreihen der 28-Tage-Inzidenzen der 13 Länder weiterzupflegen, auch wenn es viel Arbeit macht.

Die Reihenfolge hat sich im Vergleich zu Ende November mächtig verschoben, Deutschland und die Türkei halten sich noch sehr gut, aber urteilt selbst:

Frankreich stand am Anfang sehr gut da, jetzt ist es dabei, an Dänemark vorbeizuziehen. Auch die Südländer Portugal, Spanien und Italien haben sich mächtig verschlechtert.

Bleibt gesund!

Über Martin Lindner

 

Martin Lindner
Martin Lindner ist promovierter und habilitierter Mathematikprofessor im Ruhestand und beschäftigt sich intensiv mit nachhaltiger Wirtschaft und der Zukunftsfähigkeit unserer heutigen Lebensformen. Zusätzlich hat er eine Ausbildung und auch Berufserfahrung in Wirtschaftsmediation.

 

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