Wahlforschung Vorwahlumfragen Berlin: Zwei Institute mit der gleichen Vorhersage

Welches Meinungsforschungsinstitut hat die beste Vorhersage zum Wahlausgang des 19. Berliner Abgeordnetenhaus erzielt? (Bild: picture alliance/dpa | Wolfgang Kumm)
Es wurde im Vorfeld erwartet, dass die Berliner CDU die Wahl gewinnt und die SPD verliert. Aber nicht in der Deutlichkeit, wie die Wahlergebnisse am Sonntag eingelaufen sind. So gewinnt die CDU über 10 Prozentpunkte dazu, während die SPD drei Prozentpunkte verliert. Die Grünen erreichen in etwa ihr Wahlergebnis von 2021 und die FDP landet mit 4,6 Prozent der Stimmen knapp unter der Fünf-Prozent-Marke. Erneut ein Landtag, in dem die FDP nicht mehr vertreten sein wird.
Wurde der Wahlausgang richtig vorhergesagt?
Betrachtet man die letzten Sonntagsfragen der fünf Institute Infratest Dimap, Forschungsgruppe Wahlen, Insa, Forsa und Civey, so fällt auf, dass die meisten Institute den deutlichen Unterschied zwischen CDU und SPD unterschätzt haben. 9,8 Prozentpunkte liegen beide Parteien auseinander. Lediglich Forsa sah mit neun Prozentpunkten den Abstand fast richtig, Insa und Infratest Dimap haben sechs Prozentpunkte Unterschied gemessen, bei Forschungsgruppe Wahlen und Civey wurde der Abstand noch kleiner eingestuft.
Die Reihenfolge der Parteien mit den größten Stimmanteilen haben immerhin vier der fünf Institute vorhergesehen. Das knappe Rennen zwischen SPD und Grünen um Platz 2 haben immerhin drei Institute gemessen, lediglich bei der Forschungsgruppe und Civey lag die SPD im Vorfeld deutlich vor den Grünen. Forsa hat die Grünen als einziges Institut als zweitstärkste Partei prognostiziert.
Wer hat die genaueste Vorwahlumfrage für Berlin erstellt?
Das Erfurter Insa-Institut und die Berliner Kollegen von Infratest Dimap teilen sich diesmal punktgleich den ersten Platz mit einer quadrierten Abweichungssumme von 14,38. Das liegt daran, dass beide Institute ungewöhnlicherweise exakt den gleichen Wahlausgang vorhergesagt haben. Infratest Dimap für die ARD bereits am 2. Februar, Insa erst kurz vor der Wahl für die Bild-Zeitung am 9. Februar.

Alle Umfragen mit Ausnahme der von Civey wurden hier entnommen: https://www.wahlrecht.de/umfragen/landtage/berlin.htm . Die Umfrage von Civey wurde hier entnommen: https://www.tagesspiegel.de/berlin/drei-tage-vor-der-wiederholungswahl-cdu-und-spd-in-berlin-fast-gleichauf--grune-fallen-zuruck-9321710.html. (Stand jeweils: 13.02.23, 12h)
Dicht hinter den beiden demoskopischen Zwillingen landet Forsa mit einer Abweichungssumme von 16,38. Forsa schneidet nur deshalb etwas schwächer ab, weil die sonstigen Parteien mit 12 Prozent Stimmanteil etwas zu hoch eingeschätzt wurden. Dafür wurde, wie erwähnt, der Abstand zwischen CDU und SPD fast genau vorhergesehen.
Überraschend nur auf Platz vier im Ranking landet diesmal die Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen mit einer Abweichungssumme von 23,98. Das liegt im Unterschied zu den anderen Instituten in erster Linie an der Überschätzung der SPD. Ein Problem, das auch bei Civey dazu führte, dass die Abweichungssumme mit 40,58 deutlich höher ausfiel. Civey sah die FDP außerdem im Vorfeld bei 7 Prozent, der höchste Wert unter den fünf Vorwahlumfragen.
Fazit: Ungewöhnlich ist vor allem die Duplette
Wie fällt das Fazit zu den Vorwahlumfragen aus? Es geht noch besser, aber auch schlechter. Eine quadrierte Abweichungssumme um die 15 ist kein schlechter Wert, aber deutlich schlechter als noch bei der Niedersachsenwahl im Oktober 2022, wo die schlechteste Sonntagsfrage eine Abweichungssumme von 12,77 erzielte und die beste bei 5,17 lag.
Etwas ungewöhnlich ist, dass zwei Institute, Insa und Infratest Dimap, exakt die gleiche Vorhersage gemessen und damit auch exakt die gleiche quadrierte Abweichungssumme erzielt haben.
Das kommt eher selten vor (bei den zehn letzten Sonntagsfragen im Vorfeld der Bundestagswahl 2021 zum Beispiel kein einziges Mal). Die Institute kennen die Sonntagsfragen der Konkurrenz meist genau. Da der letzte Rundungsschliff bei Sonntagsfragen manuell erfolgt, achten Institute in der Regel darauf nicht exakt die gleiche Vorhersage abzugeben. Auch Redaktionen tun sich schwer, wenn eine Sonntagsfrage einfach nur exakt bestätigt wird, da der mediale Neuigkeitswert gering ist. Warum das an dieser Stelle anders gehandhabt wurde, ist uns nicht bekannt. Vielleicht ist es auch einfach nur niemand beim Insa-Institut oder der Bild-Zeitung aufgefallen.
Kommentare (0)
Noch keine Kommentare zu diesem Artikel. Machen Sie gerne den Anfang!
Um unsere Kommentarfunktion nutzen zu können müssen Sie sich anmelden.
Anmelden