Ernährungstrends 2021 Von Soft Health bis Mahlzeitenersatz

Selten schien die Ernährung eine so große Rolle zu spielen wie im 21. Jahrhundert. Von Jahr zu Jahr, so macht es den Eindruck, beschäftigen sich immer mehr Menschen mit dem, was bei ihnen in den Einkaufswägen und später auf dem Teller landet. Was die jüngere Generation betrifft, zeichnen gerade auch die sozialen Medien ein recht eindeutiges Bild: Viele tendieren hin zu einer rundum gesünderen Ernährung. Was wiederum "gesünder" im Einzelfall bedeuten mag, unterscheidet sich von Mensch zu Mensch, von Influencer zu Influencer und von Lebensstil zu Lebensstil und -ziel. Manche der Ernährungstrends, die sich über die vergangenen Jahre schon angebahnt haben, werden sich auch 2021 fortsetzen. Einige kommen außerdem neu hinzu oder werden vermutlich zumindest ein Ausmaß erreichen, das bislang nur vage zu erahnen war.
Vegetarismus, Veganismus und Soft Health
Immer mehr Menschen beschäftigen sich mit den Auswirkungen von Massentierhaltung und der Überfischung der Weltmeere auf den Planeten und auf die eigene Gesundheit. Dabei wird klar: Der Fleisch- und Fischkonsum, wie er derzeit weltweit (noch) stattfindet, gefährdet nicht nur den Fortbestand vieler Tiere. Er gefährdet die Natur in ihrer Gesamtheit und damit unser aller Leben.
Da nicht jeder bereit ist, den eigenen Konsum zu verändern und an zeitgemäße Verhaltensweisen anzupassen, beschließen viele Menschen, einen Gegenpol zu bilden. Die radikale Alternative zu übermäßigem Konsum tierischer Produkte lautet: Die Ernährung rein auf Pflanzliches umstellen. In Deutschland ordneten sich im Jahr 2016 bereits 800 Tausend der Deutschen als Veganer ein. 5,3 Millionen lebten vegetarisch. Vier Jahre später, im Jahr 2020, waren es schon 1,1 Millionen, die sich vegan und 6,5 Millionen, die sich vegetarisch ernährten.
Da das Angebot an Produkten auf pflanzlicher Basis immer größer wird (dazu im nächsten Punkt mehr) und somit vermehrt auch Flexitarier hinzukommen dürften, ist damit zu rechnen, dass nach und nach immer weniger Tierisches konsumiert wird.
Zusätzlich zum Veganismus, der voraussichtlich auch 2021 wieder einen neuen Schub bekommen sollte, wird sich dieses Jahr eine weitere "Bewegung" etablieren. Diese Bewegung nennt sich Soft Health. Bezeichnet wird damit ein Fokus beim Einkauf auf frisches Obst und Gemüse. Während Tierisches, aber wohl auch Fertigprodukte und Verarbeitetes als "hard", "heavy" oder "stiff" verstanden wird, sollen sich Lebensmittel, die die Eigenschaft "soft" mit sich bringen, leichtgängig in den Körper einfügen.
Wichtig ist, dass mit dem Trend keinesfalls eine Art Obst- und Gemüsediät gemeint ist. Es geht vielmehr darum, darauf zu achten, dass die täglichen Teller mit bunter, abwechslungsreicher, natürlicher und vitaminhaltiger Nahrung gefüllt werden. Dafür eignen sich nun einmal Gemüse und Obst am besten.
Fleisch-Ersatzprodukte
Bereits Ende 2020 haben wir mit Hilfe der Insights-Lösung GENIUS von BEYONDATA vier Ernährungsgruppen in Deutschland identifiziert und untersucht:
- die Mainstream-Fleischesser
- die bereits erwähnten Flexitarier
- die Vegetarier & Veganer
- die Premium-Fleisch-Enthusiasten – eine noch recht junge und kleine Gruppe

Das lässt sich neben einem bereits erläuterten allgemeinen Bewusstsein für den Konsum tierischer Lebensmittel und dessen Folgen auch damit erklären, dass immer mehr Fleisch-Ersatzprodukte auf den Markt kommen. Sie verstärken die Tendenz der Mainstream-Fleischesser, zu Premium-Fleisch-Enthusiasten, Flexitariern oder unter Umständen gar zu Vegetariern oder Veganern zu werden.
Als Fleisch-Ersatzprodukte werden in den meisten Fällen Produkte pflanzlichen Ursprungs bezeichnet, die so verarbeitet werden, dass sie Fleischprodukten in Aussehen und Geschmack enorm ähneln. Damit soll unter anderem ehemaligen Fleischliebhaber der Umstieg von einer stark tierisch geprägten Ernährung zu einer vorwiegend oder rein pflanzlichen erleichtert werden. Allerdings bemängeln viele Konsument, dass zum einen die Auswahl der Ersatzprodukte noch sehr beschränkt ist und dass diese gerade im Vergleich zu Fleisch doch eher als teuer zu bewerten sind. Auch 2021 darf man erwarten, dass mehr Unternehmen auf den Markt strömen werden.
Selbst Fast Food Giganten, wie McDonald's oder Burger King bieten inzwischen Fleisch-Ersatzprodukte in Form von Burgern oder gar Nuggets an. Seit 2020 hat Burger King etwa den "Rebel Whopper" im Sortiment. Jener ist in Aussehen und Geschmack dem herkömmlichen Whopper so ähnlich, dass Kunden immer wieder verunsichert sind, ob sie auch wirklich die pflanzliche Alternative "serviert" bekommen haben. Bei den pflanzlichen Nuggets verhält es sich ähnlich. 2021 könnten weitere Fast-Food-Ketten nachziehen und den Konkurrenzdruck erhöhen.
Vergessen wird im Diskurs um Fleisch-Ersatzprodukte häufig, dass "Ersatz" nicht unbedingt heißen muss, Fleisch "nachzuahmen". Fleisch zu ersetzen kann vielmehr auch bedeuten, Alternativen zu finden, die dem Fleisch nährstofftechnisch und gerade geschmacklich in nichts nachstehen. Das Bundeszentrum für Ernährung listet einige Lebensmittel auf, die richtig zu- und verarbeitet solche Alternativen darstellen können. Die wichtigsten und veganen davon sind:
- Tofu
- Tempeh
- Sojafleisch (Texturiertes Soja)
- Seitan
- Hülsenfrüchte
- Proteine aus Sonnenblumenkernen
- Jackfrucht
Rund um sie entstehen immer mehr Rezepte und Kochbücher sowie verarbeitete und in Supermärkten und Discountern erhältliche Lebensmittel. Man darf gespannt sein, wie sich auch das "Fleisch aus dem Labor" 2021 weiterentwickeln wird und wie es sich auf die Ernährungsgruppen auswirkt. Mitunter werden dann einige Vegetarier und Veganer auch wieder zu Fleischessern.
Die Themen Nachhaltigkeit und Klimafreundlichkeit

Fleisch-Ersatzprodukte sind in der Regel klimafreundlicher und rundum nachhaltiger produziert als herkömmliche Fleisch- und Fischprodukte. Gerade Hühner(-eier) aus Käfighaltung, Schweinefleisch aus Massengehegen und die meisten Meerestiere im Supermarkt haben eine miserable Ökobilanz – abgesehen davon, dass sie oft mit Tierleid einhergehen. Doch was viele fleischlos lebende Menschen vergessen, ist die Tatsache, dass auch Fleisch-Ersatzprodukte im Vergleich zu anderen Lebensmitteln nicht unbedingt als nachhaltig zu bezeichnen sind.
Da die Themen Nachhaltigkeit und Klimafreundlichkeit aufgrund des immer weiter verbreiteten Wissens zu den Folgen des Klimawandels täglich mehr Menschen am Herzen liegen, dürfte auch 2021 eine etwas andere Trendbewegung Fahrt aufnehmen. Bei diesem Trend liegt der Fokus nicht unbedingt auf tierfreien Produkten. Denn das Rindersteak oder die Hühnerkeule, die beim Bauern um die Ecke, der seit Jahren ökologische Tierhaltung betreibt und riesiges Gelände mit frei herumlaufenden Tieren besitzt, gekauft wurde, kann durchaus nachhaltig sein.
Eine Ernährungsweise, die besonders viel Wert auf Nachhaltigkeit legt, bringt jedoch auch Schwierigkeiten mit sich. Denn Verzicht ist dabei, fast noch mehr als bei tierfreier Ernährung, das Stichwort überhaupt und kann zur echten Herausforderung werden. Die Folgen dieser Herausforderung wirken sich auf die Verkaufszahlen verschiedener Warengruppen unterschiedlich aus. So mag Nachhaltigkeit zwar für viele Menschen über alle Produktsparten hinweg beim Lebensmittelkauf wichtiger werden, doch der Kauf nachhaltiger Lebensmittel fällt vielen bewusst lebenden Konsumenten bei bestimmten Warengruppen leichter als bei anderen.
Die größte Bedeutung hat Nachhaltigkeit beim Kauf von Obst und Gemüse. Fleisch- und Wurstwaren folgen auf dem zweiten Platz. Milch- und Molkereiprodukte wie Käse oder Joghurt landen auf Platz 3. Bei Tiefkühlprodukten und Trockenwaren wie Nudeln oder Reis sind die Zahlen schon niedriger. Am schwierigsten fällt es Verbrauchern aber bei den Snacks, also diversen Süßwaren oder Knabbereien, auf den Aspekt der Nachhaltigkeit zu achten. Lebensmittelhersteller, die besonders leckere Snacks mit nachhaltiger Produktionsweise verbinden, könnten sich also zukünftig weiter einen Ausnahmestatus sichern und einen konkurrenzarmen Markt bedienen.
Auf den Sport gemünzte Ernährung
Seit Jahren boomt die Sport- und vor allem die Fitnessbranche. Immer mehr Menschen ernähren sich nicht nur ausgewogener und gesünder. Mit dem Wandel des Lebensstils, in dem ein Plus an Bewegung an oberer Stelle steht, findet auch ein Wandel der Ernährung gezielt zum Sport hin statt.
Die auf den Sport gemünzte Ernährung lässt sich vor allem in den sozialen Medien gut beobachten. Fitness-Influencer, die teilweise mehrere Millionen Follower haben, posten nicht nur Bilder und Videos von sich beim Training. Vielmehr spielt auch die Ernährung eine wichtige Rolle. Schließlich, so liest man immer wieder unter entsprechenden Beiträgen, werden 70 oder gar 80 Prozent der Muskeln in der Küche und nicht auf der Matte oder im Studio gemacht.
Allein unter dem Hashtag "#fitnessfood" finden sich auf Instagram, dem derzeit auf Platz 5 der größten und beliebtesten sozialen Plattformen und Messenger-Diensten rangierenden Netzwerk, mehr als sechs Millionen Beiträge.

Spannend dürfte auch zu beobachten sein, wie sich Sportgetränke im Laufe des Jahres 2021 weiterentwickeln und welche neuen Anbieter auf den Markt kommen. Der Umsatz mit Sportgetränken ist in Deutschland bereits von 2013 bis 2020 um 24,3 Millionen US-Dollar gestiegen. 2021 sollen Prognosen zufolge noch einmal 12 Millionen Dollar hinzukommen, bis 2023 könnten es sogar zusätzliche 38,7 Millionen US-Dollar sein.
Betriebliche Gesundheitsförderung

Das betriebliche Gesundheitsmanagement kümmert sich in Unternehmen darum, dass die Beschäftigten in möglichst gesunder Art und Weise ihre Arbeit verrichten können. Dafür werden betriebliche Strukturen und Prozesse, um Arbeit, Organisation und Verhalten am Arbeitsplatz in entsprechender Weise immer wieder neugestaltet, gelenkt und angepasst. Die betriebliche Gesundheitsförderung wiederum lässt sich als ein wichtiger Bestandteil des betrieblichen Gesundheitsmanagements begreifen. COVID-19 trägt als momentaner Krisenverantwortlicher und als gegenwärtige Herausforderung unter anderem dazu bei, dass die betriebliche Gesundheitsförderung einen trendartigen Aufschwung erfährt. Bei der betrieblichen Gesundheitsförderung geht es darum, die Ernährung und die Betriebsverpflegung zugunsten der Gesundheit aller Beschäftigten zu optimieren. Der Zugang sowie die ständige Verfügbarkeit gesunder Lebensmittel und Getränke ist gleichzeitig Herausforderung und Voraussetzung für einen gesunden Arbeitsalltag.
Gerade die Tatsache, dass immer mehr Menschen zu viel Zeit im Sitzen verbringen, führt zu einem ungesünderen Lebensstil. Wird der Mangel an Bewegung noch mit der "falschen" Ernährung am Arbeitsplatz kombiniert, stellen sich nicht selten körperliche Beschwerden ein.
Diese fangen an bei einfachen Nacken- und Rückenschmerzen, können aber auch bei schwereren Volkskrankheiten, wie Übergewicht, Herzerkrankungen oder Gefäßleiden enden – wobei hierfür natürlich oft unterschiedlichste weitere Faktoren zusammenkommen.
Da nicht nur junge Start-ups, sondern auch alteingesessene Unternehmen nach und nach begreifen, dass es einen messbaren Zusammenhang zwischen gesunder Ernährung und Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz gibt, wird die betriebliche Gesundheitsförderung auch 2021 weiter gestärkt werden. Ein Speiseangebot, das abwechslungsreich und gesundheitsfördernd ist, wird zukünftig die Attraktivität eines Arbeitgebers signifikant erhöhen. Grund dafür sind auch die anderen, hier ebenfalls vorgestellten Ernährungstrends, bei denen die gesundheitlichen Aspekte des Essens immer wichtiger werden.
Zuhause selbst backen – auch Brot und Pizza

Dass das Kochen und Backen in den eigenen vier Wänden zunimmt, ist nicht nur ein subjektiver Eindruck, den wir und viele andere Menschen mit Beginn der Corona-Pandemie gewonnen haben. Vielmehr hat auch eine unserer Analysen gezeigt, dass seit Beginn der Pandemie mehr User Food-Websites besuchen, um sich hier Inspirationen zu suchen.
Neben einfachen und schnellen Kochrezepten, die sich einer größeren Beliebtheit erfreuen, haben sich vor allem Backrezepte weit verbreitet. Die Nachfrage nach Mehl und Hefe in den Supermärkten dürfte daher vorerst auch nicht abreißen. Gerade Brot und Pizza gehören nämlich zu den beliebtesten "Trendbackwaren" derzeit.
Bestelltes Essen
Zwar bereiten sich immer mehr Menschen ihr Essen selbst zu, aber ein anderer Trend, der nicht zu bestreiten ist, ist die Zunahme an Bestellungen von Essen im Netz. Wer keine Lust hat, sich seine Pizza selbst zu backen oder diverse Gerichte nachzukochen, der lässt sich sein Essen fertig nach Hause liefern.
Zahlen belegen, dass der Umsatz mit Online-Essenbestellungen und -auslieferungen seit Jahren stark ansteigt. Während im Jahr 2017 "nur" 1,362 Milliarden Euro mit Online-Essensbestellungen in Deutschland umgesetzt wurden, waren es 2020 schon ganze 2,195 Milliarden Euro. Prognosen zufolge könnte sich der Umsatz bis 2024 auf 2,855 Milliarden Euro erhöht haben, was mehr als eine Verdopplung innerhalb von gerade einmal sieben Jahren bedeute.

Neben dem Bestellen von bereits gekochten Mahlzeiten ist aber auch ein weiterer Trend zu beobachten: Immer mehr Menschen gehen nicht mehr in den stationären Einzelhandel zum Einkaufen. Stattdessen weichen sie selbst für den Einkauf diverser Lebensmittel auf das Internet aus.
Mahlzeitenersatz

Wer dann nicht einmal bestellen möchte oder am liebsten auch unterwegs stets die nötige Energie in Form von Nahrung zu sich führen möchte, weicht auf sogenannten Mahlzeitenersatz aus. Dabei handelt es sich um sofort und schnell konsumierbare Lebensmittel – meist in flüssiger Form – , die so konzipiert sind, dass sie alle Nährstoffe einer herkömmlichen Mahlzeit abdecken. Um sie genießbarer zu machen, sind sie in der Regel mit Aromen und Geschmacksstoffen angereichert. Ob Schokolade-, Vanille- oder Blaubeergeschmack - es gibt etliche Geschmacksrichtungen, wobei die meisten davon eher im Bereich des Süßen anzusiedeln sind.
Da sich auch der Trend des mobilen Arbeitens und der flexiblen Arbeitszeiten weiterverbreiten wird, dürften die Angebote im Bereich des Mahlzeitenersatzes 2021 weiter zunehmen. Spannend zu beobachten, wird sein, wann die Bereiche "ausgewogene Ernährung" und "Mahlzeitenersatz" aufeinandertreffen und in ihrer Vereinbarkeit in Streit geraten. Schließlich sind Ersatzmahlzeiten noch nicht langfristig erforscht. Bislang ist unklar, wie sich regelmäßiger Austausch frischer Lebensmittel gegen Mahlzeitenersatz auf die Gesundheit auswirkt.
/jj
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