GOR15: Interview mit Dr. Otto Hellwig Von lauten und leisen Themen, betrieblichen Marktforschern und dem Nachwuchs

Vom 18. bis 20. März 2015 veranstaltet die Deutsche Gesellschaft für Online-Forschung e.V. (DGOF) in Köln die General Online Research 2015 (GOR 15). Dr. Otto Hellwig (respondi AG), Vorstandsvorsitzender der DGOF, erläutert das diesjährige Programm der Konferenz im Interview mit marktforschung.de.

Otto Hellwig (respondi)

marktforschung.de: Herr Hellwig, nach 2014 findet die GOR auch 2015 wieder in Köln statt. Hat die GOR mit Köln eine neue Heimat gefunden?

Otto Hellwig: Ja, aber eine Heimat, die auf zwei Jahre begrenzt ist. Danach werden wir mit der GOR wieder in eine andere Stadt ziehen. Dass wir dieses Jahr wieder in Köln sind, folgt einer strategischen Entscheidung. Im zweiten Jahr mit gleichem Partner, hier die Fachhochschule Köln, am gleichen Ort aufzuschlagen, hilft uns enorm, die Konferenz effizienter zu planen und wir haben mehr Zeit, uns im Vorfeld auf Inhalte zu konzentrieren.

marktforschung.de: Die Konferenz bietet immer thematische Highlights und einen Ausblick auf die Trends und Entwicklungen der Branche. Was können erwartet die Besucher in diesem Jahr? 

Otto Hellwig: Das Programm hat wieder vier Themenschwerpunkte: Methoden der Online-Forschung, Social Media Research, Internet und Gesellschaft in Kooperation mit dem Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft und die angewandte Online-Forschung in Kooperation mit marktforschung.de. 

Bei Highlights und Trends sollten wir zwischen lauten und leisen Themen unterscheiden. Mobile Forschung ist zum Beispiel ein eher lautes Thema, d.h. die gängige Praxis mobiler Datenerhebung wird an vielen Orten bereits diskutiert und es wäre fahrlässig, wenn sich die GOR nicht auch diesem Forschungsbereich umfangreich annehmen würde. Mit dem Unterschied, dass wir diese Themen aus der Perspektive der Grundlagenforschung und der best practice beleuchten können. 

Die GOR hat aber auch eine Vielzahl an leisen Themen, die gerade erst Eingang in den Forschungsalltag finden und einige mit Sicherheit die Trends von morgen sind. Solche leisen Themen beschäftigen sich u.a. mit Citizen Science, Datenbrillen und Plattformen wie Instagram.

marktforschung.de: Die Podiumsdiskussion greift das Thema der Behavioural Economics auf und stellt die Frage, ob dieser Revolution im Menschenbild eine Revolution in den Methoden folgt. Wie ist Ihre Einschätzung und was erwarten Sie sich von der Diskussion? 

Otto Hellwig: Vor zwei Jahren hat John Kearon von BrainJuicer in seiner GOR-Keynote ein flammendes Plädoyer für eine neue Marktforschung gehalten. Eine Forschung, die ihre Methoden erweitert, um auch den Einfluss des schnellen, instinktiven und emotionalen Denkens auf unsere Entscheidungen zu erfassen. Diesen Steilpass nehmen wir in unserer diesjährigen Paneldiskussion mit Experten auf diesem Gebiet gerne auf. Einer dieser Experten ist zum Beispiel Florian Bauer von Vocatus, der mit „Der unvernünftige Kunde“ in 2014 ein praxisnahes Standardwerk der Behavioural Economics im Bereich der Kaufentscheidung publiziert hat. Ich bin gespannt, ob die subjektiv empfundene Zunahme impliziter Verfahren in Online-Studien eine Ergänzung unseres Instrumentariums darstellt oder Vorbote eines Paradigmenwechsels ist.

marktforschung.de: Worauf freuen Sie sich bei der diesjährigen GOR am meisten? 

Otto Hellwig: Ich finde die GOR als einzigartige Plattform eines Austauschs akademischer und kommerzieller Forscher höchst spannend. Da etwas herauszugreifen würde der Sache nicht gerecht. Eins freut mich aber ungemein: dass wir es in diesem Jahr schaffen, uns zwei Protagonisten unseres Stammes besonders zu widmen: den betrieblichen Marktforschern und dem Nachwuchs. In einer Session wollen wir uns der Sicht der Betrieblichen nähern. Was ist ihnen wichtig, was fehlt ihnen und was können sie nicht mehr hören. Geleitet wird die Session von Marco Ottawa, der zuletzt ein vielbeachtetes Buch über die betriebliche Marktforschung geschrieben hat. Und was den Nachwuchs angeht: unter dem Titel "Berufsbilder Marktforschung 2020 - Sozialforscher, Marketingberater oder Big-Data-Analyst?“ möchten wir stellvertretend für die gesamte Branche fragen, ob es sich noch lohnt, Markt- und Sozialforscher zu werden und wie sehr sich das Berufsfeld in den nächsten Jahren ändern muss. 

marktforschung.de: Vor zwei Jahren haben Sie den Vorstandsvorsitz der DGOF übernommen. Wie zufrieden sind Sie mit der aktuellen Entwicklung von Verein und Konferenz? 

Otto Hellwig: Als wir mit dem neuen Vorstand angetreten sind, hatten wir vor allem zwei Ziele. Den Verein als relevanten Gesprächspartner im Austausch der Verbände zu etablieren und für Online-Forscher aus Wissenschaft und Praxis attraktiver zu werden. Auf Augenhöhe mit Verbänden wie dem BVM und der ADM zu agieren ist nicht immer einfach, aber es gelingt uns durch Engagement und Hartnäckigkeit immer besser. Dass aber der Verband, dessen Wurzeln digital sind, in der Zukunft der Forschung immer wichtiger wird, davon sind wir überzeugt. So sind wir auch überzeugt, dass wir die richtigen Schritte in Richtung Online-Forscher gehen. Mit der erfolgreichen regionalen Veranstaltungsreihe research plus bringen wir den Diskurs quasi in die Wohnstuben der Online-Forscher und durch Kooperationen mit dem Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft und marktforschung.de können wir unser Themenspektrum enorm erweitern. Die Reise ist noch lange nicht zu Ende, aber wir sind auf einem guten Weg. Digital navigiert es sich halt besser.

marktforschung.de: Herr Hellwig, herzlichen Dank für dieses Gespräch!

marktforschung.de ist Programmpartner der GOR 15. Anmeldung und vollständiges Programm auf www.gor.de

 

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