Kolumne von Prof. Dr. Anna Schneider Von Hirnwellen und Emotionsregulation: Just play the music!

Spotify, Deezer, Prime Music, Tidal - alles Plattformen, die versuchen, ihren Zuhörenden eine möglichst perfekte individuelle Musikauswahl zu bieten. Das klappt zumindest bei Prof. Dr. Anna Schneider noch nicht so gut. Eine Alternative wäre die Nutzung von Emotionen zur Musikauswahl, wie unsere Kolumnistin zu berichten weiß.

Wie wäre die Musikauswahl, wenn Streamingdienste unsere Emotionen messen und analysieren könnten? (Bild: picture alliance / dpa Themendienst | Christin Klose)

Wie kürzlich berichtet wurde, hat ein Forscherteam es geschafft, Hirnwellen von Probanden zu Musik, na ja … zumindest so ähnlich umzuwandeln. Hier ein paar Eindrücke. Interessant! So würde man dem Anspruch vieler Marktforschender gerecht, Zielgruppen in die frühen Entwicklungsphasen von Produkten miteinzubeziehen. Ob die Flop-Rate bei Musikstücken ähnlich hoch ist wie bei Konsumgütern? Nun, vermutlich liegt diese hier sogar noch deutlich darüber… Da Kosten für diese Form musikalischer Co-Creation jedoch deutlich über denen für die bewährte Produktion liegen, bleibt diese Idee vermutlich jedoch erst einmal Zukunftsmusik.

Verwandt und tatsächlich etwas einfacher umzusetzen: Musikkompositionen mithilfe von KI. Allerdings sind Kompositionen, die ungefragt Vocals etablierter Künstler - wie die von Drake - nutzen, nicht legal. Die entsprechenden Videos sind folglich bei YouTube nicht mehr abrufbar, daher muss an dieser Stelle auf den Hyperlink verzichtet werden.

AppleMusic, Prima Music, Spotify - Der Algorithmus versteht mich einfach nicht!

Wenn es doch also derzeit mit der Kreation individualisierter Kompositionen aus verschiedenen Gründen noch hapert, wieso dann nicht kleiner beginnen? Wie wäre es denn mit der Idee, wenn es die Anbieter wie Apple Music, Prima Music, Spotify und Co. es erst einmal schaffen würden, uns passend zur Stimmung mit der perfekten Musik zu versorgen? Vielleicht ist dieser Wunsch auch ein wenig egoistisch, versuche ich doch gerade den Algorithmus eines großen Musikstreaming-Anbieters so zu optimieren, dass er endlich versteht, wann ich welche Musik hören möchte.

Bisher versteht der Algorithmus jedoch nicht einmal, welche Musik ich überhaupt mag. Und woran scheitert es? Daten gäbe es jedenfalls genug. So haben wir vermutlich alle den Plattenspieler oder das Kassettendeck weitestgehend mit dem Smartphone ersetzt. Aber Likes- und Dislikes, "Weiterspringen zum nächsten Song" und weitere Daten scheinen nicht auszureichen, um den perfekten, individuellen Soundtrack zu kreieren.

Wie praktisch eigentlich, dass viele Nutzende der Musikapps parallel dann auch noch eine Smartwatch oder ähnliche Devices nutzen, oder?

Warum: Zahlreiche Kennwerte unserer Körperfunktionen werden ohnehin bereits erfasst und analysiert. Warum also nicht diese Daten nutzen und mit dem Musikdienst Ihrer Wahl verbinden? 

Der perfekte Soundtrack dank Emotionserkennung?

Im Idealfall könnten die Anbieter ihre Algorithmen dann so klug einstellen, dass diese noch besser wissen als die Nutzenden, welche Beschallung diese jetzt wirklich brauchen.

Für diejenigen unter uns, die ohne derartig viele Devices recht gut klar kommen, – wir könnten auch einfach ein kleines Extratool zu Hause installieren, das ähnlich wie W-Lan Signale in der Lage sein soll, Emotionen überaus zuverlässig zu erkennen. Diese Technologie ist schon älter und ob diese marktreif ist, ließ sich nicht herausfinden. AAABER, mit Blick auf die aktuellen Rechenkapazitäten und neue Anwendungsszenarien scheint sie doch noch stets hoch spannend.

Ein neues Patent könnte die Lösung sein: All in one!

Zumindest, wenn Sie sich ausschließlich im Apple-Universum bewegen oder aber entsprechende Kooperationen geschlossen würden.

Und wenn Sie keinerlei Bedenken haben, Ihre persönlichen gesundheitsbezogenen Daten permanent zu übermitteln.

Und wenn Sie sich in Geduld üben können. Denn: Apple hat kürzlich ein Patent angemeldet, mit dem ganz bequem die Kopfhörer selbst zahlreiche Daten erfassen. Hiermit wäre es dann nur noch ein kleiner Schritt hin Beschallung mit der perfekten Musik für den Augenblick und die Stimmung.

Im Sinne der Mood-Management Theorie wüsste also Ihr Musikplayer stets, welche Musik Ihnen nun neue Energie verleihen oder aber etwas Entspannung verschaffen könnte und sollte.

Zumindest ich wäre deutlich entspannter, wenn ich nicht mehr versuchen müsste, die perfekte Musik für den Moment zu finden.

In diesem Sinne – Hey MR DJ turn the record on!

 

Über die Person

Prof. Dr. Anna Schneider ist Professorin für Wirtschaftspsychologie an der Hochschule Trier. Ihr zentrales Forschungsinteresse gilt den Auswirkungen der Digitalisierung auf Gesellschaft, Wirtschaft und Politik. Sie ist Mitglied in verschiedenen Forschungsverbänden und sitzt im wissenschaftlichen Beirat des Wissenschaftlichen Instituts für Infrastruktur und Kommunikationsdienste, einem renommierten Think Tank für Kommunikations- und Internetpolitik.

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