Von Glück, Stress und Diskrepanzen – die Gehaltsstudie 2013

Von Nils Glück, marktforschung.de
Die Branche der Marktforschung verzeichnet seit Jahren ein solides Wachstum. Mögliche Effekte dieses positiven Trends zeigen sich auch in der Gehaltsstudie 2013: Die Stimmung in der Branche ist gut, die Zufriedenheit der Marktforscher mit ihrem Job hoch, wenn auch nicht alles zum Besten bestellt ist. Zum dritten Mal liegen nunmehr die Ergebnisse der Studie vor, die marktforschung.de in Zusammenarbeit mit der tivian GmbH – Gesellschaft für Evaluation und Analyse in der Organisationsentwicklung – veröffentlicht. Nicht nur der Status quo, sondern auch mögliche Entwicklungen in der Branche sind anhand der Ergebnisse zu erkennen.
So ist beispielsweise auffällig, wie hoch die Zufriedenheit und das Engagement vieler Beschäftigten ist. Unsere Befragung hat erneut gezeigt, dass ein Großteil der Arbeitnehmer sich mit dem Beruf des Marktforschers klar identifiziert und bereit ist, sich täglich aufs Neue am Arbeitsplatz mit Tatkraft einzubringen: 76 Prozent der Teilnehmer beurteilt die eigenen Arbeitsaufgaben positiv, 83 Prozent sind bereit sich besonders für den Erfolg ihres Unternehmens einzusetzen. Auch befinden die meisten Befragten das Arbeitsklima und das Verhältnis zum direkten Vorgesetzten als gut: 62 Prozent würden ihren Arbeitgeber weiterempfehlen. Dennoch gibt es auch Befunde, die nachdenklich stimmen: Knapp die Hälfte der Beschäftigten gibt an, mindestens zeitweise eine Belastung durch Stress zu verspüren. Auch scheinen viele Arbeitnehmer mit dem Management ihres Arbeitgebers unzufrieden zu sein: Nur 12 Prozent gaben an, voll und ganz hinter der Unternehmensführung zu stehen. Und vor allem den Beschäftigten von Full-Service-Instituten scheint der Kostendruck negativ aufzufallen. Kurz gesagt: Die Marktforscher lieben was sie tun, für wen und unter welchen Bedingungen sie es tun allerdings nicht immer.
Dabei zeigt sich zugleich, dass die Arbeitnehmer flexibel mit ihrer Karriereplanung umgehen, um diese Herausforderungen zu meistern. Jeder Fünfte denkt über "Downsizing" nach und erwägt in Zukunft kürzerzutreten, sieben Prozent würden dafür sogar Lohneinbußen hinnehmen. Als wichtiger Faktor für die Zufriedenheit mit dem eigenen Arbeitsplatz zeigt sich auch die sogenannte Work-Life-Balance. 30 Prozent gaben an, Beruf und Privatleben nur teilweise miteinander verbinden zu können, während 39 Prozent die Ausgewogenheit als eher gut beurteilen.
Nicht zuletzt das Geld spielt beim Thema Arbeitszufriedenheit eine Rolle. Unsere Gehaltsstudie bestätigt die Dimensionen, in denen sich die Gehälter seit Jahren bewegen: Knapp 54.000 Euro beträgt der Durchschnitt des Jahresgehalts. Arbeitnehmer sind gut beraten, auf Sonderzahlungen zu pochen, um nicht im Gehaltsvergleich abzurutschen. Zugleich zeigen sich deutliche Unterschiede innerhalb der Branche, wenn es um die Langzeiteinflüsse von Faktoren wie Ausbildung und Berufserfahrung auf die Höhe des Gehalts geht. Die Aufstiegsmöglichkeiten beim Gehalt sind zwar gut – so liegt das durchschnittliche Einstiegsgehalt bei gerade mal 34.000 Euro. Nach sechs Jahren jedoch beträgt es bereits rund 55.000 Euro. Junge Bachelorabsolventen mit Drang zum Beruf sollten allerdings dringend noch einmal darüber nachdenken, ob sie nicht doch einen Masterabschluss draufsatteln, denn finanziell lohnt es sich: Rund 10.000 Euro pro Jahr mehr sind drin im Vergleich zum ersten berufsqualifizierenden Abschluss. Bereits zwölf Prozent der Branchentätigen haben ein Bachelor- oder Masterzeugnis vorzuweisen, Tendenz steigend.
Wer einen betriebswirtschaftlichen Abschluss in der Tasche hat, kommt besonders schnell nach oben in der Gehaltsskala – nach sechs Jahren beträgt der Einkommenszuwachs im Schnitt bereits rund 15.000 Euro. Doch auch Geisteswissenschaftlern bieten sich gute Aufstiegsmöglichkeiten, sofern sie Berufserfahrung vorzuweisen haben: 40 Prozent der Einkommensunterschiede lassen sich insgesamt auf die Berufserfahrung zurückführen. Kompetenz wird also in der hochgradig interdisziplinären Branche der Marktforschung langfristig belohnt.
Finanzielle Aspekte sollten gleichzeitig nicht überbewertet werden. Im Vordergrund steht bei der Frage, was die Marktforscher glücklich macht, beim Gehalt nicht die absolute Höhe – nein, es kommt auf den Vergleich mit anderen an. Ob das eigene Gehalt als angemessen empfunden wird, steht also in engem Verhältnis zu den Kolleginnen und Kollegen: 40 Prozent sagen, sie empfänden ihr Gehalt als angemessen, 36 Prozent antworteten mit "teils, teils". 24 Prozent hingegen empfinden ihr Gehalt als unangemessen.
Apropos Unterschiede: Deutlich fallen die Diskrepanzen zwischen der Höhe des Gehalts von Männern und der von Frauen in der Branche auf. Diese liegen sogar noch höher als im gesamtwirtschaftlichen Bundesdurchschnitt: Frauen verdienen rund 41.500 Euro im Jahr, bei den Männern beträgt das Jahresgehalt rund 50.800 Euro.
Ein möglicher Effekt der wirtschaftlich guten Gesamtsituation muss auch den Unternehmen bewusst sein: Die Mitarbeiter werden flexibler. So gaben 48 Prozent der knapp 2.900 Befragten an, sich in den vergangenen zwölf Monaten nach einer Alternative zu ihrem jetzigen Arbeitsplatz umgesehen zu haben. Der Markt ist also in Bewegung – gerade weil sich viele Marktforscher für ihren Beruf begeistern.
Viele weitere Einblicke in die Gehaltsstruktur und -entwicklung, vergleichende Analysen in Sachen Ausbildung, Zufriedenheit und Branchensegmente sowie die Möglichkeit eines individuellen Gehaltsvergleichs finden Sie in unserer Gehaltsstudie 2013.
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