Interview mit den Interrogare-Geschäftsführern Peter Wiegelmann, Martin Kühn und Sören Scholz Visionen, stürmische Zeiten und gesundes Wachstum

Sören Scholz, Martin Kühn und Peter Wiegelmann: Die Geschäftsleitung von Interrogare im Interview mit marktforschung.de

Sören Scholz, Martin Kühn und Peter Wiegelmann: Die Geschäftsleitung von Interrogare im Interview mit marktforschung.de

Das Bielefelder Institut Interrogare wurde 1999 von Peter Wiegelmann und Martin Kühn gegründet. Aus Anlass des 15-jährigen Jubiläums berichten die beiden Gründer gemeinsam mit ihrem Mit-Geschäftsführer Sören Scholz im Interview mit marktforschung.de über Visionen, stürmische Zeiten und gesundes Wachstum.

marktforschung.de: Herr Wiegelmann, Herr Kühn, Sie haben vor 15 Jahren die Interrogare GmbH gegründet. Wie kam es zu der Idee, sich in den Bereich "Marktforschung" und hier speziell der Online-Forschung zu wagen?

Peter Wiegelmann: Als langjährige TNS Mitarbeiter mit Erfahrungen in den Erhebungsmethoden CATI/CAPI und der technischen Expertise, hatten wir vor 15 Jahren die Vision uns ein eigenes Business aufzubauen.

Martin Kühn: Uns reizte der Gedanke, das Internet für die Marktforschung zu erschließen. Daher haben wir die Befragungssoftware IRQuest® entwickelt und mit dieser erste Projekte für Institute durchgeführt. Es war eine spannende Zeit. Es gab nur wenig Player auf dem Markt, jeder von uns probierte herum und holte sich die ein oder andere blutige Nase.

marktforschung.de: Stichwort "Blutige Nase": Internet und Marktforschung – das ging für viele Protagonisten der Branche sehr lange überhaupt nicht zusammen. Wie stark war der Gegenwind, gegen den Sie sich anfangs behaupten mussten?

Peter Wiegelmann:
Stürmisch. Der Gegenwind bestand aus seinerzeit berechtigten technischen, methodischen und betriebswirtschaftlichen Zweifeln. Teure und schlechte Internetverbindungen, geringe Durchdringung des Mediums, mangelnde Repräsentativität und nicht zuletzt die Sorgen in Bezug auf zurückgehende Margen bei den Instituten sind nur die prominentesten Bespiele für diese Zeit.

Martin Kühn: Der Rückenwind hingegen bestand in erster Linie aus dem Glauben an die prognostizierte und sich bereits abzeichnenden Digitalisierung der Gesellschaft und den damit zwangsläufig verbundenen Änderungen – auch in der Marktforschung.

marktforschung.de: Sie haben sich ja zu einer Zeit an den Markt begeben, in der der Hype um das Medium Internet im Platzen der Dotcom-Blase gipfelte. Hat dies seinerzeit Ihr Business beeinflusst?

Peter Wiegelmann: Das kann man definitiv sagen. Jegliches E-Businessmodel hatte zumindest bei der Fremdfinanzierung wenig Freunde und es war daher etwas mühselig in dieser Zeit zu überzeugen. Wir können aber sagen: es hat dennoch geklappt!

marktforschung.de:
Was waren denn aus heutiger Perspektive die wesentlichen Meilensteine in der bisherigen Firmengeschichte?

Peter Wiegelmann: Ein erster großer Schritt war die Kapitalbeschaffung im Jahr 2001. Dies ermöglichte uns ein gutes Stück zu wachsen und außerdem nicht auf Gedeih und Verderb der aktuellen Projektlage ausgeliefert zu sein.

Martin Kühn: Auf der Kunden- und Projektebene waren sicher die Beauftragung der AGOF für den Online Befragungsteil der Internet Facts und der Zuschlag der AUDI AG in Sachen Befragungsserverintegration in eigenen Rechenzentren wesentliche Meilensteine.

Peter Wiegelmann: Das Commitment von Sören Scholz, die Office Eröffnung in Berlin und die Gründung des aktuell neuen Geschäftsbereiches Healthcare, gepaart mit neuen erfahrenen und kompetenten Kolleginnen und Kollegen dürfen als wichtige Schritte natürlich auch nicht fehlen.

Sören Scholz: Am Ende denke ich, dass Interrogare immer durch die Mitarbeiter definiert wird und wurde. Somit sind für mich persönlich die neuen Einstellungen und Entwicklungen der Mitarbeiter die größten Meilensteine bei Interrogare.  

marktforschung.de: Mit dem Einstieg von Sören Scholz in die Geschäftsleitung von Interrogare im Jahr 2012 haben Sie den Ausbau des Methodenportfolios deutlich vorangetrieben und sind damit längst nicht mehr "nur" Softwaredienstleister, sondern verstehen sich als "Fullservice-Marktforschungsinstitut". Ist diese Strategie als Paradigmenwechsel zu verstehen oder handelt es sich eher um einen notwendigen Schritt aufgrund der Marktgegebenheiten?

Martin Kühn: Wir waren ja nie "nur" Softwaredienstleister sondern seit Beginn auch Lieferant von Marktforschungsservices. Da wir bereits in den ersten Jahren auch erfahrene Marktforscher im Unternehmen beschäftigten, gab es diese fachliche Kompetenz schon früh.

Peter Wiegelmann: Mit Sören Scholz bekamen wir ganz neue Chancen und Möglichkeiten uns in einem sich ändernden Markt zu profilieren. Seine Expertise ermöglichte uns einen neuen Geschäftsbereich – Marketing Research – zu etablieren. Die Kombination aus technischer und methodischer Expertise ist nun im Vergleich zu manchen Institutswettbewerbern ein echter USP.

marktforschung.de: Gab und gibt es Übernahmeangebote für Ihr Unternehmen? Wie gehen Sie damit um?

Peter Wiegelmann:
Ja, aber am Ende gab es aber keine Einigungen. Ein waschechter Ostwestfale ist aber auch nicht so leicht zu überzeugen. Wir sind auch schlicht nicht mit dieser Strategie unterwegs.

Sören Scholz: Wir haben dieses Thema in der Vergangenheit recht entspannt gesehen und werden das auch in Zukunft so halten. Natürlich können entsprechende Partnerschaften sinnvoll sein. Für uns ist es allerdings immer wichtig gewesen, dass wir ein solides Business betreiben, welches auch für sich genommen substanziell und nachhaltig ist. Eine "Make or Break"-Strategie wird – auch im Interesse unserer Mitarbeiter – niemals unser Ziel sein.

marktforschung.de: Wie bewerten Sie aktuell die Chancen und Perspektiven für die Marktforschungsbranche speziell in Deutschland?

Martin Kühn: Einige Kollegen zeichnen ja recht düstere Bilder. Sicherlich gibt es aufgrund der Digitalisierung immer mehr Möglichkeiten mit einfachen und kostengünstigen oder gar kostenfreien Mitteln an technische Mess- und Befragungsdaten zu gelangen. Unternehmen werden aufgrund von Kostendruck wohl auch die eine oder andere preiswerte Marktforschungsalternative testen. In den Ergebnissen aber wird dem Management der Unterschied deutlich sichtbar werden.  

Peter Wiegelmann: Die Analyse, Interpretation und Einordnung von Daten, die Reduktion auf Kernaussagen sowie die Ableitung von Implikationen wird man, so glaube ich, langfristig den fachlichen und erfahrenen Experten überlassen.

Sören Scholz: Wir haben – auch durch unsere Ausrichtung an neuen Geschäftsfeldern wie zu Beginn die Onlineforschung und heute Mobile Research – die Branche immer als recht schnelllebig und anspruchsvoll wahrgenommen. Damit ist diese Branche allerdings bei Weitem nicht allein. Ich persönlich glaube, dass die zunehmende Digitalisierung von Unternehmensprozessen und Konsumenten diese Branche weitreichend verändern wird. Marktforschung wird immer komplexer und darauf sind wir vorbereitet: Für echte Mehrwerte wird es auch in Zukunft kein Mangel an Marktchancen geben.

marktforschung.de: Was sind die strategischen Ziele von Interrogare für die nächsten Jahre? Was denken Sie, wie sich Ihr Unternehmen bis zum zwanzigsten Jubiläum entwickeln und verändern wird?

Peter Wiegelmann: Wir werden unsere einzelnen Bereiche Marketing Research, Healthcare Research sowie Research Services weiter entwickeln und ausbauen. Langsames geordnetes Wachstum ist unser Ziel. Wir wollen sowohl nach innen als auch nach außen hin zum Kunden authentisch bleiben und ein offenes Miteinander pflegen.

Martin Kühn: Unser diesjähriger Umzug in neue, repräsentative Räumlichkeiten, wird ein weiterer Schritt in Richtung Marktforschungsinstitut sein. Wir werden gesund weiter wachsen und – das ist mein persönliches Ziel – das gute Miteinander unserer Mitarbeiter erhalten und weiterhin ein attraktiver Arbeitgeber bleiben.

Sören Scholz: Laut einem bekannten Zitat sind Prognosen immer schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen. Unsere Stärke am Markt ist, dass wir ausreichend spielerisch und gestaltend mit neuen Begebenheiten umgehen. Entsprechend halte ich es hier mit Henry Mintzbergs Begriff der emergenten Strategie, d.h. wir werden versuchen den Anforderungen der Zukunft mit flexiblen und passgenauen Lösungen zu begegnen. Welche das konkret sein werden, hängt dabei einerseits von den Fragestellungen unserer Kunden und andererseits den abzuleitenden Strategieentscheidungen ab. Es bleibt somit spannend.

marktforschung.de: Herr Wiegelmann, Herr Kühn, Herr Scholz, herzlichen Dank für dieses Gespräch und alles Gute für die nächsten 15 Jahre!

 

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