A.T. Kearney Väter sind immer unzufriedener mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf galt lange als reines Frauenthema. Laut einer Studie des Beratungsunternehmens A.T. Kearney zeigen sich allerdings auch immer mehr Väter unzufrieden mit der aktuellen Situation an ihrem Arbeitsplatz.


So hat sich der Anteil der Väter, die mit ihrer persönlichen Vereinbarkeit von Beruf und Familie nicht zufrieden sind, seit der letzten Befragung im vergangenen Jahr mehr als verdreifacht (von 5 auf 18 Prozent). Damit sind Männer in diesem Punkt aktuell sogar unzufriedener als Frauen, von denen lediglich 8 Prozent ihre aktuelle Situation kritisch sehen. "Jetzt sind es die Väter, die uns die Missstände bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf aufzeigen. Spätestens wenn jeder zweite Vater einen Konflikt zwischen Familie und Karriere sieht, müssen in Unternehmen die Alarmglocken schrillen", mahnt daher Dr. Martin Sonnenschein, Mitglied des Global Boards of Directors von A.T. Kearney.

Gefährden Familienpflichten die Karrierechancen?

Wie wichtig die Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch für männliche Angestellte ist, zeigt sich daran, dass mehr als neun von zehn Familienvätern (92 Prozent) eine gute Lösung in diesem Bereich als sehr wichtig für ihr persönliches Wohlbefinden erachten. Allerdings scheint die Bedeutung dieses Themas in vielen Unternehmen noch nicht angekommen zu sein: So glaubt nicht einmal jeder zweite Vater, dass Beschäftigte mit Familienpflichten in ihren Betrieben gute berufliche Möglichkeiten haben. Fast ein Viertel ist sogar der Meinung, dass familiäre Verpflichtungen die Chancen verschlechtern.

Dementsprechend werden auch die bestehenden familienfreundlichen Angebote der Unternehmen zunehmend skeptisch betrachtet. Demnach ist die Zufriedenheit mit diesen Leistungen von 41 Prozent im Jahr 2015 auf nun nur noch 28 Prozent zurückgegangen. Zudem scheinen viele Väter davor zurückzuschrecken, diese Angebote in Anspruch zu nehmen: So ist ein Drittel der Ansicht, dass eine Inanspruchnahme derartiger Leistungen die eigene Karriere gefährden könnte – im Vorjahr teilten lediglich 22 Prozent diese Ansicht. Darüber hinaus glaubt jeder dritte Vater, dass seine beruflichen Leistungen von Vorgesetzten schlechter wahrgenommen würden, falls er Maßnahmen für sich beanspruchen würde.

Mängel in der Familienpolitik bedrohen Wettbewerbsfähigkeit

Für Arbeitgeber und Vorgesetzte entstehen aus Sicht von A.T. Kearney durch die wachsende Unzufriedenheit der Väter erhebliche Risiken. Schließlich seien auch Väter heutzutage deutlich schneller als früher dazu bereit, ihren Arbeitsplatz zu wechseln. Die Gefahr, kompetente Mitarbeiter aufgrund einer mangelhaften Familienpolitik zu verlieren, sei daher groß. "Unternehmen und Führungskräfte werden heute daran gemessen, wie familienfreundlich sie sind", erklärt Sonnenschein. "Bei Familienpolitik geht es nicht um Gerechtigkeit zwischen Mann und Frau, sondern um knallharte Wettbewerbsfähigkeit. Deutschen Unternehmen fehlt es nicht an familienfreundlichen Programmen oder Geld. Wir haben ein Kulturproblem. Familienpolitik ist Wachstumspolitik: Unternehmen, die das nicht verstehen verlieren neben ihren besten Mitarbeitern auch ihre Wettbewerbsfähigkeit."

Zur Studie:
Für diese Studie hat A.T. Kearney 900 Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen befragt.

tt

 

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