Unterwegs im Research Bus – wie ein Schulbus zum fahrenden Teststudio wurde

Wie ein Schulbus zum fahrenden Teststudio wurde ... (Bild: ACE)
Wie ein Schulbus zum fahrenden Teststudio wurde ... (Bild: ACE)


Von Dennis Welker, ACE-International GmbH

"Wir bauen einen Research Bus!" hieß es während eines unserer Team-Meetings im Frühjahr 2014. "CATI? CAPI? Online? Das haben doch die anderen schon", dachte ich, aber dann kam die Erklärung: Alexander Runge, Inhaber und Geschäftsführer von ACE-International, hatte die Vision vom alten, umgebauten amerikanischen Schulbus, der für ACE durch die Lande fährt und in Regionen vordringt, die noch nie zuvor ein Marktforscher gesehen hat.

"Schöne Idee. Mal sehen, wann das Thema wieder auf den Tisch kommt", war zwar mein Gedanke, doch ich erinnerte mich sogleich an die eine oder andere Anfrage, bei der ich einen solchen Bus schon sehr gut hätte einsetzen können. Es ist tatsächlich nicht selten, dass wir Anfragen erhalten, bei denen ein Angebot aus verschiedenen Gründen fraglich oder schwer umsetzbar erscheint. Oft handelt es sich dann um ländliche Regionen oder schwierige Zielgruppen, oder gar um eine Kombination beider Faktoren. Ein Bus aber, der selbst in die entlegenste Region vorzudringen vermag, und das technisch notwendige Equipment bereits mit an Bord hat, schien für Alexander Runge die perfekte Lösung zu sein.

Eine Befragung von Handwerkern beispielsweise stellt stets eine große Herausforderung dar. Wie wahrscheinlich alle Marktforscher wissen, ist diese Zielgruppe schwer zu erreichen und noch schwieriger in Studios einzuladen. Auch am POS lassen sich diese sowie andere Fachleute selten und ungerne für ein Interview gewinnen. Wie sich eines Tages herausstellen sollte, ist in solchen und ähnlichen Fällen der Research Bus das perfekte Tool. Die Realisierung eines Research Busses war also nicht nur eine fixe Idee, sondern basierte auf dem immer wiederkehrenden Mangel an Studios, Rekrutierungsmöglichkeiten und dem Vorhandensein diffiziler Projektvorgaben.

Nach unserem Frühjahrs-Meeting verging noch einige Zeit, aber als ich aus meinem dreiwöchigen Sommerurlaub zurückkam, staunte ich nicht schlecht, denn auf dem Hof stand ein riesiger, gelber, amerikanischer Schulbus mit mehreren Sitzreihen, Stoppschild, großen Spiegeln und einigen gut sichtbaren Kratzern und Dellen. Hatte mein Chef jetzt innerhalb von wenigen Wochen tatsächlich einen amerikanischen Schulbus zum Umbau in ein mobiles Teststudio organisiert? Offensichtlich war es so, denn das ehemalige Schülertransportmittel befand sich nun in unserem Besitz. Frisch in einem Container ist er über den Großen Teich gekommen, importiert aus Chicago.

Der Bus war nun da. Wie aber sollte man dieses Gefährt in einen Research Bus verwandeln? Es wurde wahrlich zu einer Herausforderung, alles technisch fachgerecht zu lösen und das zulässige Gesamtgewicht einzuhalten, um am Ende die Straßenzulassung nicht zu riskieren. Der Motor war einwandfrei und fahrtüchtig war das Vehikel ebenso. Trotz des alt anmutenden Aussehens war das mechanische Innenleben noch recht frisch, denn nach zwölf Jahren Gebrauch werden diese Fahrzeuge in den USA ausgemustert und nicht mehr als Schulbus zugelassen. Folglich sind auch Ersatzteile und Zubehör nach wie vor völlig problemlos aus den Staaten zu beziehen. Die größte Hürde blieb somit der Umbau zum rollenden Teststudio und die damit einhergehende Problematik des Gewichts.

Der gesamte Bus wurde zunächst komplett entkernt. Nachdem alle Sitzreihen entfernt wurden, ging es an den Plan für den Bau der verschiedenen Kabinen für Gruppendiskussionen und Einzel-Testplätze. Während dieser Phase musste der Bus immer wieder gewogen und die zu verbauenden Einheiten und Ideen umdisponiert werden. So wurde der gesamte Holzboden gegen einen leichteren Baustoff getauscht, die elektrische Treppe entfernt, eine neue, extern transportierbare Stahltreppe geschweißt, das ausfahrbare Stoppschild umgebaut, eine Küche und eine Toilette mit Gasbrenner eingebaut, und ganze Bus-Teile neu lackiert. Am Ende aber konnte sich das Ergebnis sehen lassen.

Rollendes Studio erreicht schwierige Zielgruppen

Seit September 2014 fährt der ACE-Research Bus nun mit beobachtbarer GD-Einheit und bis zu fünf Einzel-Testplätzen durch die Republik und sorgt dort, wo er auftaucht, immer wieder für Aufsehen. So auch bei der weiter oben bereits erwähnten schwierig zu befragenden Zielgruppe – den Handwerken; es ist ganz und gar nicht mehr notwendig, auf die Testpersonen zuzugehen. Am richtigen Spot platziert, zum Beispiel auf Baumarktparkplätzen, kommen die zu Befragenden von ganz alleine auf uns zu und stellen ihrerseits zunächst einmal neugierige Fragen an uns – und zwar zum Bus. Das Eis ist daraufhin gebrochen und man kann in 90 Prozent der Fälle die betreffende Zielperson als Interview verbuchen, wenn das Screening passt. Der Bus tourt heute regelmäßig über eine Nord-, Ost-, Süd-, Westroute und hat verschiedene Studien unserer Kunden an Bord. Er ist also sozusagen methodisch ein Bus im Bus. Ein echter Research Bus, der einen CAPI-Bus gleichermaßen mit an Bord hat.

Mini-GDs, die direkt über das integrierte Kamerasystem beobachtbar sind; Einzelinterviews mit vorrekrutierten Testpersonen; Street-Interceps vor dem POS, auf Marktplätzen, Flohmärkten, Parkplätzen etc. Die Verwendungsmöglichkeiten unserer mobilen Einheit sind vielfältig. So langsam denken wir über eine ACE-Research-Busflotte nach – aber alles zu seiner Zeit.

Heute steht der Bus sinnbildlich für die schwierig zu erreichenden Zielgruppen, die unmöglichen Anfragen, die fraglichen Methoden und die besonderen Tools, die uns von Zeit zu Zeit den Schweiß auf die Stirn treiben und die größten Herausforderungen mit sich bringen. Diese Herausforderungen aber gehen Hand in Hand mit dem Spaß, den wir beim Lösen dieser Aufgaben empfinden.

Wir bei ACE leben dennoch zum größten Teil von den "normalen", alltäglichen Studien. Wir verfügen über drei CATI-Studios in Deutschland, den Niederlanden und Spanien, haben F2F-Interviewer-Felder in verschiedenen Ländern und Studios in Köln und Breda. Die Internationalität im Firmennamen bezieht sich nicht mehr alleine auf die Durchführung internationaler Studien oder die Orte, an denen wir tätig sind, nein, sie ist überdies auch firmenintern ein fester Bestandteil unseres Berufsalltages: Seit meinem Eintritt vor drei Jahren hat sich die Mitarbeiterzahl von ACE mehr als verdoppelt und somit auch die Köpfe, die ihre Ideen bei uns mit einbringen. Meine Kollegen kommen aus allen Ecken der Welt. Neben mir sitzt Afrika, gegenüber sitzt die Ukraine. Iran, Türkei, Indonesien, Marokko, Kurdistan, Niederlande, Frankreich, Italien, Spanien …  Ja, wir haben sogar Mitarbeiter aus Düsseldorf! Die Aufzählung der Herkunftsländer unseres Interviewer-Stammes in den CATI-Studios würde an dieser Stelle den redaktionellen Rahmen sprengen.
Marktforschung muss bunt sein und kann Spaß machen. Immer und überall.

Der Autor

Dennis Welker, Senior Sales Manager, ACE-International GmbH
Dennis Welker, Senior Sales Manager, ACE-International GmbH

Dennis Welker ist Senior Sales Manager bei ACE-International.

 

 

 

 

 





Die Teststudios:

Informationen zu dem Research Bus und den Teststudios von ACE-International finden Sie in unserem Teststudioverzeichnis.

  • Research Bus
  • Standort Köln
  • Standort Breda
 

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  1. Scott MacLean am 15.09.2015
    Genau wie Research International vor 40 (?) Jahren ??
  2. Scott MacLean am 02.10.2015
    Genau wie Research International vor 40 (?) Jahren ??
  3. Scott MacLean am 09.11.2015
    Genau wie Research International vor 40 (?) Jahren ??
  4. Scott MacLean am 04.12.2015
    Genau wie Research International vor 40 (?) Jahren ??
  5. Scott MacLean am 10.02.2016
    Genau wie Research International vor 40 (?) Jahren ??
  6. Scott MacLean am 06.03.2016
    Genau wie Research International vor 40 (?) Jahren ??
  7. Scott MacLean am 08.04.2016
    Genau wie Research International vor 40 (?) Jahren ??
  8. Scott MacLean am 04.05.2016
    Genau wie Research International vor 40 (?) Jahren ??
  9. Scott MacLean am 02.09.2016
    Genau wie Research International vor 40 (?) Jahren ??
  10. Scott MacLean am 13.10.2016
    Genau wie Research International vor 40 (?) Jahren ??
  11. Scott MacLean am 30.03.2017
    Genau wie Research International vor 40 (?) Jahren ??
  12. Scott MacLean am 17.07.2017
    Genau wie Research International vor 40 (?) Jahren ??

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