Bitkom Unternehmen müssen den digitalen Wandel vorantreiben

Vier von zehn Unternehmen haben laut Bitkom infolge der Digitalisierung bereits neue Produkte oder Dienste auf den Markt gebracht und 57 Prozent bestehende Angebote angepasst. Dagegen musste jedes achte Unternehmen Waren oder Dienstleistungen vom Markt nehmen.


"Die Digitalisierung der Wirtschaft nimmt Fahrt auf", sagte Bitkom-Präsident Thorsten Dirks zur Eröffnung der CeBIT in Hannover. So geben 64 Prozent der befragten Unternehmen an, dass sich infolge der Digitalisierung ihr Geschäftsmodell verändert. Im Vorjahr waren es noch 55 Prozent. "Inzwischen haben die meisten Manager die Herausforderung erkannt. Jetzt müssen die Unternehmen Tempo machen und den digitalen Wandel aktiv vorantreiben", betonte Dirks. Der Bitkom schlägt deshalb die Schaffung von "Digital Hubs" für die Leitbranchen der deutschen Wirtschaft vor. In diesen Hubs sollen die Flaggschiffe der deutschen Wirtschaft zusammen mit Mittelständlern, Start-ups, IT-Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen ein digitales Ökosystem bilden.

Nach den Ergebnissen der Umfrage nennen 72 Prozent der befragten Geschäftsführer und Vorstände den digitalen Wandel als Herausforderung für ihre Unternehmen – damit ist es das Top-Thema hinter der Sicherung des Fachkräftebedarfs (73 Prozent). Erst danach folgen mit Abstand interne Herausforderungen wie die Bewältigung eines starken Wachstums oder eine Restrukturierung (58 Prozent), externe Faktoren wie die politische Lage (43 Prozent) oder eine schwache Inlandsnachfrage (23 Prozent). Knapp neun von zehn Befragten (88 Prozent) betrachten die Digitalisierung eher als Chance für ihr Unternehmen statt als Risiko (9 Prozent). Lediglich 3 Prozent sagen, dass die Digitalisierung gar keinen Einfluss auf ihr Unternehmen hat.

Die Studie zeigt, dass viele Unternehmen unzureichend auf den digitalen Wandel vorbereitet sind. 28 Prozent hat noch immer keine Digitalstrategie. Allerdings ist der Trend positiv: Im vergangenen Jahr waren noch 37 Prozent der Unternehmen ohne Digitalstrategie. Bei 27 Prozent gibt es derzeit zumindest in einzelnen Unternehmensbereichen Strategien für den Einsatz digitaler Technologien (Vorjahr: 24 Prozent). Dagegen verfügen 43 Prozent über eine zentrale Strategie, die verschiedene Aspekte der Digitalisierung berücksichtigt und vom Top-Management getrieben wird (Vorjahr: 39 Prozent).

"Die Unternehmen brauchen für die Digitalisierung einen strategischen Ansatz und eine Verankerung in der Unternehmensspitze", sagte Dirks. Betriebswirtschaftliches und technisches Know-how sollten zusammenkommen, zum Beispiel in Person eines Chief Digital Officers. In Deutschland ist diese Funktion noch weitgehend unbekannt. Nur 2 Prozent der großen Unternehmen ab 500 Mitarbeitern haben einen CDO. Für die gesamte Wirtschaft bedeutet das statistisch einen Wert unterhalb der Wahrnehmungsschwelle. Die Koordinierung liegt, sofern es eine zentrale Zuständigkeit gibt, entweder bei der Geschäftsführung oder beim IT-Verantwortlichen bzw. Chief Information Officer.

Digitalkompetenzen sind gefragt

Direkte Auswirkungen hat die Digitalisierung auf die Beschäftigungssituation in der Wirtschaft. Die große Mehrheit der befragten Unternehmen (87 Prozent) sagt, dass sie mehr Mitarbeiter mit Digitalkompetenzen benötigt. Dabei geht es heute nicht nur um die gängige Bürosoftware, sondern um spezielle Kenntnisse für die jeweiligen Arbeitsfelder, von betriebswirtschaftlichen Anwendungen für Controlling, Marketing oder Finanzen über CAD-Programme für Ingenieure oder Content Managementsysteme für die Pflege von Webseiten. Vier von fünf Unternehmen sagen, dass sie dafür Weiterbildungen anbieten. "Unternehmen müssen die Digitalkompetenz ihrer gesamten Organisation stärken", sagte Dirks. "Das reicht von Schulungen für die Mitarbeiter über ein geeignetes Recruiting bis zur Verankerung von IT-Know-how an der Unternehmensspitze." Laut Umfragen werden zudem mehr IT-Experten benötigt, sagen 84 Prozent. 59 Prozent haben Probleme, entsprechende Stellen zu besetzen.

Zur Studie:
Für die Studie wurden 507 Unternehmen unterschiedlicher Branchen ab 20 Mitarbeitern im Auftrag des Digitalverbands Bitkom befragt.

dr

 

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