Peter Matuschek & Manfred Güllner, forsa "Unsere Informationen haben wir nicht, wie Civey und DIE ZEIT mutmaßen, durch eingeschleuste Spitzel."

Bild: Prof. Manfred Güllner, forsa
"Anders als im ZEIT-Artikel 'Kampf der Torten' dargestellt, betreiben wir keine heimliche Schmutzkampagne, sondern wir haben wiederholt in aller Öffentlichkeit auf die von Civey ausgehenden Gefahren hingewiesen; auch ist forsa weder unmittelbar noch mittelbar Betreiber/Initiator von civey_watch – aber offensichtlich stehen wir mit unserer Kritik an Civey nicht allein.
Denn es ist methodisch schlicht ausgeschlossen, auf Basis von Antworten, die mithilfe eines willkürlich auf einzelnen Seiten im Internet geschalteten Klick-Tools und ohne systematische Abfrage einer ausreichenden Anzahl soziodemographischer Merkmale eingesammelt werden, zu repräsentativen Ergebnissen zu gelangen.Zum anderen halten wir es insbesondere in Bezug auf politische Meinungsumfragen für eine erhebliche Gefahr,dass die enge Verzahnung zwischen dem mit öffentlichen Geldern geförderten Unternehmen Civey auf der einen Seite und einer Vielzahl von Medienunternehmen auf der anderen Seite eine wirksame pluralistische Kontrolle der von Civey gelieferten Zahlen verhindert.
Unsere Informationen haben wir nicht (wie Civey/ZEIT mutmaßen) durch eingeschleuste Spitzel oder andere unlautere Mittel erhalten, sondern durch genaues und häufiges Beobachten der von Civey veröffentlichten Daten – auch unter Verwendung der im ZEIT-Artikel genannten Emailadresse.
Auf einige gravierende Unstimmigkeiten (unter anderem: den angeblichen Absturz der CSU um 4,5 Prozentpunkte binnen drei Wochen im Januar; die sprunghaften Veränderungen von Umfrageergebnissen mitten in der Nacht; die Erkenntnis, dass es 21 Prozent niedergelassene und angestellte Ärzte, aber nur 1,9 Prozent Arzthelfer gibt und zudem über 18 Prozent der Ärzte nur Hauptschulabschluss haben) der hierbei festgestellten Daten haben wir in öffentlichen Newslettern exemplarisch hingewiesen – und anstelle inhaltlicher Antworten lediglich eine (gerichtlich nie durchgesetzte) anwaltliche Aufforderung zum Schweigen erhalten.
Natürlich fällt es leicht, unsere Kritik als das ungebührliche Gebaren eines Wettbewerbers abzutun. Angesichts der essentiellen Bedeutung politischer Meinungsforschung für wichtige Entscheidungsprozesse in Politik und Gesellschaft würden wir uns jedoch stattdessen eine von wissenschaftlichen Erkenntnissen geleitete Diskussion über die methodischen Mindestvoraussetzungen von repräsentativen Umfragen mit validen Erkenntnissen wünschen.
Die aus unserer Sicht interessanteste Erkenntnis aus dem ZEIT-Artikel ist übrigens die Tatsache, dass der auf Twitter veröffentlichte Screenshot, der angeblich eine Maske zur Eingabe gewünschter Umfrageergebnisse in das Civey-System zeigt, nach Angaben von Civey tatsächlich authentisch ist."
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