Medienspiegel Unglückliche Vegetarier, rollende Festungen

Gibt es noch eine gemeinsame Debattenkultur in unserer Popmoderne? Und wie kann die Digitalisierung dafür sorgen, dass wir gern zur Arbeit gehen – wenn sie unsere Jobs nicht zerstört? Mehr dazu im Medienspiegel.

Von Tim Farin

Was könnte die Kehrseite einer bewussten, gesunden und für andere Lebewesen mitunter freundlicheren Ernährungsweise sein? Depressionen zum Beispiel. Das legt zumindest eine Studie des Psychiaters und Biochemikers Joseph Hibbeln aus den USA nahe: Er fand heraus, dass bei Männern der Verzicht auf Steaks mit seelischen Schwierigkeiten einhergeht, wie jetzt der Tagesspiegel berichtet.  “Bei fast sieben Prozent von ihnen vermuteten die Forscher sogar eine mittelschwere bis schwere Depression, während das bei den nicht-vegetarisch lebenden Männern unter vier Prozent waren.“ Allerdings ist die Forschungslage bei weitem noch nicht durchgegart, das Studien-Setup hat gewisse Haken und insbesondere auch die möglichen Ursachen des psychischen Problems müssten genauer untersucht werden.

Weniger Absatz, mehr Umsatz

Das Geschäft mit Smartphones scheint vorderhand langsam abzuebben – doch es gibt weiterhin gute Nachrichten für die Hersteller. Fabian Pöschl berichtet auf CE Today: “Smartphones sind teuer wie nie“.  Grundlage ist eine GfK-Studie, die einen Absatz von 367 Millionen Geräten im 3. Quartal maß – Rekordwert. In Westeuropa allerdings ist die Anzahl der verkauften Geräte nun schon ein Jahr in Folge zurückgegangen. Aber: der Umsatz stieg, was an höheren Verkaufspreisen lag. “Die Branche legt den Schwerpunkt nun auf den Absatz von Premiumgeräten“, sagt Arndt Polifke von der GfK – und das scheint aktuell ein passendes Rezept zu sein. 

Der gemeinsame Grund

Gibt es in unserer Gesellschaft noch so etwas wie einen gemeinsamen Grund für Debatten, kulturelle Gemeinsamkeiten und gemeinsame Bezugsrahmen der Menschen? Um dieses Thema eines “Common Ground“ zu erörtern, veranstalten die Literaturwissenschaftler Niels Penke und Jochen Venus diese Woche eine Popkulturtagung in Siegen. Im Gespräch mit dem Deutschlandfunk erklären sie, warum das nötig ist. Über eine sich verschiebende Wahrnehmung im heutigen Diskurs sagt etwa Venus: “Dinge, die bis vor Kurzem nicht sagbar waren, werden sagbar. Andere Dinge, die vorher als normal gegolten haben, werden als gewissermaßen dünkelhaft empfunden.“

Luxuskleidung und das Netz

Der Medienwandel zeigt sich auch bei der Kleidung: Zumindest vor dem Einkauf von Markenmode im Innenstadt-Edeltempel holen sich immer mehr Konsumenten ihre Informationen im Netz – auf den Seiten der Hersteller, der Marken, auf Bewertungsportalen oder gar in anderen sozialen Medien. Absatzwirtschaft berichtet über die Studie “Fashion Shopping 2017“ der Agentur DELASOCIAL und des Marktforschungsinstituts Psyma. Wichtigstes Entscheidungskriterien vor dem Kauf eines Modeartikels ist übrigens weder die Passform noch ein Tipp von Freunden – sondern schlicht und ergreifend der Preis. 

Die Arbeit der Zukunft

Wird im Büro der Zukunft auf Knopfdruck Blumenduft ausströmen, damit der Mensch am Arbeitsplatz glücklicher ist? Wird es schon bald so weit sein, dass künstliche Intelligenz auf unsere Emotionen reagiert und die Arbeitsabläufe entsprechend anpasst? In “Die Zukunft der Arbeit“ blicken Bayerischer Rundfunk, Arte und ORF auf Szenarien, wie “digitales Glück“ im Büro möglich werden soll. Der Film ist Teil einer aufwendig produzierten Serie namens “Homo Digitalis“, in der Sexualität, Freundschaft, Evolution und weitere Themen mit Blick auf die digitalisierte Zukunft untersucht werden. 

Die rollende Festung

“Nicht was er kann, sondern was er signalisiert - den Insassen und der Außenwelt - ist das, was den SUV für seine Käufer attraktiv macht“, schreibt Ferdinand Knauß in seiner Kolumne für die WirtschaftsWoche über einen langfristig anhaltenden Trend auf deutschen Straßen. Überall rollen Cayennes, Land Rovers und GLCs – um nur ein paar teure Modelle zu nennen – durch die Gegend. Knauß sieht das nicht nur als Konsumtrend, sondern als Widerspruch zur oft geforderten "offenen Gesellschaft“. Es scheint eine Wahrnehmung zu wachsen, wonach unser Land vor die Hunde geht. Da braucht es wohl sichere Autos im Großformat. “Der Kampf gegen den Klimawandel muss eben warten“, bringt es Knauß auf den Punkt.

Darüber könnte man mal nachdenken. Vielleicht bieten die kommenden Tage ja die Gelegenheit. In diesem Sinne: Schönes Wochenende!

 

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