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Umfirmierung bei result: Geschäftsführerin Sabine Haas im Interview

Sabine Haas (result)
Sabine Haas ist Diplom-Psychologin. 1995 gründete sie das Institut result gmbh, mit dem sie sich auf die Bereiche klassische und neue Medien, Marke & Kommunikation spezialisiert hat. Seit Januar 2013 firmiert das Unternehmen unter dem Namen result – Institut für digitalen Wandel. Im Interview mit marktforschung.de spricht Sabine Haas über die Beweggründe der Umfirmierung und was Marktforschung leisten muss, um zukunftsfähig zu bleiben.
marktforschung.de: Frau Haas, seit Januar dieses Jahres firmiert Ihr Unternehmen unter "result – Institut für digitalen Wandel". Wie definieren Sie für sich den "digitalen Wandel"?
Sabine Haas: Unsere Beschäftigung mit Social Media und den damit verbundenen Auswirkungen auf die Mediennutzung hat gezeigt, dass der digitale Wandel, den wir derzeit erleben, weit über das hinausgeht, was beispielsweise unter dem Phänomen "Facebook" gefasst wird. Die digitalen Möglichkeiten wie auch Gefahren im Netz – zum Beispiel digitale Bildfälschung – haben die nachwachsenden Generationen dazu motiviert, viele Verhaltensweisen und Einstellungen zu überdenken und neu zu definieren. Das Abo einer Tageszeitung stellt für sie keine "gesellschaftliche Verpflichtung" mehr dar, sie vertrauen zunehmend auf das, was sie durch ihre Freunde erfahren, und nicht mehr nur auf die Nachrichten, die aus den großen Medienhäusern kommen. Sie verlangen von Unternehmen absolute Transparenz und stellen hohe Erwartungen an die Qualität von Produkten und Dienstleistungen. Weil der jeweilige Wettbewerber immer nur einen Klick entfernt ist, fällt es deutlich leichter, sich von Unternehmen oder Marken abzuwenden. Dies alles fällt für uns unter den Begriff des "digitalen Wandels" und hat Einfluss auf sehr viele Branchen, die darauf reagieren müssen, um zukunftsfähig zu sein.
marktforschung.de: Sie haben unter dem neuen Firmennamen ja nicht nur das Markt- und Medienforschungsinstitut result, sondern auch die neolog consulting sowie die seit 2007 eingegliederte Webagentur gebündelt. Was waren die Hintergründe zu dieser Entscheidung?
Sabine Haas: Wie gesagt, viele Branchen müssen auf die Veränderungen im Zuge des digitalen Wandels reagieren – auch unsere. In der "klassischen" Marktforschung hat man bislang immer eine recht große Distanz zu anderen Geschäftsfeldern gehalten, um die Seriosität der Forschungsprojekte nicht infrage zu stellen. Wir merken, dass sich dies in Teilen überholt hat. Es gibt eine Reihe von "hybriden Projekten", bei denen sich die Anforderungen aus Marketing, Produktentwicklung, Forschung und Strategie vermischen und die mit "klassischen" Methoden alleine nicht zu bewältigen sind.
Die "Verflüssigung" von Abteilungsgrenzen und Themenfeldern ist in unseren Augen keine Modeerscheinung, sondern eine logische Folge des oben beschriebenen digitalen Wandels. Der Kunde möchte von Beginn an eingebunden werden und Transparenz darüber erhalten, welche Produkte warum und wie entwickelt werden. Viele Unternehmen reagieren auf diesen Wunsch und beziehen ihre Kunden mit ein, und das weit über die klassische Marktforschung hinaus. Dieser Entwicklung folgend haben wir unser Know-how in Sachen Marketing und Social Media jetzt mit der Marktforschung in einem Unternehmen zusammengefügt. Wir möchten zeigen, dass wir dafür aufgestellt sind, über die klassischen Forschungsmethoden hinaus neue Wege zu beschreiten und auch "hybride Projekte" erfolgreich bearbeiten zu können.
marktforschung.de: Ziel der Leistungsbündelung sei es, eine umfassende Begleitung für Institutionen und Unternehmen auf ihrem Weg in eine digitale Zukunft bereitzustellen, hieß es in der Erklärung zur Umfirmierung. Was konkret ist darunter zu verstehen?
Sabine Haas: Durch das neu gebündelte Leistungsportfolio können wir ein sehr umfassendes Kompetenzfeld rund um das Thema "digitaler Wandel" abdecken. Wir beraten und coachen unsere Kunden bei der Frage, wo und wie sie im sozialen Netz aktiv werden sollen. Wir analysieren und evaluieren die Erfolge im Web oder Social Web mittels unserer Marktforschungsleistungen, wir konzipieren kleinere Marketingprojekte und schließlich untersuchen wir Potenziale und Barrieren für eine digitale Markenführung. Dies alles erlaubt es uns, die zunehmend komplexen und mehrschichtigen Anfragen von Kundenseite adäquat zu bedienen.
marktforschung.de: Die Social-Media-Beratung neolog consulting wurde erst 2011 ins Leben gerufen und ist nun – nach kurzer Zeit – schon Geschichte. Ist die Zeit noch nicht reif für eine derartige Unternehmung? Die missglückten Versuche auch einiger großer Unternehmen lassen ja eigentlich eher das Gegenteil vermuten...
Sabine Haas: Zunächst einmal sei gesagt: neolog consulting hat sich bewährt. Das ist es ja gerade. Im Verlauf von nur knapp zwei Jahren hat sich uns gezeigt, dass es bei den Unternehmen einen immensen Beratungsbedarf gibt. Insbesondere natürlich bei solchen, die wirklich selbst im Social Web aktiv werden wollen und nicht alles "blind" an eine Agentur auslagern möchten.
neolog consulting war nach nur kurzer Zeit sehr erfolgreich, vor allem dank der Kompetenz und Reputation, die wir aus dem Forschungsinstitut result heraus schöpfen konnten. Daher haben wir uns entschieden, beide Geschäftsfelder – wenn auch klar getrennt voneinander – unter einem Unternehmensdach zu vereinen. Dieser Schritt wurde gerade von den Beratungskunden sehr begrüßt, da sie in der Forschung das Fundament unserer Kompetenz sehen.
marktforschung.de: Social Media, Big Data, Mobile – was sind aus Ihrer Sicht derzeit die Trend-Themen in der Marktforschung und worin besteht die Herausforderung, damit umzugehen?
Sabine Haas: Bei Big Data bin ich mir nicht so sicher, ob wir da nicht alle einer Illusion aufsitzen. Vielleicht bin ich aber auch nicht ausreichend im Thema drin. Mobile wird sicher wichtig werden. Für noch wichtiger halte ich allerdings die Themen "hybride Projekte", bei denen sich Marketing, Produktentwicklung und Marktforschung intensiv verzahnen, sowie das Thema Crowdsourcing. Die Herausforderungen, die mit all den genannten Zukunftsthemen verbunden sind, stellen sich sehr vielschichtig dar: Die Marktforschung muss die Mechanismen in den sozialen Netzen sehr tiefgehend und detailliert verstehen, um sich die Effekte im Netz systematisch zunutze machen zu können. Es wird darum gehen, die wachsende "nicht-forscherische" Konkurrenz in die Schranken zu weisen und die eigene Position zu behaupten. Es sollten neue Inhalte und Grenzen definiert werden, wenn es darum geht, seriöse Marktforschung zu beschreiben.
marktforschung.de: Nochmals zurück zu Ihrer Umfirmierung: Ihr Portfolio verlässt ja doch recht stark die Wege der "klassischen" Marktforschung. Sind derartige Prozesse - Sie haben es gerade schon angesprochen - aus Ihrer Sicht auch notwendig im Hinblick auf die Zukunftsfähigkeit der Marktforschungsbranche?
Sabine Haas: Für uns als mittelständisches Institut ist die Frage nach der Zukunft der Marktforschung schon heute existenziell drängend. Wir können nicht auf große Messstandards bauen – wie zum Beispiel die Media Analyse –, die auch noch über Jahre hinweg abgefordert werden. Wir leben sehr von der Ad-hoc-Forschung und damit von einem Bereich der Marktforschung, in dem unsere Kunden mehr und mehr nach neuen Wegen Ausschau halten. Diese Entwicklung mitzugehen und sich damit für die Zukunft zu wappnen, entspricht unserer Neigung, ist aber auch unumgänglich.
Gerade für uns, die wir im Bereich des Social Web eine sehr starke Position im Markt einnehmen, wäre es fatal, den eingeschlagenen Weg nicht konsequent weiterzugehen. Ich möchte aber betonen: Bei allem Neuen halten wir natürlich nach wie vor an den klassischen Methoden fest. Es wird auch in Zukunft viele Fragestellungen geben, die man am besten mit einer alt bewährten Methode wie der CATI-Befragung oder einer klassischen Gruppendiskussion untersucht. Diese Methoden werden nicht aussterben, sie erhalten nur "Verstärkung" – und in dieser Kombination wird Marktforschung zukunftsfähig.
marktforschung.de: Frau Haas, herzlichen Dank für dieses Gespräch und weiterhin viel Erfolg!
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