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Interview mit Thomas Rodenhausen Über den Weggang Christian Loebs und Marktforschung im 21. Jahrhundert

Dr. Thomas Rodenhausen, Harris Interactive
marktforschung.de: Wie kam es dazu, dass Christian Loeb nach so vielen Jahren Harris Interactive verlassen hat?
Thomas Rodenhausen: Christian Loeb ist einer der Gründer der MediaTransfer Netresearch und Consulting, die vor 20 Jahren als Hamburger Pionier der Online-Marktforschung ihren Anfang nahm. Wir beide haben seit 17 Jahren sehr eng zusammengearbeitet und haben davon zehn Jahre zu zweit als Vorstände das Unternehmen geleitet und weiterentwickelt. Christian ist ein Mann der ersten Stunde und wir kennen und schätzen uns, auch jetzt, nach seinem Ausscheiden. Er hat sich aus persönlichen Gründen zu diesem Schritt entschlossen – näheres dazu kann deshalb nur er selbst darlegen.
marktforschung.de: Operativ sind die Aufgaben Christian Loebs von Antje Ludwig übernommen worden, sie ist ja schon länger bei Harris Interactive, beschreiben Sie doch bitte kurz ihren Werdegang!
Thomas Rodenhausen: Antje Ludwig, Soziologin mit Diplom der Universität Leipzig, ist seit zehn Jahren bei uns für das Management der internationalen Panels zuständig. In den letzten Jahren hat sie ihren Arbeitsbereich auf die Auswahl und Steuerung unserer Felddienstleister und das Controlling aller Aspekte unserer Feldarbeit ausgedehnt und sich hier große Meriten erworben.
marktforschung.de: Können Sie schon etwas über eine Nachfolge im Vorstand sagen? Wird es jemanden geben oder strukturieren Sie um?
Thomas Rodenhausen: Wir sind aktuell mit einem hervorragenden Team gut aufgestellt und die Integration in die ITWP, von der wir vor zwei Jahren übernommen wurden, ist weitgehend abgeschlossen. Aus meiner Sicht sind die anstehenden Aufgaben also gut zu bewältigen, darin sehe ich mich auch in Übereinstimmung mit dem Aufsichtsrat, dessen Aufgabe die Besetzung des Vorstands ja ist.
marktforschung.de: Harris Interactive beschreibt sich selbst als Pionier der Online-Marktforschung – trägt dieses Label das Unternehmen auch im 21. Jahrhundert oder welche neuen Wege gilt es in nächster Zeit zu beschreiten?
Thomas Rodenhausen: Anfang der 2000er waren wir als ein auf Online-Marktforschung spezialisiertes Unternehmen tatsächlich Mitglied einer kleinen Gruppe von Pionieren, die sich mit dieser Innovation im Wettbewerb gegen die großen Traditionalisten durchsetzen und etablieren konnten. Heute taugt die Online-Marktforschung nicht mehr zur Differenzierung. 2017 ist die große Frage, wieviel von der Primärmarktforschung, egal ob online, CATI oder f2f erhoben durch anfallende digitale Transaktions- und Interaktionsdaten verdrängt werden wird. Es ist schon faszinierend, wie genau sich Konsumentenverhalten in der digitalisierten Welt beschreiben lässt – wenn es aber um Modellierung, Erklärung und Voraussage geht, sind wir Marktforscher aufgrund unseres Wissens und unserer Erfahrung gut aufgestellt. Weniger gut sind wir oft in der betrieblichen (Kunden-)Organisation und der öffentlichen Wahrnehmung positioniert. Da der Gesamtbedarf an empirischen Fakten zur Unternehmenssteuerung weiter stark wächst, bin ich davon überzeugt, dass die fragestellungsbezogene Primärmarktforschung nach wissenschaftlichen Standards weiterhin eine Zukunft hat – nicht zuletzt, weil sie flexibel, zielgenau und deshalb auch wirtschaftlich ist. Deshalb werden wir bei Harris Interactive auch weiter vorrangig Primärmarktforschung online betreiben, aber die Bereitstellung der Insights für unsere Kunden weiter beschleunigen, ohne dafür Qualität zu opfern: durch die Automatisierung und das Entschlacken von Produktionsprozessen und die Bereitstellung integrierter Informationsplattformen.
Das Interview führte Dorothee Ragg.
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