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Über Agilität in der Marktforschung, Datenschutz und den Schritt in die DACH-Region

Wolfgang Sölch, Head of Central Europe bei Qualtrics
marktforschung.de: Warum sehen Sie bei Qualtrics als SaaS-Plattform eine Vor-Ort-Präsenz im digitalen Zeitalter als wichtig an?
Wolfgang Sölch: Jede Firma, die Produkte in einem Land verkaufen möchte, muss Vertrieb, Marketing und Service in der jeweiligen Landessprache vor Ort haben. Ab einem bestimmten Level informieren sich die Kunden zwar im Internet, aber in letzter Konsequenz kaufen Menschen von Menschen. Das gilt auch, wenn man im Software/SaaS-Enterprise-Geschäft erfolgreich sein will – siehe SAP, Microsoft, IBM oder Salesforce. Um einen Kunden vollständig zufriedenzustellen, benötigt das Unternehmen zudem lokalen Support, idealerweise in der Muttersprache des Geschäftspartners.
marktforschung.de: Qualtrics ist nicht nur für Unternehmen tätig, sondern weltweit auch für Wirtschaftshochschulen. Welche besonderen Anforderungen stellen diese und wie kam die Zusammenarbeit zustande?
Wolfgang Sölch: Wir zählen heute mehrere tausend Universitäten und Institute weltweit zu unseren Kunden. Scott Smith, der Vater unseres CEO Ryan Smith, ist Professor an der Uni in Salt Lake City. Er hat die Software ursprünglich für seine Studenten entwickelt, weil er kein passendes Tool auf dem Markt finden konnte. Die Herausforderung lag dabei in der Einfachheit der Lösung, denn jeder Student sollte das Tool bedienen können, ohne Support zu benötigen. Diesen Ansatz verfolgen wir mit unserer Software bis heute.
marktforschung.de: Wie unterscheiden sich aus Ihrer Sicht die Märkte in den USA und Europa?
Wolfgang Sölch: Während Firmen in den USA leichter dazu bereit sind, in ein neues Produkt zu investieren, schauen sich europäische Unternehmen eine Neuentwicklung viel genauer an. Auf der anderen Seite werden neue Investitionen in den USA auch schneller wieder verworfen, wenn sie nicht passen. Bei global agierenden Softwarefirmen stammt meist jeweils ein Drittel des Umsatzes aus Nordamerika, EMEA und Asien.
marktforschung.de: Dem Datenschutz wird in Europa und speziell in Deutschland eine größere Bedeutung beigemessen als zum Beispiel in Asien oder den USA. Inwiefern stellen Sie sich diesbezüglich in Europa auf? Ist das Thema eine zusätzliche Hürde oder bietet es vielmehr die Möglichkeit, sich besonders zu positionieren?
Wolfgang Sölch: Wir sehen das ausgeprägte Verständnis für Datenschutz in Europa als Chance, nicht als Hürde. Qualtrics möchte sich durch seine hohe Datensicherheit auszeichnen. So werden wir unser europäisches Rechenzentrum, das zurzeit noch in Dublin steht, in diesem Jahr nach Deutschland verlegen.
marktforschung.de: Inwiefern wird Big Data und damit der ständige Zugriff auf bereits zur Verfügung stehende Daten aus Ihrer Sicht die Marktforschungsbranche verändern?
Wolfgang Sölch: Früher war es oft nur möglich, maximal einmal im Quartal eine Befragung durchzuführen, da die Erstellung, die Erhebung und die Auswertung meist drei Monate dauerten. Die Marktforschung wird generell immer öfter kleine Befragungen durchführen, weil die Tools es inzwischen zulassen. Die Branche kann so wesentlich agiler und schneller agieren. Big Data erlaubt zwar den Zugriff auf wichtige Daten, aber meist sind sie bereits veraltet. Wer wissen möchte, warum Kunden nicht mehr kaufen, nicht mehr ins Geschäft kommen oder zur Konkurrenz wechseln, kann aus Big Data häufig kaum Erkenntnisse gewinnen. Man braucht aktuelle Daten, mit denen man den Kern des Problems genau erfragen und Geschäftsziele entsprechend ändern kann.
marktforschung.de: Was können deutsche Marktforschungsunternehmen von der amerikanischen Sicht auf die Wirtschaft lernen?
Wolfgang Sölch: Die amerikanische Wirtschaft ist nicht besser aufgestellt als die deutsche. Amerikanische Unternehmen greifen Themen wie Kundenerfahrungen oder Mitarbeiterbefragungen jedoch meist zügiger auf und testen sie schneller.
marktforschung.de: Welche Anknüpfungspunkte hatten Sie persönlich zuvor mit der Marktforschungsbranche?
Wolfgang Sölch: Zur Marktforschung keine, aber zu vielen Randaspekten, die sich der Marktforschung bedienen, zum Beispiel Brandmarketing, Corporate Marketing und Product Marketing.
red
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