Trends auf dem Food-Markt: Von Silent Meals und Flexitatiern

Frankfurt – Der Food-Markt ist im Wandel: schnell, konfus und „nischig“. Endverbraucher fühlen sich aufgrund des zunehmenden Warenangebots und der Vielfalt der Gütesiegel überfordert. Lebensmittel-Skandale rütteln am Selbstverständnis. Was soll ich kaufen? Bio oder Fair statt Lebensmittel vom Discounter. Ist Fleisch überhaupt noch ess- und vertretbar? Wem können wir noch Vertrauen schenken und was können wir überhaupt noch mit ruhigem Gewissen essen? Trends und Vorlieben ändern sich stetig.

Das TREND UPDATE „Wie wir morgen essen werden“ des Zukunftsinstituts beschreibt die Trends auf dem Food-Markt. Im Zentrum stehen innovative Konzepte, Produkte, Vertriebswege sowie Marketingmaßnahmen. Im New Yorker Restaurant „Eat“ beispielsweise darf während der „silent meals“ nicht am Tisch gesprochen werden. Das Motto „shut up and eat“ hat das Restaurant zu einem der angesagtesten Adressen der Stadt gemacht. Wer es nicht schafft, während des Essens zu schweigen, wird samt Menü vor die Tür gesetzt.

Hanni Rützler, Food Expertin und erste Frau weltweit, die in einen In-Vitro-Burger beißen durfte, spricht über die sechs wichtigsten Trends der kommenden Monate für die Lebensmittelbranche. Sie rät Lebensmittelhändlern und Gastronomen, ihre Kunden sprichwörtlich mehr an die Hand zu nehmen und die Rolle des Kurators einzunehmen. Eine Vorauswahl für die Kunden zu treffen, bedeute Zeitersparnis und erzeuge Sicherheit für den Kunden. Restaurants können zum Beispiel ihre Speisekarten dadurch kuratieren, dass sie vor die vegetarischen Gerichte das Symbol einer Karotte drucken und Speisen für Allergiker ausweisen. Das ist nicht nur sympathisch, sondern erleichtert die Auswahl allgemein. Ein übermäßiges Warenangebot wird zur Gefahr. Die Konzentration des Angebots auf die richtigen Produkte erzeuge dringend notwendiges Vertrauen.

Fleisch wird zum Problemthema. Immer mehr Menschen verzichten darauf. „Richtig essen - ideologiefrei“ umschreibt den neuen Konsumtypus des Flexitatiers. Die neue Food-Avantgade ist weder Fleischverweigerer noch „Fleischpflanze“. Verzicht ist nicht das Mittel der Wahl, mehr der maßvolle Genuss. Flexitarier sind auf Tierschutz bedacht und sehr qualitätsbewusste Fleischesser (so die Definition des Branchendienstes aid). Die Compass Group, das weltweit größte Cateringunternehmen, hat diesen Trend schon früh erkannt und startete bereits 2010 eine „Be a Flexitarian“-Initiative in Amerika. Der Trend zum „Teilzeitvegetarier“ eröffnet Gastronomen, Handel und Lebensmittelindustrie neue Alternativen.

RE-USE-FOOD heißt ein weiterer neuer Trend. Ein zunehmendes Umdenken bei den Verbrauchern führt dazu, dass immer mehr Menschen ihr Essen mit Nachbarn teilen, dieses ihnen vor dem Urlaub geben, überschüssige Lebensmittel verteilen oder sich zum gemeinsamen Kochen verabreden, um Ressourcen zu sparen.

Der Trend „New Gardening“ zeigt, wie der Dachgarten zum kollektiven Steckenpferd wird. Urban Farming (städtisches Gärtnern) und Guerilla Farming (Eroberung des öffentlichen Raums) vereinen gleich mehrere Wünsche: Sehnsucht nach der Natur, gesunde Lebensmittel und das Gefühl, ein Stück weit autark zu sein.

Den Küchenchefs von morgen rät Food-Expertin Hanni Rützler, sich selbst als Vorhaben, als Unternehmen, als gestaltende Kraft zu inszenieren. In Zukunft  gehe es um die meisterliche Inszenierung des Gerichts sowie die Verknüpfung zwischen dem Ausgangsprodukt, dem Koch und dem Gast. Die Einbindung gesellschaftlicher Diskussionen ist von zentraler Bedeutung: Erzählt werden kann die Geschichte hinter dem Produkt, der Zubereitung. Es geht um das Kreieren von einzigartigen Geschmackserlebnissen. Bewusste Verkostungen als sinnliche Erlebnisse. Bei der Verkostung von „Sensual Food“ (hochwertigen Lebensmitteln) lassen sich vielfältige Geschmacksnuancen entdecken. Zum Beispiel: Himalajasalz statt Kochsalz. Genuss kann so als neues Essprinzip positioniert werden.

Das TREND UPDATE weist außerdem auf innovative Entwicklungen im Internet hin: Springpad ist zum Beispiel eine Art digitales Skizzenbuch. Beim Speichern von Rezepten erstellt die App eine Einkaufsliste aus den benötigen Zutaten. Gespeicherte Inhalte des Users verwandelt die App in nützliche Tipps und Hinweise. Aus bloßen Notizen werden so konkrete To-Dos.

ah

 

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