TNS Infratest: "ICT made & applied in Germany in a global webciety" soll deutsche IKT-Industrie an die Weltspitze führen
Berlin / München / Darmstadt – Deutschland agiert in einem weltweiten Informationsraum, der Gesellschaft, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik immer wieder vor neue Herausforderungen stellt. Damit die IKT-Branche im internationalen Wettbewerb in der Weltspitze positioniert wird, der IKT-Standort Deutschland gestärkt und eine nationale Strategie für den IKT-Standort sich erfolgversprechend in einer globalen vernetzten Wirtschaft mit hochkomplexen, interdependenten Wertschöpfungsketten behaupten kann, hat das Marktforschungs- und Beratungsunternehmen TNS Infratest im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie im Herbst zwei mit Brancheninsidern hochkarätig besetzte Workshops sowie eine Befragung des exklusiven Expertenpanels im Rahmen des "Monitoring Informations- und Kommunikationswirtschaft" durchgeführt.
Der Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie Jochen Homann hierzu: "Wir streben an, dass IKT-Innovationen möglichst zuerst in unseren Anwenderunternehmen eingeführt werden, um die Position Deutschlands als Exportweltmeister weiter stärken zu können. Dafür brauchen wir eine starke heimische IKT-Wirtschaft."
Nach Auffassung des befragten IKT-Expertenkreises, dem u.a. Vorstände und Geschäftsführer von Anbieter- und Anwenderunternehmen, führende Wissenschaftler sowie Präsidenten einschlägiger Fachverbände angehören, ist es wichtigstes Ziel im Zuge des IT-Gipfelprozesses, den IKT-Standort Deutschland an die Weltspitze zu führen. Dafür müssten erstens die infrastrukturellen Rahmenbedingungen optimiert werden, zweitens die Standortvorteile gesichert, drittens die Chancen in Wachstumsfeldern genutzt, viertens die internationale Wettbewerbsfähigkeit ausgebaut und fünftens bestehende Schwächen und künftige Standortrisiken minimiert werden. Dafür sei eine IKT-Strategie unter dem Motto "ICT made in Germany and applied in a global webciety" zielführend.
In der Umsetzung einer derartigen IKT-Strategie gehen 33 Prozent aller Experten davon aus, dass die „infrastrukturellen Voraussetzungen“ eine besondere Stärke des IKT-Standortes Deutschland seien. Die Befragten beurteilten Standortfaktoren wie den "Internet-Zugang in Unternehmen" oder die "Festnetz- und Mobilfunkpenetration" als gut. Allerdings wertet nur jeder fünfte Befragte den Aspekt "flächendeckende Verfügbarkeit der Netze" gegenwärtig als Stärke. In einer Handlungsempfehlung sprechen sich die Experten dafür aus, Politik und Wirtschaft sollten gemeinsam auf die flächendeckende Versorgung mit Breitbandinfrastrukturen mit öffentlichen Hilfen oder innovativen Finanzierungsmodellen setzen.
Auf die Frage nach den derzeitigen Stärken des IKT-Standortes Deutschland kommen "Nutzung und Einsatz von IKT als Querschnittstechnologie" mit 41 Prozent aller Nennungen auf den ersten Platz. Damit wird die besondere Stärke der deutschen IKT-Wirtschaft bei branchenübergreifenden und branchenspezifischen Anwendungen sichtbar. 50 Prozent der Anbieter sehen in der IKT als Querschnittstechnologie eine besondere Chance für Deutschland, bezogen auf das Jahr 2013. Diese Ansicht teilen 40 Prozent der Experten aus Forschung und Lehre und 26 Prozent der Anwender. Der Expertenkreis empfiehlt, die strategischen Chancen von "Embedded Systems" am Wirtschaftsstandort Deutschland, insbesondere in der Fahrzeugtechnik, im Maschinen- und Anlagenbau, in der Steuer- und Regelungstechnik, in der Öffentlichen Verwaltung sowie im Gesundheitswesen und in der Verkehrslogistik zu nutzen.
Deutschland ist als IKT-Produktionsstandort von großer Bedeutung. Es kann keine eigenständige IT-Forschung ohne eine industrielle IT-Produktion im eigenen Land geben. "ICT made & applied in Germany" muss ein wichtiger Bestandteil einer Erfolgsgeschichte bleiben. Die Diffusion innovativer IKT sowie die Intensität ihrer Nutzung sind zu steigern.
Als weitere Standortstärke sehen die Experten die Themen "Datenschutz und Internet-Sicherheit", die von 17 Prozent der Befragten als bedeutend eingestuft wurden. Ferner wurde "IKT-Sicherheit in Unternehmen" von sieben Prozent der Experten als besondere Stärke des IKT-Standortes Deutschland eingeschätzt. Als Handlungsempfehlung sprach sich der Expertenkreis für die Bildung eines sogenannten Cluster of Excellence im Bereich IKT-Sicherheit aus. Ein weiteres Cluster sollte für Lösungen im E-Government aufgebaut werden.
Chancenverwertung verbessern: die Top-Wachstumsbereiche 2008 und 2013
Für die kommenden fünf Jahre sehen die IKT-Experten im Rahmen einer "Strategie eines Ausbaus von Stärken" vorrangig sieben Bereiche, die der deutschen IKT Wachstum brächten und sicherten. An erster Stelle werden in 2008 aber auch für 2013 "IT-Services und innovative Dienste" gesehen. Der große Gewinner ist der "Branchenübergreifende IKT-Einsatz", der sich um vier Positionen von Rang 6 (2008) auf Rang 2 (2013) verbessert. Der "Branchenspezifische IKT-Einsatz" verbessert sich innerhalb von fünf Jahren um zwei Positionen von Rang 5 auf Rang 3. Zu den weiteren chancenreichsten Wachstumsfeldern gehören 2013 "Internet der Dienste", "Internet der Dinge", "Mobile Datendienste" und "Konvergenz". Der Expertenkreis sieht insbesondere im zeitgleichen Ausbau aller dieser Wachstumsbereiche große Chancen für die deutsche IKT und rät von einer Fokussierung auf nur einen oder wenige Wachstumsbereiche ab.
Treiber einer zukunftsorientierten Entwicklung: E-Energy, Green IT, Internet der Dinge und Mobile Anwendungen
In nur wenigen Jahren, so die Expertenauffassung, könnten insbesondere "E-Energy", "Green IT", "Internet der Dinge" und "Mobile Anwendungen" zu den Treibern der deutschen IKT gehören. Am besten stehen die Chancen für "Mobile Anwendungen", die von 41 Prozent der Anwender, von 31 Prozent der Anbieter und von 25 Prozent aus Forschung/Lehre als besonders chancenreich angesehen werden. 26 Prozent der befragten Anbieter- wie Anwenderexperten gehen davon aus, dass "E-Energy und Energieeffizienz" eine weitere besondere Chance für die deutsche IKT ist. "Green IT" wird von 25 Prozent der Experten als chancenreich angesehen (Anbieter: 26 Prozent, Anwender: 22 Prozent). Dem "Internet der Dinge/RFID" räumen für das Jahr 2008 zehn Prozent der Anbieter und 15 Prozent der Anwender besondere Chancen ein. 26 Prozent der Befragten sehen, bezogen auf das Jahr 2013, hierfür besondere Möglichkeiten. Als Handlungsempfehlung für diese zum Teil erst am Anfang ihres Innovationszyklus stehenden Anwendungsbereiche, die aber bedeutende Wachstumschancen hätten, plädieren die Experten für einen zügigen Ausbau dieser Bereiche.
Internationalisierung des Mittelstandes vorantreiben
39 Prozent der Befragten sehen im "Innovativen IKT-Mittelstand" eine besondere Stärke des IKT-Standortes Deutschland – jedoch blieben viele Chancen noch ungenutzt. Insbesondere sind technologiebasierte Unternehmensgründungen und Innovationscluster im Verbund mit Großunternehmen - auch grenzüberschreitend - anzuraten. Denn der gegenwärtige Status quo einer "Mangelnden Internationalisierung des IKT-Mittelstandes" wird von 18 Prozent der befragten Experten als Schwäche und von 17 Prozent der Befragten als Risiko, bezogen auf das Jahr 2013, gesehen. Aktiv müssten daher Gründerzentren, aber auch Start Ups und kleinere und mittelständische Unternehmen (KMU) für den Weltmarkt fit gemacht werden. Dies sei auch deshalb notwendig, weil es an Maßnahmen mangelt, vielversprechende kleine und mittlere Unternehmen auf eine Unternehmensgröße zu bringen, die sich für die heutigen Weltmärkte als tragfähig erweisen.
Gegenwärtig hat Deutschland einen zu geringen Einfluss auf die internationalen Entwicklungen der IKT-Wirtschaft. Dies liegt u.a. auch darin begründet, dass zu wenig "deutsche Global Player" am IKT-Standort Deutschland verfügbar seien. Dies wird wird von 38 Prozent der Befragten als gegenwärtige Schwäche (2008) und von 33 Prozent als künftiges Risiko (2013) eingestuft. Daher sei es notwendig, Global Player mit Headquarter-Funktionen am deutschen Standort anzusiedeln, weil High Potentials bei Global Playern nicht ausschließlich in reinen Vertriebsorganisationen tätig sein wollen.
Internationale Wettbewerbsfähigkeit ausbauen
Fast jeder zweite Experte sieht eine Verbesserung der Attraktivität des IKT-Standorts Deutschland für 2013 voraus (49 Prozent). Etwas mehr als jeder Vierte erwartet eine Verschlechterung (28 Prozent). Knapp jeder vierte IKT-Experte meint, die Attraktivität des IKT-Standortes Deutschland verändere sich bis 2013 nicht (23 Prozent). Diese überwiegend optimistische Prognose fußt vor allem darauf, dass die internationale Wettbewerbsfähigkeit des IKT-Standortes Deutschland künftig insbesondere in den neuen Wachstumsfeldern positiv eingeschätzt wird. So kommen beim Spitzenthema "E-Energy, Energieffizienz" auf eine skeptische 37 optimistische Bewertungen, bei "Green IT" zehn positive auf eine negative Stimme.
Zu den Standortnachteilen, die bis 2013 gemildert werden müssen, gehören für 82 Prozent der Experten der Fachkräftemangel im IKT-Sektor, für 80 Prozent Defizite in der Aus- und Weiterbildung, für 75 Prozent Umsetzungsdefizite von Innovation in marktreife Produkte, für jeden zweiten Befragten die mangelnde Fokussierung der Forschung auf zentrale Wachstumsbereiche und Fragestellungen, für 15 Prozent Kooperationsdefizite zwischen Anwendern und Anbietern und für acht Prozent die Tatsache, dass FuE-Ausgaben der Unternehmen nicht steuerlich absetzbar seien.
"Die Experten-Workshops haben uns ganz deutlich gezeigt, dass eine stabile und langfristige IKT-Strategie am Standort Deutschland vonnöten ist. Die genannten Handlungsempfehlungen können Grundlage und Ausgangsbasis für den kontinuierlichen gemeinsamen Dialog zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft sein", resümiert Dr. Sabine Graumann, Director Business Intelligence bei TNS Infratest.
Quelle: TNS Infratest
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