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Tim Bosenick: "Die Marken User Centric und SirValUse werden verschwinden und in 'GfK UX' aufgehen"

Tim Bosenick, GfK SirValUse
Tim Bosenick ist Gründer und Geschäftsführer der GfK SirValUse Consulting GmbH, vormals SirValUse Consulting GmbH. Im Interview mit marktforschung.de berichtet er über die Übernahme durch die GfK, den Fokus auf Beratung und über kulturelle Unterschiede bei UX.
marktforschung.de: Herr Bosenick, im Juli hat die GfK das Unternehmen SirValUse – nunmehr GfK SirValUse – zu 100% übernommen. Anfang Oktober erfolgte die ebenfalls vollständige Übernahme Ihres bisherigen US-amerikanischen Kooperationspartners User Centric Inc. Was bedeutet das für Ihre Marktposition?
Tim Bosenick: Mit der Übernahme von User Centric ist GfK weltweit der größte Anbieter von User Experience Research und Testing. Neben Deutschland und USA sind UX-Teams der GfK bereits in UK, in der Schweiz, in Polen, in China und in Südkorea präsent. Wir werden diese Services in Zukunft in weiteren Ländern ausbauen, z.B. in Russland, in der Türkei, in Brasilien und in Indien.
marktforschung.de: Ihr Unternehmen firmiert unter GfK SirValUse, auch User Centric behält trotz der Übernahme den ursprünglichen Firmennamen als Bestandteil der neuen Marke GfK User Centric. Was bedeutet das für die Autonomie der Unternehmen innerhalb des User-Experience-Netzwerkes der GfK?
Tim Bosenick: GfK User Centric und GfK SirValUse bilden das "Rückgrat" einer neuen Produktgruppe innerhalb der GfK, allerdings eng verzahnt mit dem kompletten Portfolio der GfK. Die Verknüpfung von User Experience Research mit anderen Marktforschungsbereichen ist für unsere Kunden gerade ein sehr spannendes Thema, von daher ist dies nur folgerichtig.
marktforschung.de: GfK-CEO Matthias Hartmann hat bei der Vorstellung der neuen Unternehmensstrategie "Own the future" zu Beginn dieses Jahres unter anderem auch hervorgehoben, dass der internationale Markenauftritt unter dem Dach von "One GfK" stärker vereinheitlicht werden soll. Ist davon auszugehen, dass der Name „SirValUse“ über kurz oder lang verschwindet?
Tim Bosenick: Im Laufe des kommenden Jahres werden wir, also GfK User Centric und GfK SirValUse, unter dem Produktnamen "GfK UX" auftreten – um unseren globalen Kunden zu verdeutlichen, dass wir unter einem Dach konsistente Produkte und Services anbieten. Also ja, die Marken User Centric und SirValUse werden verschwinden und in "GfK UX" aufgehen.
marktforschung.de: SirValUse Consulting hat sich von Beginn an im starken Maße auch der Beratung verschrieben. Wie korreliert User Experience Research mit Marktforschung?
Tim Bosenick: Den starken Fokus auf "Beratung" werden wir beibehalten und noch weiter ausbauen – wie im übrigen die GfK insgesamt ja auch. Unsere Kunden erwarten von uns im Besonderen nach einem Research oder einem Test, wie ihr Produkt oder ihr Interface konkret optimiert werden soll; das ist der Kern unserer Beratungsleistung. Und gerade diese Leistung ist sehr spannend im Zusammenhang mit z.B. der Forschung und Beratung, die die GfK im Rahmen von Innovationsprojekten durchführt. User Experience ist hier eine coole Ergänzung.
marktforschung.de: Wie bewerten Sie generell die Marktrelevanz von UX? Sehen Sie Anwendungsfelder, die Sie besser bedienen können als "klassische" Marktforschung?
Tim Bosenick: User Experience Forschung hatte seit jeher einen sehr starken Fokus auf Verhaltensbeobachtung und auf die Ableitung konkreter Empfehlungen aus den Beobachtungen heraus, beispielsweise für das Design. In der Produktentwicklung sind wir daher sehr nah am "Produkt" und dem Umgang von Nutzern mit dem Produkt. Diese teilweise sehr ins Detail gehende Perspektive ist sicherlich etwas, was klassische Marktforschung gut ergänzt.
marktforschung.de: In welchen Units von Unternehmen sind Ihre Kunden tätig?
Tim Bosenick: Das ist sehr unterschiedlich, da sich das Thema "User Experience" in Unternehmen immer noch sehr stark entwickelt. Zum Teil sind Marktforscher unsere Ansprechpartner, zum Teil aber auch die Produktentwicklung, der Vertrieb bzw. das Marketing. Zunehmend bilden sich auch eigene UX-Teams innerhalb von Unternehmen heraus.
marktforschung.de: Stichwort "Internationalisierung": Die Anforderungen an Produkte sind weltweit sehr unterschiedlich - z.T. durch kulturelle Prädisposition, z.T. aber auch aus wirtschaftlichen Gründen. Ist UX überhaupt international standardisierbar? Wo liegen die besonderen Herausforderungen?
Tim Bosenick: In der Tat, international gibt es viele kulturelle Unterschiede, die einen starken Einfluss auf die User Experience haben. Ein ganz einfaches Beispiel: bild.de würde in Japan und China als "langweilig" und mit "da sind zu wenig Inhalte auf der Homepage drauf" beschrieben werden. Es gibt allerdings auch zunehmend Oberflächen, die weltweit einheitlich sind und entsprechend in vielen Kulturkreisen genutzt werden und dort auch prägend sind z.B. mobile Betriebssysteme wie Android oder iOS. Somit müssen Unternehmen immer entscheiden, ob sie sinnvolle lokale Adaptionen von Produkten vornehmen, die eventuell teuer sind, oder Nutzern verschiedener Kulturkreise ein einheitliches Interface "zumuten". Und ob diese "Zumutung" noch akzeptabel ist – das kann dann natürlich getestet werden.
marktforschung.de: Aus der Trend- und Zukunftsforschung sind Stimmen zu vernehmen, die davon ausgehen, dass Geräte wie Smartphones beispielsweise Autos als Statussymbol mehr und mehr ablösen werden – für Anbieter von UX ja eigentlich traumhafte Bedingungen. Was wird aus Ihrer Sicht im Bereich Medien, Kommunikation und Consumer Electronics das „Next Big Thing“? Oder anders gefragt: Wo sehen Sie die Anwendungsschwerpunkte für User Experience Research in den nächsten Jahren?
Tim Bosenick: Zur letzten Frage: Da das Feld immer noch wächst, sind wir zuversichtlich, auch in den kommenden Jahren weiterhin noch UX-Klassiker wie Websites oder mobile Applikationen testen zu können.
Ansonsten sehen wir im Markt aber auch durchaus eine Zunahme von Technik in den Bedienkonzepten realer Produkte wie Autos, Kühlschränke oder auch Stromzähler. Auch werden spannende neue Interaktionsformen wie z.B. Gesten- und Sprachsteuerung in immer mehr Produkten Verwendung finden.
marktforschung.de: Herr Bosenick, herzlichen Dank für dieses Gespräch!
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