Neues Marktforschungsangebot in UK The Sun steigt in die kommerzielle Marktforschung ein

Royalistisch, rechtslastig und konservativ: So ist für gewöhnlich die Leserschaft der Sun, die jetzt ein kommerzielles Marktforschungsangebot gelauncht hat. (Bild: picture alliance/EPA-EFE | FACUNDO ARRIZABALAGA).
Die britische Tageszeitung The Sun hat das kommerzielle Marktforschungsangebot „Sun Polls“ gelauncht. Auftraggebende wie Marken und Bildungseinrichtungen können zukünftig Online-Nutzer der Sun mit einer proprietären Umfragesoftware, die von der First-Party-Datenplattform Nucleus betrieben wird, befragen.
Sun Polls wurde entwickelt, um das Online-Publikum von The Sun zu befragen und so Erkenntnisse über die Einstellungen in Echtzeit zu gewinnen. Im Durchschnitt erhalten diese Umfragen den Betreibern zufolge in weniger als 24 Stunden mehrere Tausend Antworten. Nach Aussage der Zeitung geht es darum, „Marken und Bildungseinrichtungen die Möglichkeit zu geben, von der großen und repräsentativen Leserschaft von The Sun Erkenntnisse und Stimmungen zu einer breiten Palette von Themen zu erhalten“.
The Sun ist eine täglich erscheinende britische Boulevardzeitung. Ähnlich wie die Bild-Zeitung in Deutschland oder der Blick in der Schweiz zählt sie zu den einflussreichsten Blättern in der Zeitungslandschaft und ist eine der auflagenstärksten Zeitungen des Landes.
Umfragen in redaktionelle Artikel einbinden
Die Umfragen können in einen bestimmten redaktionellen Kontext gestellt werden, um sicherzustellen, dass diejenigen Verbrauchenden erreicht werden, die sich mit einem bestimmten Thema beschäftigen, um so die Aussagekraft der Untersuchung weiter zu verbessern. Die Website theSun.co.uk erreicht durchschnittlich 6,8 Millionen Besucher pro Tag in Großbritannien. Die Nutzerschaft sei sehr empfänglich für Umfragen, wie Paul Hood, Direktor für digitale Entwicklung bei The Sun, kommentierte. Außerdem sieht Hood das neue Angebot als eine Möglichkeit für Firmen, die Nutzer besser zu verstehen, insbesondere angesichts des Rückgangs von Cookies. Dadurch könnten fehlende Datenpunkte ergänzt werden.
Erste Reaktionen aus der Marktforschung
Die Reaktionen auf das neue Angebot in der Marktforschungsbranche in UK schwanken zwischen Interesse und Beunruhigung. Der CEO von YouGov, Stephan Shakespeare, die selbst erfolgreich einen Omnibus in UK betreiben, sieht eher die Chance, Zielgruppen für Marktforschung zu erreichen, die sonst kaum noch in Umfragen auftauchen:
"The Sun has a huge reach into the population and this could be a great way to access the kinds of audiences that researchers often have trouble reaching. It serves the trend towards self-service, extending the opportunities for democratising research."
Offensichtlich ist es auch kein Zufall, dass das Angebot bislang nur für Marken und Bildungseinrichtungen offen sein soll, da bei politischen Umfragen die Verzerrungen so groß sein würden. Martin Oxley, Managing Director von Buzzback, charakterisiert den typischen Sun-Leser als konservativ-populistisch, europa-skeptisch, royalistisch und rechtslastig und geht davon aus, dass solche Samples politisch hoffnungslos verzerrt wären.
Wie das Angebot mit diesen Verzerrungen umgeht und ob die angekündigte Repräsentativität tatsächlich gewährleistet werden kann, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch unklar.
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