Teststudios in Zeiten von Corona Teststudios bitten um Hilfe!

Inwiefern und wie lange sich die Corona-Krise auf die Teststudio-Arbeit auswirken wird, ist unklar. Dass aber besonders Teststudios aktuell leiden, zeigt ein offener Brief verschiedener Teststudios.

Zoom Videokonferenz zum Hilferuf der Teststudios

In einem Interview Anfang Mai sprach marktforschung.de mit Tim Thelen-Liesenfeld, Olaf Dose und Ute Wetzlar über die aktuelle Situation in Teststudios. Frau Wetzlar sprach damals von einem Einbruch, mit dem niemand gerechnet und den keiner von ihnen bisher so erlebt hatte. Dennoch sahen sie der Zukunft positiv entgegen. "Natürlich bedeuten die Maßnahmen Einschränkungen bei der Gruppengröße in einem Raum, aber das ist eine gut handhabbare Sache", so Thelen-Liesenfeld im Interview.

Doch die Situation spitzt sich zu. Fast jeder Wirtschaftssektor ist aktuell negativ von der Corona-Krise betroffen und damit natürlich auch Dienstleister und Zulieferer. Trotz schneller Reaktionen und konstruktiver Lösungen in der Digitalisierung von Offline-Projekten seitens der Institute, blieb eine tiefschürfende Verunsicherung.

Jetzt erreichte uns ein Hilferuf der Teststudios:

Liebe Marktforscher,
seit Jahrzehnten arbeiten Teststudios daran, Ihre Arbeit zu optimieren, ihre Räumlichkeiten zu erneuern, die Technik auf den neuesten Stand zu bringen, die quotengerechte Rekrutierung der Probanden flexibel an die Kundenwünsche anzupassen und den Service mit hohem Aufwand zu verbessern.
Mittlerweile wird bundesweit in den Teststudios auf einem sehr hohen Niveau gearbeitet.
Jetzt soll Covid 19 den Teststudios die Existenz entziehen?!
Trotz ausgearbeiteten Hygienekonzepten und zurückgehender Infektionszahlen steht die Arbeit der Teststudios in Innenstadt-Toplagen still. Den monatlichen Fixkosten für Personal und Mieten stehen leere Auftragsbücher gegenüber.
Die Teststudios fürchten um Ihre Existenz! Wir brauchen Ihre Hilfe!
Vertrauen Sie uns weiterhin und verlassen Sie sich auf unsere Schutz- und Hygienemaßnahmen.
Bitte unterstützen Sie uns mit neuen face-to-face Projekten, damit wir die Krise überstehen und weiterhin für Sie da sein können.
Vielen Dank im Voraus,
Ihre Teststudios

Dose Marktforschung/ Olaf Dose
Foerster & Thelen Teststudio GmbH/ Tim Thelen-Liesenfeld

Freyer Marktforschung GmbH/  Martina Scherpner, Carmen Tran, Florian Freyer

I+E Research GmbH/ Barbara Götz
IHR Teststudio GmbH/ Thomas Schalker

Institute for Marketing Research GmbH/ Markus Schaub
Items GmbH/ Julia Ernst

Krämer Marktforschung GmbH/ Christoph Rogl

Markt Research GmbH/ Dirk Degens

MS-Teststudio GmbH/ Frank Herzog

Punkt Teststudio GmbH/ Jürgen Glaser

Quotapoint GmbH/ Stefanie Abele
| QUOVADIS field & tab GmbH/ Ute Wetzlar, Markus Meeth

Schmiedl Marktforschung GmbH/ Stephan Schmid
Teststudio Knigge/ Cornelia Knigge

Viewpoint Europe GmbH/ Joachim Zeunges

Eine aktuelle Studie des ADM zeigt deutliche Umsatzeinbußen bei Instituten. Stornierte Aufträge und erschwerte Arbeitsbedingungen führten seit der Corona-Krise zu deutlichem Konjunktureinbruch. Knapp ein Viertel der 37 befragten Institute gaben im Mai an, dass ihre Liquiditätsreserven noch für max. acht Wochen reichen würden. Für das zweite Quartal gehen die Befragten für den Zeitraum von April bis Juni von einem Umsatzverlust von 42 Prozent aus.

Dabei ist Marktforschung auch in Zeiten Corona möglich. Es wird verantwortungsvoll mit den neuen Regeln und Verhaltensweisen umgegangen und die studiogebundene Marktforschung hat sich an die geltenden Hygiene- und Abstandsregeln angepasst, so Dose im damaligen Interview. Für ihn war bereits damals klar:

„Wir halten uns an alle Auflagen. Wir müssen Abstand gewährleisten, körperlichen Kontakt ausschließen, Probanden aufklären, die Teilnehmerzahl begrenzen, Desinfektionsmittel und Mund-Nasen-Schutz bereitstellen. (…) Aber wir erfüllen mehr als die Auflagen, das ist bei uns Programm!“

mvw

 

Diskutieren Sie mit!     

  1. Werner Palancares am 16.06.2020
    ich kann das nachvollziehen, aber es liegt nicht an uns (Feld)Instituten, unsere Kunden und deren Endkunden haben zum Teil sehr erfreut festgestellt, dass vieles was vor F2F war, doch auch per Video-Platform, FocusVision, Civicom genauso gut geht.
    Wir sehen sogar einen regelrechten Boom.
    Sicher nicht alles wird so zu beforschen sein, aber es wird sehr kreativ an Lösungen gearbeitet, sogar Usability Tests via solcher Plattformen abzuwickeln.
    Wir sind solidarisch und loyal, aber steht leider nicht mehr in unserer Macht ein Studio auszuwählen. Die Rekrutierung ist das , was mir bleibt zu vergeben, aber hier hat bereits der Preiskampf begonnen, denn einer kann eben immer billiger. Auch das ist meinen Kunden nicht verborgen geblieben.
    Auch ich habe keinen besseren Rat, als den, dass ihr euer Profil weiter schärfen müsst und alternative Möglichkeiten aufzeigen müsst, aber eben nicht nur in der Szene selbst, sondern beim Endkunden. Dabei können wir nur behilflich sein, in Zeiten, in denen es droht eine Ebene in der "Nahrungskette" zu verlieren.
    Die viel-beschworene Corona-Solidarität darf trotz Lockerungen nicht enden, sie ist wichtiger denn je!
    Werner Palancares
  2. Stephanie Hollaus am 16.06.2020
    Liebe Teststudios,

    wir als Institut sehen durchaus wieder Möglichkeiten, face-to-face Interviews anzugehen, aber uns sind gewissermaßen selbst die Hände gebunden, weil "unsere Kunden" sehr strenge Auflagen haben (zum Teil bis zum Ende des Jahres 2020), was das persönliche Aufeinandertreffen von Menschen in geschlossenen Räumlichkeiten anbelangt.
  3. Andreas Möller am 16.06.2020
    Liebe Studio´s,

    aus eigener Erfahrung kann ich sehr gut Eure Situation verstehen. Ich sehe 2 zentrale Themen:
    1. Als Quali_Mafo´s müssen wir die Bedeutung von f-t-f Interaktion immer wieder betonen - auch wir haben ein Turbo-Crash-Kurs-Online hingelegt und top Optionen für Interaktion online entdeckt, aber Gesichter lesen in live bleibt einzigartig, wenn man es beherrscht. Unseren Kunden können wir das vermitteln und die wollen auch "zurück" - aber es gibt tatsächlich globale Vorgaben für die Vermeidung von Veranstaltungen. Ich schätze aber, dass mind. 75% zurückkommen - zumindest von den Kunden, die eine qualitative Moderation zu schätzen und honorieren gewillt sind. Von den ganzen Billigheimer solltet Ihr Euch konsequent verabschieden - Sie sind die Pest für unsere Profession! Lass die mit low budget ihren low outcome research machen! Jeder Endkunde wie er es verdient. Sie honorieren Eure Expertise nicht, also gebt sie ihnen auch nicht "außer Haus
    2. Die Integration von virtuellen Optionen kann ein Studio ergänzend nutzen - schafft Euch diese Optionen, schult Moderatoren auf gut Plattformen, kooperiert ggfs. mit Anbietern... was auch immer - aber entwickelt Euch dahin weiter, um dieses Feld nicht abzugeben. Wir merken ja selber, bei der Orga und Durchführung von virtuellen Workshops, wie viel Logistik drin steckt und da habt Ihr einfach Erfahrung, die auch in diesem Bereich gut gebraucht werden kann. Hasslefree ist das Stichwort reinkommen sich auf Moderation und Kunden fokussieren können und Betreuung rund rum in Eurer Hand - auch virtuell. Wir sind bereit!
    Bis bald vor Ort (wir starten Ende dieses Monats wieder live ...)
    Euer AnswerS Team
  4. Gilda Potinius-Schweer am 16.06.2020
    Liebe Teststudios,
    ich habe gerade 2 Gruppendiskussion FtF durchgeführt. Es war eine hervorragende qualitative Leistung des Studios. Ich konnte feststellen, dass auch die Testpersonen „endlich“ mal etwas anderes an Unterhaltung, Diskussion und Innovationen erleben wollten – eine willkommene Abwechslung.
    Ich konnte inhaltlich überhaupt keine Nachteile feststellen, im Gegenteil im kreativen Teil der Diskussionen waren die Teilnehmenden außergewöhnlich kreativ und interessiert.
    Der Service war trotz Mundschutz und Abstand natürlich etwas ungewohnt – wir werden uns jedoch noch eine Mehrzahl an Monaten an diese Gegebenheiten halten müssen. Wollen wir, sollten unsere Auftraggeber, deshalb auf gute qualitative Forschung verzichten? Ich meine NEIN. Zoom-Diskussionen sind nicht das Gleiche! Selbstverständlich ist das Ergebnis vom Corona-Bias beeinflusst. Mutige Unternehmen akzeptieren das. Letztlich ist auch jede Kaufentscheidung momentan unter dem gleichen Einfluss stehend. Auch wenn gerade nicht jedes Thema in die aktuelle Zeit passt – es gibt genügend Informationsbedarf als Entscheidungsgrundlage in den Unternehmen. Wir Marktforscher sind gefordert, dieses im guten Kundenverhältnis beratend zu erheben. Dann klappt es auch mit FtF-Erhebungen in den Studios. Ich wünsche mir bei allen beteiligten Stakeholdern mehr Mut.
  5. Ulf Endewardt / e-mares Innovationsforschung am 16.06.2020
    Kurz nach Wiedereröffnung der Studios am 12. Mai mit einer 1000er Studie inkl. Kaufsimulation und Home-Use in 8 Studios gestartet: Alles super und termingerecht gelaufen! Seitdem Verkostungstests, weitere Home-Use-Studien, diese Woche Fokusgruppen F2F: Auch unter Corona-Bedingungen läuft Mafo in den Teststudios nach meiner Erfahrung gut.
    Danke an F&T und m-s für die engagierte Umsetzung!

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