Stefan Kuhlen: "Viele sehr wesentliche Erfolgsfaktoren in unserer Branche sind weitestgehend unabhängig von der Größe einer Agentur"

Stefan Kuhlen, mindlineStefan Kuhlen übernimmt zum 1. Oktober die Geschäftsführung beim Hamburger Institut mindline. Im Interview mit marktforschung.de äußert er sich über seine neue Tätigkeit, die künftige Ausrichtung von mindline und die Konzentrationsprozesse in der Marktforschungsbranche. 

marktforschung.de: Herr Kuhlen, Sie werden zum 1. Oktober die Geschäftsführung von mindline verstärken. Worauf freuen Sie sich bei Ihrer neuen Tätigkeit am meisten?

Stefan Kuhlen: Am meisten freue ich mich auf die Arbeit mit meinen Kunden.

marktforschung.de: Wo werden die Schwerpunkte Ihrer Arbeit liegen?

Stefan Kuhlen: Wir haben bei mindline ein sehr engagiertes Team qualitativer und quantitativer Marktforscher. Wir sind trotz der Schwierigkeiten, die die aktuelle Wirtschaftskrise bereitet, weiter auf einem Wachstumskurs. Der Schwerpunkt meiner Arbeit wird daher darin liegen, diesen Wachstumskurs weiter zu unterstützen. Wobei das Hauptaugenmerk auf dem Aufbau neuer Kundenbeziehungen liegen wird. Es wird auch darum gehen, unsere bestehenden Tools aktiver zu vermarkten.

In den letzten beiden Jahren wurden bei mindline hochinnovative Tools entwickelt und in den Markt gebracht. Im Vordergrund stehen dabei webbasierte Tools für qualitative Forschung und, besonders interessant für den Bereich Handel bzw. Vertrieb, Tools für Kundenlaufmessungen, Online-Regaltests oder RemoteUsabilityTests.

marktforschung.de: Sie waren bis Ende 2008 CEO Germany bei Research International, das Anfang dieses Jahres mit TNS Infratest fusionierte und zu den Global Playern gehört. mindline agiert natürlich ebenfalls international, ist aber deutlich kleiner. Worin würden Sie sagen wird der größte Unterschied für Ihre Tätigkeit bestehen?

Stefan Kuhlen: Es liegt auf der Hand, dass man als CEO eines großen, global vernetzten Instituts den Großteil seiner Energie auf interne Planungs-, Abstimmungs- und Managementaufgaben verwendet. Entsprechend geringer muss das persönliche Engagement in den Kundenbeziehungen ausfallen. Da die Organisation bei mindline natürlich deutlich schlanker ist, wird für mich die persönliche Arbeit mit unseren Kunden im Vordergrund stehen. Wobei ich davon ausgehe, dass internationale Arbeit einen bedeutenden Teil einnehmen wird. Hinsichtlich der Möglichkeiten, internationale Projekte in hoher Qualität durchzuführen, sehe ich für mindline grundsätzlich keine schlechteren Voraussetzungen als z.B. für Research International. Die Welt ist doch deutlich enger zusammen gerückt und aufgrund unseres sehr guten Erfahrungshintergrunds in internationaler Forschung ist es für die Durchführung internationaler Projekte nicht mehr notwendig, über eigene Niederlassungen in den in frage kommenden Ländern zu verfügen.

marktforschung.de: Sind die Konzentrationsprozesse wie die eben schon angesprochene Fusion zwischen Research International und TNS aus Ihrer Sicht förderlich für die Branche oder schaden sie eher?

Stefan Kuhlen: Zunächst muss ich sagen, dass ich es bedauere, dass die Marke Research International offenbar vom Markt verschwinden wird. Nachdem ich fast zwei Jahrzehnte für Research International gearbeitet hatte, ist ein wenig Sentimentalität sicherlich erlaubt.

Nüchtern betrachtet erwarte ich durch diese Fusion aber weder eine nachhaltige positive, noch eine nachhaltige negative Wirkung auf unsere Branche. Viele sehr wesentliche Erfolgsfaktoren in unserer Branche sind weitestgehend unabhängig von der Größe einer Agentur, und bei manchen Faktoren wie z.B. Flexibilität und Innovationskraft kann Größe erfahrungsgemäß sogar hinderlich sein. Entsprechend können die Vorteile, die eine sehr große Agentur sicherlich bieten kann, nie die Nachteile aufwiegen. Und da wir glücklicherweise in einem Markt tätig sind, in dem letztendlich der Nachfrager "die Macht" hat, ist dem Konzentrationsprozess eine natürliche Grenze gesetzt.

marktforschung.de: Wie wird mindline sich künftig positionieren? Wird mit Ihrem Einstieg das Angebotsportfolio erweitert oder streben Sie eher stärkere Spezialisierungen an?

Stefan Kuhlen: Wir werden eher breiter aufgestellt sein. In jedem Fall werden wir weiterhin ein Partner sein, der sich durch hohe Kunden- und Marketingorientierung, gekoppelt mit großer Flexibilität, auszeichnet. Ich denke, dass meine Mitarbeit in dieser Hinsicht unser Angebot noch verstärken wird.

Zudem glaube ich, mit meinen Erfahrungen in Bereichen wie z.B. Preisforschung, Zielgruppensegmentierung oder Prognosemodelle, unsere Expertise in wichtigen Bereichen zu komplettieren. Zusammen mit den bereits erwähnten Tools verfügen wir über ein breites Angebotsportfolio.

Wenn es um das Thema der Weiterentwicklung von Methoden geht, denke ich, dass mein bei Research International über Jahre gewonnenes Wissen in der Kommunikationsforschung bei der Verfeinerung unserer Messmethoden von Wahrnehmungs- und Informationsprozessen – Stichwort: Eye-, Involvementtracking – weiterhelfen wird.

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