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Sonntagsfrage in der Türkei: Erdogans Regierungspartei AKP erzielt 63%
Berlin - Wenn am Sonntag in der Türkei Parlamentswahlen wären, käme die Partei von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan AKP auf 63% der Stimmen. Das ergab die erste gesamttürkische Grundlagenstudie, die jetzt vom Meinungsforschungsinstitut LILJEBERG Research International vorgelegt wurde. Die islamisch-konservative AKP kann demnach ein Plus von mehr als 16% verbuchen. Bei den Wahlen im Jahr 2007 hatte die „Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung“ (AKP) 46,7% erhalten. Die ebenfalls im Parlament vertretenen Parteien CHP und MHP büßen dagegen Stimmen ein. Die kemalistische CHP kommt auf 15% (nach 20,8% bei den Wahlen 2007). Die nationalistische MHP liegt bei 9% (nach 14,3% in 2007) und wäre damit nicht mehr im türkischen Parlament vertreten. Im März finden in der Türkei Kommunalwahlen statt. Die nächsten regulären Parlamentswahlen sind im Oktober 2011.
"Die große Zustimmung für Ministerpräsident Erdogan ist während seiner Amtszeit weiter gewachsen. Der Jubel in der Türkei nach Erdogans Eklat in Davos, Ende Januar, kommt daher für mich nicht überraschend", erklärt Dr. Holger Liljeberg, Geschäftsführer von LILJEBERG Research International. Der Ministerpräsident selbst erntet die besten Werte bei der Frage: "Wie zufrieden sind Sie alles in allem mit der Politik in der Türkei?". 69% der repräsentativ Befragten sind mit Erdogan zufrieden. Seine Partei, die AKP, erreicht mit 56% einen Mittelfeldplatz. Sicherheitspolitik/Kriminalitätsbekämpfung (64%), Regierungspolitik (61%), Kultur- (59%), Bildungs- (57%) und Verkehrspolitik (56%) kommen noch besser an.
"Vor allem an der Bildung kann man den deutlichen Riss erkennen, der derzeit durch die türkische Bevölkerung geht", erklärt Dr. Holger Liljeberg. "Die Zufriedenheit mit Erdogan und seiner Politik nimmt deutlich ab, je höher der Bildungsgrad ist." Wer einen Hochschulabschluss hat, wertet in der Regel um eine Note schlechter, als weniger gebildete Personen. Das gilt auch was das Tragen eines Kopftuches betrifft. Im Rahmen der ersten umfassenden, repräsentativen Marktforschungsstudie für die Türkei, hat das Marktforschungsinstitut LILJEBERG Research International auch die Einstellung türkischer Frauen zum Kopftuch abgefragt. 57% der weiblichen Befragten gaben an, ständig ein Kopftuch zu tragen. Mehr als jede Dritte (34%) jedoch trägt gar kein Kopftuch. Besonders auffällig ist der Unterschied, wenn man den Bildungsgrad betrachtet. Frauen ohne Schulabschluss bzw. mit Grundschulabschluss tragen zu 69% ständig ein Kopftuch. Bei Frauen mit einem Hochschulabschluss liegt dieser Anteil nur noch bei 17%. Für Dr. Holger Liljeberg ein weiterer Beleg für die deutliche Spaltung der Türkei. "Auch die regionalen Unterschiede sind enorm", erklärt Dr. Liljeberg. "In der Ägäis-Region tragen nur 42% der Frauen immer ein Kopftuch. Am Schwarzen Meer (71%), Ostanatolien (67%) und in der Marmara-Region (66%) ist das Kopftuch dagegen viel weiter verbreitet."
Die Mehrheit der Frauen gab an, mit dem Tragen des Kopftuches ihren Glauben zu demonstrieren (48%). 36% tragen das Kopftuch allerdings "eigentlich nur aus Gewohnheit". Die Mehrheit der Türken, übrigens sowohl Frauen, als auch Männer, ist der Überzeugung, dass jede Frau selbst bestimmen sollte, ob und wann sie ein Kopftuch trägt.
71% der Befragten geben an "streng religiös" zu sein. Auch hier offenbaren sich deutliche Unterschiede betrachtet man die Ergebnisse genauer. Der Anteil der Hochschulabsolventen liegt auch hier bei nur 40%. Je schlechter der Bildungsgrad desto gläubiger sind die Menschen in der Türkei. 78% derer die keinen bzw. nur einen Grundschulabschluss haben bezeichnen sich als "streng religiös".
Die Studie der LILJEBERG Research International wurde im November 2008 als proportionale Random Stichprobe über Telefoninterviews durchgeführt. Die empirische Basis umfasst 1.101 repräsentativ ausgewählte Personen in der gesamten Türkei. Zu den Untersuchungsfeldern zählten auch Lebenszufriedenheit, Wohnsituation, Erlebnismilieus, Kauf- und Freizeitverhalten und anderes.
Quelle: Liljeberg Research International
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