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Interview zur WdM mit Beat Fischer, Intervista "Smartphone-Tracking wird klassische Mobilitäts-Tagebuchstudien ersetzen"

Das Thema Ihres Web-Seminars am 09. Mai lautet „Mobilitätsforschung mit Smartphone-Tracking-Daten“. Was lernen die Teilnehmenden dabei Neues?
Beat Fischer: Neu an diesem Ansatz ist sicher, dass die Mobilitätsforschung dank Smartphone-Tracking-Daten das nächste Level erreicht. Im Web-Seminar zeigen wir zunächst auf, wie präzise das Mobilitätsverhalten mit einer Smartphone-App aufgezeichnet werden kann und wie mit dieser Methodik ein riesiger Datenschatz generiert wird. Anschließend lernen die Teilnehmenden anhand von konkreten Beispielen aus der Praxis die diversen Einsatzgebiete kennen.
Melden Sie sich jetzt für das Web-Seminar mit Beat Fischer am 9. Mai um 14h an!
Was hat sich in der Mobilitätsforschung in den letzten zwei Jahren getan? Wären diese Veränderungen Ihrer Meinung nach auch ohne Corona eingetreten?
Beat Fischer: Während der Corona-Pandemie hat sich das Mobilitätsverhalten sehr stark und sehr plötzlich verändert. Zahlreiche Stakeholder aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien brauchten dringend aktuelle Daten. Dafür waren innovative Ansätze wie zum Beispiel Trackings mit einer Smartphone-App prädestiniert. Daher kann man vermutlich schon sagen, dass Corona, so wie in vielen anderen Bereichen, auch in der Mobilitätsforschung die digitale Transformation beschleunigt hat.
Datenschutz spielt heutzutage eine enorm wichtige Rolle. Insbesondere beim Smartphone-Tracking geben Panellisten viele sensible Daten preis. Welche Auswirkungen merken Sie davon in Ihrem Panel? Wie unterscheiden sich die Teilnehmenden von der repräsentativen Bevölkerung?
Beat Fischer: Das Thema Datenschutz ist bei solchen Tracking-Panels natürlich sehr wichtig. Für die Teilnahmebereitschaft erweist es sich als sehr hilfreich, dass wir die potenziellen Teilnehmenden sehr transparent über den Verwendungszweck der Daten informieren und ihnen auch den Nutzen dieser Forschung für unsere Kunden wie Behörden, Universitäten, öffentlicher Verkehr sowie Unternehmen aus der Privatwirtschaft klar aufzeigen. Trotzdem hat natürlich nicht jede Person ein Smartphone, und auch nicht jede Person ist bereit, sich über ihr Smartphone tracken zu lassen. Das hat einen Einfluss auf die Repräsentativität der mit dieser Methodik untersuchbaren Stichprobe. Da wir unsere Daten mit Zensusdaten überprüfen können, wissen wir aber, dass die Einschränkungen bezüglich Repräsentativität nur gering sind.
Wenn Sie drei Vorhersagen für die Zukunft des Smartphone-Trackings treffen sollten, welche wären diese?
Beat Fischer: Die Methode hat derart gewichtige Vorteile, dass sie aus unserer Sicht bereits in naher Zukunft noch weiter an Bedeutung gewinnen und zum Beispiel weitere klassische Mobilitäts-Tagebuchstudien ersetzen wird. Die Entwicklung der technologischen Möglichkeiten wird weiter voranschreiten, wodurch sich auch die Messqualität noch weiter erhöhen lässt. Und die Daten werden auch in vielen angewandten Bereichen wie Plakat-, Konsumenten- und Tourismusforschung stärker gefragt sein.
Welches ist das nächste Ziel für Ihr Mobilitätstracking? Ist ein Rollout in andere Märkte geplant?
Beat Fischer: Ein großes Ziel ist, dass unser methodischer Ansatz in die größten Mobilitätsforschungsprojekte integriert wird und damit deren Genauigkeit und Einsatzmöglichkeiten erhöht. Auf diesem Weg haben wir vor kurzem einen wichtigen Meilenstein erreicht: So haben wir den Auftrag erhalten, für die künftige Erhebung des Mikrozensus Mobilität und Verkehr eine Smartphone-Tracking-App zu entwickeln. Nun gilt es, dieses Projekt erfolgreich umzusetzen und auch parallel weitere Projekte wie zum Beispiel im Bereich der Verteilschlüssel im öffentlichen Verkehr oder Themen aus dem Bereich Nachhaltigkeit wie CO2-Verbrauch der individuellen Mobilität voranzutreiben. Den Rollout in andere Märkte haben wir als Technologielieferant bereits vor einer Weile gestartet: So wird beispielsweise in Deutschland im Geolocation-Tracking-Panel GIM Traces unsere Technologie seit 2019 eingesetzt.
Inwiefern unterscheidet sich Ihr Ansatz grundlegend von anderen?
Beat Fischer: Unser Ansatz umfasst nicht nur eine Tracking-App, sondern auch komplexe und präzise Modelle, welche die Mobilität detailliert erfassen. Zudem haben wir einen Weg gefunden, das Tracking sehr akkuschonend durchzuführen, wodurch es sich für eine Langzeiterhebung eignet. Wir haben viele User, die sich bereits seit mehr als drei Jahren kontinuierlich tracken lassen. Im Vergleich zu Daten beispielsweise von Mobilfunkbetreibern haben wir neben einer größeren Genauigkeit zudem noch den Vorteil, dass wir Hintergrundvariablen – zum Beispiel zur Soziodemografie oder Interessen – mit den gemessenen Daten verknüpfen können und so noch tiefere Insights generieren können.
Vor welchen Herausforderungen sieht sich die Mobilitätsforschung Ihrer Meinung nach zukünftig?
Beat Fischer: Wie in vielen Bereichen steigt auch im Bereich der Mobilitätsforschung der Datenbedarf. Hier gilt es die Chancen der Digitalisierung zu nutzen und dadurch mehr und präzisere Daten zu erheben. Selbstverständlich bleibt auch das Thema Repräsentativität besonders relevant. Das gute bei einem Panelansatz ist, dass man die Struktur der Stichprobe sehr detailliert kennt und allfällige Schiefen ausgleichen kann.
Wer darf Ihr Web-Seminar keinesfalls verpassen?
Beat Fischer: Alle, die sich für innovative Forschungsmethoden und insbesondere für das Thema Mobilitätsforschung interessieren.
Melden Sie sich jetzt für das Web-Seminar mit Beat Fischer am 9. Mai um 14h an!
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