Studie Pride Month Sinkende Unterstützung für LGBT+-Rechte

Vorbereitungen auf eine LGBT+-Parade in Sao Paulo am 5 Juni dieses Jahrs. Der größte Anteil von LGBT+ an der Gesamtbevölkerung findet sich laut der Studie mit 15 Prozent in Brasilien. (Bild: picture alliance / ZUMAPRESS.com | Cris Faga)
Anlässlich des Pride Month hat das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Ipsos eine internationale Studie durchgeführt. Auch in anderen westlichen Ländern wie den USA hat demnach die Unterstützung für LGBT+-Rechte zuletzt merklich nachgelassen. Maßnahmen, die die Rechte von Transgender-Personen stärken, werden dort besonders kritisch gesehen.
Trotz Verlusten: Mehrheit für Ehe für alle und Adoptionsrecht
62 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass gleichgeschlechtliche Paare in Deutschland legal heiraten dürfen sollten – das sind sechs Prozentpunkte weniger als bei der letzten Erhebung vor zwei Jahren. Weitere zwölf Prozent vertreten die Ansicht, dass gleichgeschlechtliche Paare zwar eine Art von rechtlicher Anerkennung erhalten, aber nicht heiraten dürfen sollten. Etwa ebenso viele (13 Prozent) sprechen sich gegen jede Form der Anerkennung aus. In Italien, Großbritannien, Kanada und den USA ist die Akzeptanz von gleichgeschlechtlichen Ehen ebenfalls stark rückläufig.
Am niedrigsten ist die Zustimmung unter allen befragten Ländern in der Türkei, wo sich nur ein Fünftel (20 Prozent) für die Ehe für alle ausspricht.
Über zwei Drittel der deutschen Bevölkerung (68 Pozent) glauben laut Studie, dass gleichgeschlechtliche Paare mit der gleichen Wahrscheinlichkeit wie andere Eltern erfolgreich Kinder großziehen können. 67 Prozent finden daher auch, dass Homosexuelle bei der Adoption von Kindern die gleichen Rechte haben sollten wie heterosexuelle Paare. 2021 wurde diese Auffassung allerdings von 69 Prozent der Befragten geteilt, vor genau einem Jahrzehnt lag der Wert sogar noch höher (2013: 71 Prozent). Am größten ist die Akzeptanz von Regenbogenfamilien derzeit in Spanien (80 Prozent), am niedrigsten in Polen (33 Prozent) und der Türkei (35 Prozent).
Neben großen geografischen Unterschieden fallen auch Differenzen im Antwortverhalten zwischen Männern und Frauen beziehungsweise jungen und älteren Befragten auf. Während sich Frauen und jüngere Personen vergleichsweise häufig für LGBT+-Rechte aussprechen, wird die Gleichstellung von queeren Menschen von Männern und älteren Befragten deutlich seltener befürwortet.
Zwei Drittel für Schutz von transgender Personen vor Diskriminierung
Erstmalig abgefragt wurden in der Studie die Einstellungen der Menschen gegenüber Transgender-Personen. Die Meinung, dass Transmenschen im eigenen Land noch immer stark diskriminiert werden, findet bei den Deutschen mit 47 Prozent Zustimmung keine Mehrheit. Im Durchschnitt der 30 untersuchten Länder wird diese Ansicht dagegen von 67 Prozent der Befragten geteilt.
Zwei Drittel (68 Prozent) sprechen sich in Deutschland grundsätzlich dafür aus, dass Transgender-Personen in Bereichen wie Arbeit und Wohnen sowie beim Zugang zu Restaurants oder Geschäften vor Diskriminierung geschützt werden sollten.
Auch hier liegt Deutschland deutlich unter dem globalen Durchschnitt von 76 Prozent – lediglich in Ungarn, Rumänien, Polen und der Türkei ist die Zustimmung noch etwas geringer als hierzulande.
Bei anderen Antidiskriminierungsmaßnahmen gehen die Meinungen noch weiter auseinander. 57 Prozent der Deutschen halten es für richtig, dass Transmenschen die Nutzung von nach Geschlechtern getrennten Einrichtungen wie öffentlichen Toiletten gestattet sein sollte, wenn sie dem Geschlecht entsprechen, mit dem sie sich identifizieren, 28 Prozent stimmen dem nicht zu. Bemerkenswert:
Unter allen 30 befragten Ländern bilden die USA und Großbritannien (je 40 Prozent) das Schlusslicht. Dort sind die Rechte und der Schutz von Transgender-Personen in letzter Zeit zu polarisierenden politischen Themen geworden.
Elf Prozent der Deutschen identifizieren sich als LGBT+
Mehr als jeder zehnte Deutsche (11 Prozent) definiert sich laut Studie selbst als Teil der LGBT+-Community. Davon fühlen sich drei Prozent zum selben Geschlecht hingezogen, weitere vier Prozent sind laut eigener Aussage bisexuell. Jeweils ein Prozent der Bevölkerung beschreibt sich selbst als pansexuell/omnisexuell oder asexuell. Vier Prozent der Deutschen geben an, sich nicht als männlich oder weiblich, sondern als transgender, nicht-binär, nicht geschlechtskonform oder genderfluid zu identifizieren.
Der größte Anteil von LGBT+ an der Gesamtbevölkerung findet sich in Brasilien (15 Prozent), Spanien (14 Prozent) und der Schweiz (13 Prozent). In Polen (6 Prozent), Japan (5 Prozent) und Peru (4 Prozent) ordnen sich die wenigsten Menschen der LGBT+-Community zu.
Sexuelle und geschlechtliche Vielfalt bei Gen Z am größten
Unter jungen Erwachsenen ist die sexuelle und geschlechtliche Vielfalt dabei deutlich größer als bei älteren Befragten. In Deutschland identifizieren sich 22 Prozent der Gen Z (Jahrgang 1997+) als LGBT+. Unter Millennials (1981-1996) und Menschen der Gen X (1965-1980) liegt dieser Wert bei jeweils zehn Prozent, bei der Generation der Baby Boomer (1946-1964) nur bei fünf Prozent.
Erhebungsmethode | Online-Umfrage |
Befragte Zielgruppe | Personen im Alter von 16 bis 74 Jahren |
Stichprobengröße | 22.514 Personen |
Feldzeit | 17. Februar bis 03. März 2023 |
Länder | Argentinien, Australien, Belgien, Brasilien, Chile, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Irland, Italien, Kanada, Kolumbien, Japan, Mexiko, Neuseeland, den Niederlanden, Peru, Polen, Rumänien, Schweden, Schweiz, Singapur, Spanien, Südafrika, Südkorea, Thailand, Türkei, Ungarn und den USA |
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