Kolumne von Marco Ottawa Sind unsere Kompetenzen noch zeitgemäß?

Marco Ottawa berichtet, welche Fähigkeiten betrieblichen und Institutsmarktforschern noch ausbauen müssten. Hier mehr zu den Ergebnissen der Studie.

Früher war es wichtig, Papierfragebögen so zu gestalten, dass sie von Scannern automatisch eingelesen werden konnten. Aber wer führt heute noch in größerem Maß Papierbefragungen durch? Wer hingegen konnte sich zu unseren Studienzeiten vorstellen, dass eine Verkabelung seines Körpers nicht nur einem EKG, sondern auch impliziter Forschung dienen könnte? Hat aber nun unsere Kompetenz mit diesen und vielen anderen die Marktforschung tangierenden Entwicklungen Schritt gehalten? Wir glauben, dass das nicht immer der Fall ist.

Glauben ist bei Marktforschern aber immer so eine Sache. Sie wollen am liebsten alles messen und wissenschaftlich beweisen. So ergeht es auch uns mit den Kompetenzen. Im Vorjahr haben wir auf empirischer Basis auf dem BVM-Kongress darüber einen Vortrag gehalten, der manche Kompetenzlücke aufzeigte. Das waren beispielsweise das mangelnde Verständnis der Institutsmarktforscher für die Unternehmen, Branchen und Märkte ihrer Auftraggeber. Der zunehmend in den Namen von Instituten auftretende Begriff Beratung beziehungsweise Consulting scheint aus der Warte der betrieblichen Marktforscher oftmals nur eine leere Worthülse zu sein, mittels derer versucht werden soll, höhere Tagessätze zu liquidieren.

Ihren betrieblichen Pendants wurden zum Teil methodische Mängel attestiert. Schlimmer wiegt hingegen der Vorwurf, nicht ausreichend partnerschaftlich mit ihren Auftraggebern aus den Instituten umzugehen. Und schließlich wurden betriebliche Marktforscher auch noch der Praxisferne bezichtigt sowie moderne Methodik zu selten einzusetzen. Nicht zuletzt, weil uns bis heute zu diesem Thema Anfragen für Vorträge und Gastvorlesungen erreichen, hat uns das Thema nicht losgelassen, sodass wir beschlossen haben, den "Kompetenzen in der Marktforschung" ein Buch zu widmen. Warum wir das erwähnen? Nicht um Umsatz zu machen, denn jeder Autor weiß, dass man damit allenfalls wissenschaftliche Reputation erwerben oder, um einen Morphologen zu zitieren, der nicht genannt werden möchte, für seinen Nachruhm Vorsorge treffen kann. Wer seine Stärken, aber gerade auch seine Schwächen kennt, kann Kompetenzen aufbauen oder erweitern und damit Wettbewerbsvorteile erzielen. Unser Buch beabsichtigt weniger, der deutschsprachigen Marktforschung einen Spiegel vorzuhalten, sondern ihr mit tätigkeits- und methodenspezifischen Kompetenzclustern Ansatzpunkte für einen zukunftsorientierten Kompetenzausbau an die Hand zu geben.

Wie hieß es doch in einer Zahnpastawerbung aus unseren Kindertagen: "Damit Sie auch morgen noch kraftvoll marktforschen (Oder war es zubeißen?) können."

Der Autor

Marco Ottawa, Telekom
Marco Ottawa ist Marktforscher bei Telekom Deutschland und Lehrbeauftragter für Marktforschung an der TH Köln.

 

 

 

 

Nehmen Sie sich bitte zehn Minuten Zeit und füllen Sie unseren Fragebogen aus, damit wir unsere Forschung auf eine möglichst breite empirische Basis stellen können. Wir sind uns sicher, dass Sie damit einen Beitrag zur vielbeschworenen Zukunftssicherheit unserer Branche leisten können. Und hier geht es zu unserer Onlinebefragung: http://s1.rogator.de/data/telekom4/Zukunft_der_Marktforschung

 

Diskutieren Sie mit!     

Noch keine Kommentare zu diesem Artikel. Machen Sie gerne den Anfang!

Um unsere Kommentarfunktion nutzen zu können müssen Sie sich anmelden.

Anmelden

Weitere Highlights auf marktforschung.de