Michael Berger, Business-Coach und Management-Berater Sieben Gründe den Job zu wechseln

Michael Berger
,1. Die Beziehung zu Vorgesetzten und/ oder Kollegen ist gestört
Sie kennen die Situation: Morgens um halb Acht ist die Welt nicht mehr in Ordnung. Sie stehen vom Frühstückstisch auf und haben den Kopf bereits voll mit negativen Gedanken. Der Auftrag Ihres Abteilungsleiters von letzter Woche liegt Ihnen weiterhin schwer im Magen. Sie wissen, dass Herr Müller-Lüdenscheid damit falsch liegt. Sie haben ihm die Gründe genannt, aber ihn haben sie nicht interessiert. Da Sie massiv in Ihren Erwartungen vom Verhalten Ihres Chefs enttäuscht sind, hadern Sie mit Ihrer Situation in der Firma. Sie spielen schon seit längerem mit dem Gedanken, sich eine Alternative zu suchen. Sie sind nicht länger bereit, wider besseres Wissen Aufgaben zu erledigen, die ganz anders zu bearbeiten wären. Der Dogmatismus Ihres Vorgesetzen wird immer unerträglicher. Sie leiden darunter. Und wenn im Rahmen der anstehenden Umstrukturierung keine Möglichkeit für Sie besteht, Ihre Vorstellungen umfänglich darzulegen und damit eine Richtungsänderung zu bewirken, werden Sie kündigen.
2. Die Aufgabe(n) sind nicht erfüllend / fordernd genug
Sie sitzen am Schreibtisch und sinnieren, während Sie aus dem Fenster schauen. Die Woche hat ja schon gut angefangen: Alles was Sie bis zum Freitag zu tun haben, können Sie grob umrissen bereits jetzt auf ein Blatt Papier schreiben. Und zwar ohne groß darüber nachdenken zu müssen. Sie kennen die Thematik, Anforderungen und Abläufe. Und genau so wird die Umsetzung erwartet. Die Stabilität des Prozesses steht im Vordergrund. Ihre Motivation im Hintergrund. Sie fragen sich, wie lange Sie noch nur 10 Prozent Ihrer Kompetenzen einbringen können. Der Motor läuft nahe dem Leerlaufbereich. So können Sie nicht die Leistung erbringen, die Ihnen vorschwebt. Da dümpelt das Rennboot auf dem Angelteich. Sie haben bereits wiederholt angedeutet, dass Sie anderes und mehr können. Ihr Vorgesetzter will Sie aber als "Bank" für seine Lieblingsprozesse nutzen, um "auf der sicheren Seite zu sein". Das langweilt Sie nicht nur, sondern lässt Sie andere Optionen ausleuchten: Wo gibt es Aufgaben, die Ihre originären Fähigkeiten erfordern? Sie machen sich jetzt auf die Suche.
3. Das Einkommen stimmt nicht
Sie ackern wie ein Pferd. Und Sie sind stolz darauf. Die Ergebnisse stimmen in der ganz überwiegenden Zahl der Aufgaben mit den Erwartungen Ihrer Auftraggeber überein. Sie leisten weit Überdurchschnittliches. Aber Ihr Gehalt bewegt sich gerade mal im Durchschnittsbereich. Und Sie haben wenig Aussicht auf Änderung. Im Grunde stimmt der Job. Auch die Arbeitssituation ist in Ordnung. Sie können eigentlich nicht klagen - aber "uneigentlich" sind Sie unzufrieden. Sie fühlen sich "unter Wert verkauft". Das war zwar anfangs kein Problem, allerdings hatten Sie erwartet, dass sich die Entlohnung steigert. Aber auch auf Ihre diesbezügliche Nachfrage haben Sie keinen positiven Bescheid erhalten. Jetzt fragen Sie sich, wie lange sie diese Situation akzeptieren können. Im Zweifel gibt es ja auch noch andere Firmen in Ihrer Branche. Auch wenn Sie dort mit mehreren Unbekannten (Kollegen, Aufgaben, Handlungsfreiheit, Akzeptanz) rechnen müssen, wollen Sie doch keine Unzufriedenheit auf Dauer ertragen. Die Alternative fällt Ihnen schwer, aber sie ist nicht unmöglich.
4. Es bestehen keine Entwicklungsmöglichkeiten
Sie sind ein Meister Ihres Fachs. Sie beherrschen Ihre Aufgaben aus dem ff. Seit Jahr und Tag weisen Sie neue Kollegen in das Arbeitsgebiet der Abteilung ein. Und helfen anderen, die ein Problem in ihrer Tätigkeit haben. Sie überblicken nicht nur Ihren Job, sondern auch die Aufgaben Ihrer Abteilung. Das Ganze hat einen Schönheitsfehler: Es gibt keine Möglichkeiten für Sie, sich darüber hinaus zu qualifizieren. Sie möchten weiterkommen, nicht unbedingt hierarchisch, aber auf jeden Fall fachlich. Sie sehen sich noch lange nicht am Ende Ihres Arbeitslebens angekommen. In Ihrem Alter setzt man an zur nächsten Etappe auf dem Berufsweg. Das scheint aber niemand zu sehen. Ihr Chef zählt auf Sie - genau in der Tätigkeit, die Sie im Schlaf beherrschen. Ihre Kollegen verlassen sich auf Sie, wenn's mal eng wird. Und die Kunden freuen sich, wenn Sie für sie da sind. - Aber alles hat seine Grenzen, leider auch Ihre Entwicklung in der Firma. Jetzt steht eine Entscheidung an: Entweder man macht Ihnen den Weg frei, oder Sie gehen einen anderen.
5. Es besteht das Bedürfnis nach anderen/ neuen Erfahrungen (Inhalte, Aufgaben, Funktionen)
Sie haben alles erreicht, was Sie sich zu Beginn dieser Tätigkeit vorgenommen hatten: Erfolg, Zufriedenheit, Anerkennung (und das Geld stimmt auch). Jetzt möchten Sie zu neuen Ufern aufbrechen: Das kann ja noch nicht alles gewesen sein! Sie suchen andere Herausforderungen, der Reiz des Neuen lockt Sie, Sie wollen die (Arbeits-)Welt entdecken und ganz andere Dinge tun. Dazu sehen Sie sich durch Ihre breit angelegte Qualifizierung und die unterschiedlichen Erfahrungen aus mehreren Tätigkeiten gut gerüstet. Leider sehen Sie keine Möglichkeiten, in Ihrem Unternehmen diese Alternativen zu verwirklichen. Sie können sich nicht vorstellen, auf dem Höhepunkt Ihres Berufslebens stehen zu bleiben und die zweite Hälfte ungenutzt verstreichen zu lassen. Daher bleibt Ihnen keine andere Wahl, als zu gehen.
6. Überforderung
Sie reißen sich die Beine aus für die Firma! Aber es wird Ihnen nicht gedankt. Sie spüren schon länger, dass Sie an Ihre Grenzen gelangt sind. Ihr Chef packt Ihnen gerne immer noch ein paar Aufgaben obendrauf. Sie können das nicht ablehnen. Sie wollen sich ja nicht drücken. Auch möchten Sie sich selbst beweisen, dass Sie den Anforderungen gewachsen sind. Allerdings: Genug ist genug. Sie haben das Gefühl, nicht mehr zur vollsten Zufriedenheit - für Ihren Vorgesetzten und für sich selbst - die Arbeit bewältigen zu können. Und Ihr Abteilungsleiter sieht Ihr Problem offenbar nicht. Oder will es nicht sehen. Der Druck nimmt ja stetig zu. Und es erscheint kein Licht am Ende des Tunnels. Sie sehen sich gefangen im Dilemma zwischen nicht abnehmenden Aufgaben mit steigendem Anspruch und den Grenzen des Machbaren. Ehe Sie im Burnout landen müssen Sie die Notbremse ziehen und gehen. Es ist für Sie nur noch eine Frage des Wie, nicht mehr des Ob.
7. Ablehnung als Person
Sie fühlen sich nicht nur als "fünftes Rad am Wagen". Sie werden regelrecht missachtet: Ihr Chef behandelt Sie wie einen Laufburschen, Ihre Kollegen reden mehr über Sie als mit Ihnen. Egal wieviel Mühe Sie sich auch geben, Sie erhalten keine Anerkennung. Dabei geht es Ihnen gar nicht darum, gelegentliche Fehler nicht anzuerkennen. Sie wollen gerne Ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen bzw. weiter verbessern. Aber hierzu werden Sie weder kritisiert noch motiviert. Ihre Beiträge werden nicht aufgegriffen. Sie werden einfach ignoriert. Man übersieht Sie und nimmt Sie schlicht nicht wahr. Im persönlichen Kontakt redet man herablassend mit Ihnen. Sie haben das Gefühl, unerwünscht zu sein. Sie passen ganz offensichtlich nicht in dieses Team. Und auch nicht in diese Organisation. Zumindest haben Sie auf Ihre vorsichtigen Erkundungsversuche von der Personalabteilung keine Resonanz erfahren. Auch dort scheint sich niemand für Sie zu interessieren. Ihre Selbstachtung wollen Sie nicht weiter strapazieren. Das war's dann wohl in dieser Firma ...
Zum Autor:
Michael Berger, Business-Coach und Management-Berater, unterstützt Unternehmen bei Transformationsprozessen. Bei der Platzierung von Führungskräften im Rahmen von Management-Diagnostik erstellt er Gutachten zu Führungs- und Managementkompetenz. Er unterstützt Führungskräfte bei der Gestaltung von Integrations- und Teamprozessen.
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